Sa. Feb 22nd, 2025

Interactive Brokers hat jüngst Quartalszahlen veröffentlicht, die an der Börse mehr als überzeugen konnten. Klar zweistellige Zuwachsraten bei den Neukunden und auch bei den operativen Kennzahlen gehören mittlerweile zum Standard.

Interactive Brokers gehört zu den weltweit führenden Anbietern im Bereich Online-Brokerage und überzeugt mit einer innovativen Handelsplattform, die insbesondere professionelle und institutionelle Anleger anspricht. Vor allem aber die klare Fokussierung auf das Low-Cost-Segment bei den Selbstentscheidern am Kapitalmarkt gibt Interactive Brokers ein klares Profil. Und genau das sorgte in der Vergangenheit für beeindruckendes Wachstum bei der Kundenzahl und auch beim verwalteten Vermögen. Ein Plus von 30 Prozent bei neuen Kundenkonten im vierten Quartal 2024 zeugt dabei von einer besonderen Dynamik. Sie könnte noch länger anhalten. Die aktuelle Marktkapitalisierung von rund 23 Milliarden US-Dollar dürfte dabei nur ein Vorgeschmack darauf sein, wo das Unternehmen in zehn oder zwanzig Jahren stehen mag. Mit gerade einmal 3,3 Millionen Kundenkonten wird heute nur ein Bruchteil des Marktpotenzials angesprochen. Für Rückenwind sorgen vor allem die derzeit boomenden Kapitalmärkte, aber auch eine extrem risikofreudige Anlegergruppe. Was hinter diesen Entwicklungen steckt und ob die Aktie auf Allzeithoch noch ein Kauf ist, verrät unsere heutige Interactive Brokers Aktienanalyse.

Das Geschäftsmodell von Interactive Brokers einfach erklärt

Doch zunächst zum Geschäftsmodell des global agierenden Discount Brokers. Interactive Brokers ist ein weltweit führender Anbieter von Online-Brokerage-Dienstleistungen und ermöglicht den Handel mit einer Vielzahl von Finanzinstrumenten wie Aktien, Optionen, Futures, Anleihen, Währungen und ETFs. Im Mittelpunkt des Geschäftsmodells steht das Segment Electronic Brokerage, das auf einer hochmodernen Handelsplattform basiert und sich vor allem an professionelle und institutionelle Anleger richtet.

Segmente der Interactive Brokers Group Aktie Quelle: Entwicklung des Segmentumsatzes der Interactive Brokers Group; Aktienfinder.Net

Interactive Brokers generiert seine Umsätze dabei im Wesentlichen aus zwei Kategorien: zinsunabhängige und zinsabhängige Einnahmen. Zur ersten Gruppe gehören die wichtigen Provisionen (Commissions) sowie sonstige Gebühren und Dienstleistungen. Unter Commissions fallen die Handelsgebühren, die volumenabhängig berechnet werden und im Vergleich zur Konkurrenz oft deutlich günstiger sind. Im vergangenen Geschäftsjahr 2024 wurden mit 1,7 Milliarden US-Dollar gleich 25 Prozent mehr an Commissions eingenommen. Sie machten rund ein Drittel des bilanzierten Gesamtumsatzes nach US-GAAP aus. Darüber hinaus erwirtschaftet das Unternehmen Einnahmen aus sonstigen Gebühren und Services, unter anderem für den Zugang zu Marktdaten und Analysetools sowie Margen aus Währungsumrechnungen. Im Jahr 2024 betrugen sie 280 Millionen US-Dollar.

Wesentlich umsatzstärker und damit wichtiger ist inzwischen das Zinsgeschäft. Interactive Brokers verdient nämlich über die Zinsmarge an der Differenz zwischen den Zinsen, die es für Kredite berechnet, und den Zinsen, die es für Einlagen zahlt. Das funktioniert so: Kunden zahlen Geld auf ihre Brokerage-Konten ein, von dem ein Teil als ungenutzte Barreserve auf den Konten verbleibt. Interactive Brokers zahlt auf diese Einlagen Zinsen, legt die Gelder aber in höher verzinslichen, risikoarmen Finanzinstrumenten wie Staatsanleihen an und erzielt dadurch zusätzliche Erträge. Darüber hinaus bietet Interactive Brokers seinen Kunden Wertpapierkredite an, mit denen sie sich zusätzliche Mittel für den Handel leihen können. Für diese Kredite werden Zinsen berechnet, die über den Kosten liegen, die Interactive Brokers selbst für die Bereitstellung entstehen. Die Zinsmarge ergibt sich somit aus der Differenz zwischen den Zinserträgen aus Krediten und Anlagen und den Zinsaufwendungen, die es seinen Kunden für Einlagen zahlt. Im Jahr 2024 lag der Zinsüberschuss von Interactive Brokers bei 3,1 Milliarden US-Dollar und damit 12 Prozent über dem Vorjahresniveau. Sie machten damit rund 60 Prozent des gesamten Nettoumsatzes aus.

Bemerkenswert ist auch die Zinssensitivität des Unternehmens. Interactive Brokers selbst rechnet damit, dass eine Zinssenkung der FED um ein Prozent das Nettozinsergebnis aktuell mit 256 Millionen Euro belastet. Gemessen an den gesamten Bruttozinserträgen von 7,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 entspricht dies jedoch nur einem Anteil von 3,5 Prozent. Die Zinsänderungsrisiken sind also überschaubar.

Zinssensibilität der Interactive Brokers Group Aktie Quelle: Zinssensibilität von Interactive Brokers; Investor Presentation Goldman Sachs

Das zeichnet den Broker-Markt aus

Ein kurzer Überblick über den Wettbewerb soll noch gegeben werden. Schließlich agiert Interactive Brokers in einem Volumenmarkt mit potenziell niedrigen Markteintrittsbarrieren. Entsprechend hoch ist der Konsolidierungsdruck. Wettbewerber sind in erster Linie Großbanken. Betrachtet man die noch großen unabhängigen Akteure, so fallen Namen wie . Letzterer ermöglicht kostenloses Trading durch den Weiterverkauf des Orderflows (Payment-for-Order-Flow, PFOF) und konnte insbesondere bei der GenZ punkten. Aber auch der Boom der Meme-Aktien gab dem Unternehmen mit dem englischen Volkshelden als Namensgeber einen ordentlichen Rückenwind. Mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von 44 Milliarden US-Dollar ist das Geschäftsmodell von Robin Hood Markets nach nur wenigen Jahren mehr als doppelt so viel wert wie das von Interactive Brokers – und das bei weniger Umsatz und Gewinn. In den USA soll allerdings PFOF 2026 verboten werden. Europa zieht mit. Da Interactive Brokers keine Orderflows verkauft dürfte das Unternehmen hiervon nicht betroffen sein. Charles Schwab hingegen nimmt auf dem US-Markt eine führende Position ein, insbesondere im Retailgeschäft für Privatkunden. Durch die Übernahme von TD Ameritrade konnte Charles Schwab hier die Marktpräsenz weiter ausbauen. Fidelity Investments hingegen dominiert im Bereich der Vermögensverwaltung und kombiniert Brokerage-Dienstleistungen mit Fondsangeboten.

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