Fr. Jan 24th, 2025

vermögensverwaltende GmbH in der Praxis

Im deutschen Bundestagswahlkampf ist die Besteuerung und mögliche zusätzliche Belastung von Privatanlegern mit Sozialabgaben auf Kapitalerträge aus Aktien zu einem wichtigen Thema geworden. Immer mehr Anleger denken aktiv über die Gründung einer eigenen vermögensverwaltenden GmbH (vvGmbH) nach, um diesen Abgaben zu entgehen.

Wie groß das Interesse an der vermögensverwaltenden GmbH ist, haben mir die Reaktionen auf einen spontanen X-Post von mir gezeigt. Dieser wurde 78.000 Mal angeklickt und generierte eine Vielzahl zum Teil sehr spezielle Fragen zu diesem Thema.

vermögensverwaltende GmbH Tweet

Ich selbst investiere seit nunmehr 13 Jahren über eine eigene vermögensverwaltende GmbH und verfüge daher über einige Erfahrungen, die ich mit diesem Beitrag gerne weitergebe.

Inhalt

Einen Disclaimer möchte ich jedoch vorausschicken: Viele Eurer Detailfragen, insbesondere aus den Bereichen Steuern und Recht, kann, will und darf ich nicht erschöpfend beantworten. Ich bin weder Steuerberater noch Jurist, Ihr dürft von mir weder hier noch anderswo eine rechtssichere Beratung erwarten.

Ich bin lediglich Unternehmer und Investor, der seit mehr als einem Jahrzehnt eine eigene vermögensverwaltende GmbH betreibt und darin sowohl börsennotierte Wertpapiere als auch einige andere Unternehmensbeteiligungen hält. Ich stehe – gemeinsam mit Euch – zu 100% auf der Seite der Investoren und habe keine Beratung, kein Coaching, keine Software oder sonst etwas zu diesem Thema zu verkaufen.

Diese Unabhängigkeit führt sicherlich dazu, dass dieser Artikel etwas kritischer ausfällt, als man es sonst gewohnt ist. Denn wenn man sich sonst so zum Thema vermögensverwaltende GmbH informiert, könnte man fast meinen, dass jeder vorausschauende Privatanleger seine eigene “Spardosen GmbH” gründen sollte, um Steuern zu sparen.

Aber weit gefehlt. Das wäre ja auch zu einfach, oder?

Steuervorteile der vermögensverwaltenden GmbH

Die vermögensverwaltende GmbH gilt in Deutschland seit vielen Jahren als bewährtes Steuersparmodell für fortgeschrittene Privatanleger. Der wohl größte Vorteil besteht darin, dass innerhalb der GmbH auf Veräußerungsgewinne aus Aktien (= realisierte Kursgewinne) keine Abgeltungsteuer in Höhe von 25 % zzgl. Solidaritätszuschlag anfällt.

Wenn du deine Aktien nicht im Privatvermögen, sondern im Anlagevermögen deiner vermögensverwaltenden GmbH hältst, kannst du von deutlich niedrigeren Steuersätzen auf Veräußerungsgewinne profitieren. Denn diese Gewinne sind für die GmbH zu 95 % steuerfrei. In der Praxis bedeutet das einen Steuersatz von nur ca. 1,5 % für realisierte Aktienkursgewinne. Details findest Du hier.

Steuerliche Nachteile der vermögensverwaltenden GmbH

Deutlich ungünstiger sieht es bei den Dividenden aus. Auch diese werden bei Aktien im Privatvermögen – wie Veräußerungsgewinne – mit der Abgeltungsteuer von 25% zzgl. Solidaritätszuschlag besteuert. Bei der GmbH unterliegen Dividenden zu 100% der Körperschaftsteuer (Steuersatz 15%) und in der Regel zusätzlich der Gewerbesteuer (Steuersatz je nach Gemeinde ca. 11-17%). Die steuerliche Belastung von Dividenden in der GmbH durch Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer beträgt damit insgesamt bis zu 30% und ist damit sogar etwas höher als die Abgeltungsteuer.

Wenn Du Dich also als Dividendensparer siehst, d.h. eine Buy&Hold-Strategie mit Dividendentiteln verfolgst und diese fast nie umschichtest, ist eine vermögensverwaltende GmbH für Dich in der Regel uninteressant.

Wenn Du aber wie ich ein aktiver Anleger bist, der seine Kapitalerträge in erster Linie durch Kursgewinne generiert, dann solltest Du weiterlesen, denn dann könnte eine vermögensverwaltende GmbH für Dich interessant sein.

Wie aufwendig ist die Gründung einer vermögensverwaltenden GmbH?

Auch wenn es im Internet vollmundige Versprechungen und Billigangebote gibt: Meiner Erfahrung nach ist die Gründung einer Kapitalgesellschaft in Deutschland in der Praxis immer noch eine relativ aufwändige und nicht ganz günstige Angelegenheit. Denn für die Gründung einer vermögensverwaltenden GmbH braucht man einen Notartermin, muss mit der Gründungsurkunde in der Hand ein Geschäftskonto eröffnen, dort das Stammkapital einzahlen und dann die GmbH beim Handelsregister anmelden. Danach erst folgt die Depoteröffnung für deine vermögensverwaltende GmbH bei einem geeigneten Broker.

Immer wieder lese ich, dass die Gründung einer GmbH angeblich mit weniger als 500 € zu bewerkstelligen ist. Aus meiner Sicht ist das eine Schönrechnerei. Ich würde eher mit 1.500€-2.000€ rechnen, zumindest wenn man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Aber die Minimierung der Gründungskosten ist wirklich nicht das Wichtigste, wie Du im Laufe dieses Artikels noch erfahren wirst.

Die vermögensverwaltende GmbH als eigenständige juristische Person kann übrigens auch mehrere Gesellschafter, z.B. aus der Familie, haben und so als Holding für das Familienvermögen dienen.

Was ist bei der Wahl eines Geschäftskontos zu beachten?

Mittlerweile gibt es auch in Deutschland eine Reihe von Neo-Banken, die die Eröffnung eines Geschäftskontos online anbieten. Aus meinem Umfeld höre ich in letzter Zeit vermehrt von durchweg positiven Erfahrungen mit solchen Business Neobanken.

Ich selbst habe vor einigen Jahren negative Erfahrungen mit einem solchen Anbieter gemacht und bin deshalb für die Kontoführung meiner GmbH wieder zu meiner örtlichen Sparkasse zurückgekehrt. Die sind zwar weder billig noch innovativ, aber es gibt dort Menschen, die erreichbar sind und einen guten persönlichen Service bieten. Eine über 25 Jahre gewachsene Hausbankbeziehung ist mir als Unternehmer durchaus etwas wert.

Wie wähle ich den Broker für eine vermögensverwaltende GmbH aus?

Während es eine große Auswahl an Geschäftskonten für GmbHs gibt, ist die Auswahl eines geeigneten Brokers für die vermögensverwaltende GmbH nicht so einfach. Die bei Privatanlegern so beliebten Neo-Broker bieten meist gar keine Depots für GmbHs an.

Grundsätzlich ist es aber kein Problem, wenn die vermögensverwaltende GmbH als juristische Person und du als Privatperson jeweils ein eigenes Depot beim selben Broker haben. Ich selbst bin mit meiner vermögensverwaltenden GmbH seit 2018 Kunde bei flatex, da ich dort seit Jahren – relativ zufrieden – mein privates Depot führe und die Konditionen auch bei größeren Volumina im Vergleich zu anderen Brokern durchaus fair sind. Da ich im Jahr nur etwa 30 Trades tätige, war die manuelle Buchführung der Trades bisher auch gut zu bewältigen.

Mittlerweile gibt es aber gute Gründe für mich, zumindest mittelfristig über einen Wechsel nachzudenken. Denn mein Steuerberater muss jede Teilausführung einzeln verbuchen, manchmal besteht eine Order von mir aus Dutzenden von Teilausführungen. Leider bietet flatex meines Wissens keine Online-Schnittstelle an, die die Buchhaltung beim Steuerberater deutlich vereinfachen und damit kostengünstiger gestalten würde.

Der führende Anbieter für eine vermögensverwaltende GmbH ist wohl InteractiveBrokers bzw. deren Reseller-Plattformen wie LYNX, CapTrader etc. Sie bieten angeblich eine solche Schnittstelle an, mit der ich allerdings noch keine Erfahrung habe. Für die kurzfristig orientierten Trader unter euch, die im Gegensatz zu mir viel handeln, ist eine solche Automatisierung der Buchhaltung aus meiner Sicht elementar wichtig und ihr solltet euch vor der Gründung einer “Trading GmbH” unbedingt Gedanken über eine Lösung machen.

Können Wertpapiere aus dem Privatdepot in die vermögensverwaltende GmbH eingebracht werden?

Im Internet gibt es einige Experten, die behaupten, dass man auch bestehende Aktiendepots in eine vermögensverwaltende GmbH einbringen und damit Steuern sparen kann. Die Experten meines Vertrauens raten davon ab. Meines Wissens wird eine solche Einbringung vom Finanzamt wie ein Verkauf der Wertpapiere behandelt, d.h. es können bei der Übertragung Steuern auf Veräußerungsgewinne anfallen, obwohl die Aktien gar nicht verkauft wurden. Ich selbst habe damit keine Erfahrung, würde aber dringend davon abraten, bestehende Aktienpositionen in die GmbH zu übertragen.

Was kostet die Verwaltung der vermögensverwaltenden GmbH?

Auf die Frage, wie viel eine vermögensverwaltende GmbH im laufenden Betrieb dauerhaft kostet, gibt es leider keine allgemeingültige Antwort. Theoretisch könnte man zumindest in den ersten Jahren die vorgeschriebene Buchhaltung mit Jahresabschluss sowie die Steuererklärung selbst machen und käme dann tatsächlich mit 500 Euro im Jahr aus (u.a. für LEI – Legal Entity Identifier, IHK-Gebühren, Buchhaltungssoftware, Offenlegung Jahresabschluss). Wer diese Do-it-yourself-Methode ausprobieren möchte, findet im Blog „Mit Rückenwind“ viele Informationen auch zum Kostensparen.

Aus meiner Sicht sollte man aber die Opportunitätskosten nicht vergessen, wenn man überlegt, eine GmbH im Alleingang zu führen. Auch die eigene Zeit ist bares Geld wert. Die Zeit, die man in die Verwaltung der vermögensverwaltenden GmbH investieren muss, fehlt einem für andere wertschöpfende Tätigkeiten wie z.B. die Aktienanalyse oder für die ebenso wertvolle Freizeit.

Um die Buchhaltung, den Jahresabschluss und die Steuererklärung einer Kapitalgesellschaft ordnungsgemäß selbst zu erledigen, bedarf es erheblicher Kenntnisse. Selbst wenn man wie ich ein wirtschaftsmathematisches Studium absolviert hat, benötigt man viel Zeit, um sich in diese Themen so tief einzuarbeiten, dass man keine teuren Fehler macht. Ich rate daher dringend davon ab, sondern empfehle, sich einen Steuerberater seines Vertrauens zu suchen, der einen auf dem Weg begleitet und mit Rat und Tat zur Seite steht.

Eine solche professionelle Begleitung hat natürlich ihren Preis. Ich selbst zahle unserem Steuerberater für die verschiedenen Tätigkeiten zwischen 5.000 € und 10.000 € pro Jahr, obwohl ich die Buchhaltung mit 100% elektronischer Belegerfassung so gut wie möglich vorbereite. In diesem Betrag ist allerdings auch unsere private Steuererklärung enthalten, die Du durch die Gründung einer vermögensverwaltenden GmbH nicht los wirst. Das Thema Steuern wird für Dich durch die Gründung einer vermögensverwaltenden GmbH insgesamt deutlich komplexer, darauf musst Du Dich einstellen.

Aus mehreren Gesprächen mit jungen Investoren, die gerade ihre GmbH gegründet haben, weiß ich, dass auch die ca. 4.000 € pro Jahr für die Verwaltung (vor allem an den Steuerberater) bezahlen. Viel billiger dürfte es nicht werden, wenn man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen will.

Mir ist kein empfehlenswerter Billiganbieter bekannt, der einen entsprechenden Service zum Festpreis günstiger anbietet. Das 2019 gegründete StartUp Ride Capital, das angeblich über 2.000 GmbHs betreut hat, ging 2024 (zumindest vorübergehend) in die Insolvenz und ist aktuell eher mit Vorsicht zu genießen.

Ab welchem Vermögen lohnt sich eine vermögensverwaltende GmbH?

Manche Leute behaupten, dass sich eine vermögensverwaltende GmbH schon ab einem Stammkapital von 100.000 € lohnt. Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Denn der Aufwand ist erheblich und um GmbH-Kosten von z.B. 5.000 € mit der Steuerersparnis auszugleichen, also den Break-Even zu erreichen, müsste man schon mehr als 20.000 € Kursgewinne pro Jahr erzielen. Und dann hat man noch keinen finanziellen Vorteil realisiert und den eigenen Aufwand nicht berücksichtigt.

Ich persönlich gehe daher davon aus, dass man schon mindestens 250.000 € an Vermögen haben sollte, bevor es für einen „normalen“ Privatinvestor Sinn macht, ernsthaft über eine vermögensverwaltende GmbH nachzudenken.

Sollten Jungunternehmer eine vermögensverwaltende GmbH gründen?

Anders sieht es aus, wenn Ihr in Eurer GmbH nicht nur den Streubesitz von börsennotierten Aktiengesellschaften, sondern auch eine größere Beteiligung an einem (vielleicht noch) kleinen privaten Unternehmen halten wollt.

Für die Unternehmer bzw. StartUp-Gründer unter euch ist es sehr sinnvoll, möglichst von Anfang an eine Holding zu gründen, die die Anteile an eurem StartUp hält.Ich habe das bei meiner ersten Unternehmensgründung vor 25 Jahren versäumt und musste daher beim Verkauf ins Silicon Valley eine hohe Summe ans Finanzamt überweisen, die ich mir hätte sparen können. Das hätte aufgrund der Strukturierung dieses Deals meinen damaligen Exit fast verhindert. Aber das ist eine andere Geschichte für einen zukünftigen Blogbeitrag.

Mein Rat: Wenn man ein StartUp gründet oder Anteile erwirbt, dann spricht vieles dafür, diese Anteile an der operativen Gesellschaft von Anfang an in einer vermögensverwaltenden GmbH zu halten, auch wenn diese Anteile noch weniger als 100.000 € wert sind. Vor allem dann, wenn geplant ist, diese Anteile irgendwann zu veräußern. Denn in diesem Fall werden bei einer vermögensverwaltenden GmbH im Idealfall nur 1,5% und nicht mehr als 25% des Gewinns an Steuern fällig.

Wer bereits Anteile an einer GmbH im Privatvermögen hält, kann diese auch später noch in eine Holding (= vermögensverwaltende GmbH) einbringen. Den vollen Steuervorteil könnt ihr aber nur dann in Anspruch nehmen, wenn die Anteile vor dem späteren Verkauf mindestens 7 Jahre in der Holding gehalten wurden. Viele weitere Details zu dieser 7-jährigen Sperrfrist finden sich hier.

Die aktuelle Rechtslage spricht meiner Meinung nach dafür, wenn man ein funktionierendes Start-Up hat, das die kritischen ersten 3 Jahre überlebt hat und sich ein funktionierender Business Case abzeichnet, spätestens dann die Holding zu gründen und die Anteile zu übertragen. Dann muss man die Sperrfrist von 7 Jahren einhalten und könnte so tatsächlich nach insgesamt 10 Jahren den maximal steuerbegünstigten Exit machen.

Wie zukunftssicher ist die vermögensverwaltende GmbH?

Ich habe im vorigen Absatz schon angedeutet, dass sich das alles durch neue gesetzliche Rahmenbedingungen in Deutschland wieder ändern kann. In den letzten 13 Jahren, seit ich selbst eine vermögensverwaltende GmbH gegründet habe, ist die Attraktivität eines solchen Konstrukts durch die wenig privatanlegerfreundliche Politik nur gestiegen.

Ich würde aber nicht darauf wetten, dass das in den nächsten 13 Jahren so bleibt. Im Gegenteil: Man kann eigentlich nur hoffen, dass künftige Bundesregierungen endlich wieder ernsthaft die private Aktienanlage fördern und damit die vermögensverwaltende GmbH an Attraktivität verliert.

Wie steht es mit der Anonymität der vermögensverwaltenden GmbH?

In Deutschland wird viel weniger über Geld gesprochen als anderswo. Das finde ich schade, denn wer nicht über Finanzen spricht, kann auch nichts über dieses wichtige Thema lernen. Aber es ist, wie es ist.

Viele schrecken vor der vermögensverwaltenden GmbH zurück, weil sie verpflichtet ist, ihren Jahresabschluss im elektronischen Bundesanzeiger zu veröffentlichen oder zumindest beim Unternehmensregister zu hinterlegen. Im Prinzip kann also jeder neugierige Nachbar oder missgünstige Verwandte einen Blick in die Bilanz werfen.

Mir persönlich ist das ziemlich egal, denn Neid ist in Deutschland ohnehin weiter verbreitet als anderswo und gehört zu den Dingen, mit denen man hier zurechtkommen muss. Egal, ob man ein schönes Haus, ein schönes Auto oder eben eine vermögensverwaltende GmbH besitzt.

In der Praxis ist diese Offenlegungspflicht ohnehin weit weniger dramatisch, als es sich auf den ersten Blick anhört. Denn für ”kleine” und “kleinste” Kapitalgesellschaften, zu denen deine vermögensverwaltende GmbH mit ziemlicher Sicherheit gehört, gibt es umfangreiche Erleichterungen bei der Offenlegung. Im Bundesanzeiger oder im Unternehmensregister wird für “kleine” und „kleinste” Kapitalgesellschaften nur eine verkürzte Bilanz veröffentlicht, nicht aber die Gewinn- und Verlustrechnung.

Selbst die veröffentlichten Bilanzzahlen sind nur bedingt aussagekräftig, da die Bilanzierung der Vermögensgegenstände nach HGB in der Regel zu Anschaffungskosten nach dem Niederstwertprinzip erfolgt. Deine Tenbagger werden also erst dann in der Bilanz ersichtlich, wenn Du die betreffenden Aktien verkauft hast.

Man kann also aus den veröffentlichten Informationen zwar gewisse Rückschlüsse ziehen, aber es werden weder die einzelnen Vermögensgegenstände aufgelistet, noch der tatsächliche Nettovermögenswert der Gesellschafter dargestellt. Der neugierige Nachbar kann also sehen, wie viel Eigenkapital deine GmbH hat, aber er hat keine Chance zu errechnen, wie reich du wirklich bist.

Was passiert, wenn man Geld aus der vermögensverwaltenden GmbH entnehmen möchte?

Man sollte sich von Anfang an darüber im Klaren sein, dass die Gesellschafter nicht direkt Eigentümer des in der GmbH gehaltenen Vermögens sind. Sobald das Geld später wieder ins Privatvermögen überführt werden soll, fallen in der Regel weitere Steuern an.

Die Ausschüttung von Gewinnen, die die GmbH hoffentlich im Laufe der Zeit erwirtschaftet hat, ist nicht unbedingt die beste Lösung. Denn diese Ausschüttungen sind Einkünfte aus Kapitalvermögen, die in der privaten Steuererklärung mit der Abgeltungsteuer (also 25% plus Solidaritätszuschlag) versteuert werden müssen.

Oft ist es besser, Gewinnausschüttungen zu vermeiden und sich stattdessen als Geschäftsführer der GmbH ein Gehalt auszuzahlen. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn keine oder nur geringe andere steuerpflichtige Einkünfte vorhanden sind. Denn natürlich ist das Gehalt einkommensteuerpflichtig.

Bei größeren Anschaffungen kann es interessant sein, dem Gesellschafter statt einer Gewinnausschüttung ein Darlehen der GmbH zu gewähren. Die Zinsen dafür gehen dann nicht an eine kreditgebende Bank, sondern an die eigene GmbH.

Die vermögensverwaltende GmbH eröffnet eine Vielzahl weiterer Gestaltungsmöglichkeiten. Einige weitere Alternativen zur Gewinnausschüttung finden sich hier.

Bis zu welchem Alter lohnt sich eine vermögensverwaltende GmbH?

Ein Höchstalter für die Gründung einer vermögensverwaltenden GmbH gibt es nicht. Natürlich ist es allein schon wegen des Zinseszinseffektes sinnvoll, so früh wie möglich damit zu beginnen. Aber nicht jeder ist ein ambitionierter Jungunternehmer.

Allen anderen rate ich, zunächst als Privatanleger zu investieren und mindestens 250.000 € anzusparen. Dann kann man immer noch entscheiden, ob eine vermögensverwaltende GmbH Sinn macht. Im höheren Alter und bei größerem Vermögen spielen dann eher Überlegungen zum Generationenwechsel eine Rolle, aber das ist ein anderes Thema.

Ich selbst habe meine vermögensverwaltende GmbH erst mit 45 Jahren gegründet und es noch keinen Tag bereut. Ich bin aber auch nicht der typische Dividendensparer und halte in dieser Familienholding neben Technologie- und Wachstumsaktien auch einige außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen. Unsere Immobilien halten wir übrigens außerhalb der GmbH im Privatvermögen.

Wie kann man die vermögensverwaltende GmbH wieder auflösen?

Die Auflösung (Liquidation) von Kapitalgesellschaften ist in Deutschland ein aufwändiger bürokratischer Akt, den Du möglichst vermeiden solltest. Vielleicht kannst Du Deine GmbH verkaufen, wenn Du sie nicht mehr benötigst?

Wenn Du Deine vermögensverwaltende GmbH tatsächlich auflösen musst, brauchst Du dafür in der Regel professionelle steuerliche und rechtliche Beratung. Denn die rechtlichen Grundlagen für die Auflösung einer GmbH sind streng geregelt und es ist wichtig, alle Schritte korrekt durchzuführen, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Die Kosten dafür dürften sich in jedem Fall auf mindestens einige tausend Euro belaufen. Mehr Infos zur GmbH Liquidation finden sich hier.

Fazit

Meines Erachtens macht eine vermögensverwaltende GmbH nur Sinn, wenn man sehr langfristig denkt und mit den gehaltenen Aktien in erster Linie Kursgewinne statt Dividenden erzielen will. Oder man will unternehmerisch tätig werden bzw. sich direkt an anderen GmbHs beteiligen.

Für Dividendensparer ist die vermögensverwaltende GmbH nicht geeignet. Dividendenaktien gehören eher ins Privatdepot und bringen in der GmbH in der Regel keine Vorteile, zumindest solange keine nennenswerten Kursgewinne erzielt werden.

Der große Vorteil der vermögensverwaltenden GmbH besteht darin, dass bei Realisierung von Kurs- oder Beteiligungsgewinnen das Kapital zum allergrößten Teil in der GmbH verbleibt und nicht zu mehr als 25% an den Fiskus abfließt. Dies führt im Laufe der Jahre zu erheblichen Zinseszinseffekten – allerdings nur, solange keine Gewinnausschüttung erfolgt!

Denn dieser Steuervorteil ist eigentlich nur eine Steuerstundung und keine echte Steuervermeidung. Sobald Gewinne ausgeschüttet werden, werden zusätzlich zu den Steuern innerhalb der GmbH die entsprechenden Kapitalertragsteuern auf Seiten des privaten Steuerzahlers zusätzlich fällig. Dieser wichtige Punkt wird gerne vergessen, gehört aber bei einer Gesamtbetrachtung unbedingt dazu.

Ausblick

Mir ist klar, dass ich mit diesem Beitrag mindestens so viele Fragen offen gelassen habe, wie ich beantworten konnte. Für mich persönlich stellt sich das Thema der eigenen Vermögensverwaltung noch viel komplexer dar, da ich bereits heute teilweise auf Mallorca lebe, Immobilien im Ausland besitze und mir immer wieder die Frage stelle, wo ich in Zukunft meine Steuern zahlen möchte. Dann sind Fragen zu klären wie:

  • Was passiert mit einer vermögensverwaltenden Gesellschaft, falls die Gesellschafter auswandern?

  • Ist es sinnvoll, die Familienholding ins Ausland zu verlegen?

  • Was bedeutet die gefürchtete Wegzugsbesteuerung in der Realität?

  • Wie kann der Generationswechsel gestaltet werden?

  • Ist die Familienstiftung eine sinnvolle Alternative zur vermögensverwaltenden GmbH?

Ich habe diese Fragen für mich auch noch nicht erschöpfend beantwortet. Wenn Dir dieser Beitrag einen Mehrwert gebracht hat und Dich solche Fragen ebenfalls interessieren, dann kannst Du Dich jetzt gerne für meinen kostenlosen Newsletter anmelden. Bei Interesse werde ich in Zukunft auch derartige Themen immer wieder mal aufgreifen.

Disclaimer: Der Autor ist weder Steuerberater, noch ausgebildeter Jurist. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine wie auch immer geartete Beratung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.