In den letzten beiden Jahren hatte ich (mit Ausnahme im allzu kurzzeitigen Corona-Crash) große Schwierigkeiten, vernünftig bewertete High-Growth-Aktien zu finden. Die meisten schnell wachsenden Unternehmen waren im historischen Vergleich auch aufgrund des Nullzins-Umfeldes in den letzten 2-3 Jahren ziemlich überteuert.
Gleichzeitig war es auch für unerfahrene Anleger selten so einfach wie in den vergangenen Jahren, an der Börse viel Geld zu verdienen. Denn man konnte unabhängig von der Bewertung die schnell wachsenden Unternehmen bedenkenlos kaufen, diese teuren Aktien stiegen einfach immer weiter…
Doch der Wind hat sich seit 3 Monaten ziemlich abrupt gedreht. Wir haben zuletzt z.B. einen regelrechten Crash der hoch bewerteten Cloud-Aktien erlebt, die noch vor kurzem die Lieblinge vieler Privatanleger waren. Auch andere High-Growth-Aktien und insbesondere die hochgejubelten IPO-Werte kamen kräftig unter die Räder.
Ich hatte immer wieder vor der Überbewertung dieser Aktien gewarnt, siehe z.B. ,Warum Buy-the-Dip keine gute Anlagestrategie ist , ,5 Indikatoren für eine Blasenbildung an den Tech-Börsen oder ,Warum ich keine IPO Aktien kaufe.
Häufig wurde ich – teilweise zu recht – auf Social Media dafür kritisiert, dass ich bei meinen erfolgreichen Investments zu früh Gewinne mitgenommen habe. Nun wird deutlich, dass die Kurse von Aktien wie The Trade Desk, Fastly u.v.m. dem realen Wert dieser Unternehmen tatsächlich zu weit voraus geeilt waren.
Doch wie geht es nach dem Kurssturz nun weiter?
Immer wieder werde ich gefragt, wie man nun die echten Schnäppchen in der Vielzahl der mittlerweile um 40%, 50% oder sogar über 60% gefallenen Tech-Aktien findet.
Soviel ist sicher: Es ist keine gute Option, einfach „blind“ die tief gefallenen Highflyer der letzten Jahre zu kaufen. So mancher Fallen Angel wird seine ehemaligen im Hype entstandenen Höchstkurse nie wieder sehen. Bei anderen erstklassigen Unternehmen wird es viele Jahre dauern. Das ist zumindest die Lehre aus dem Kurssturz der Techaktien nach dem Platzen der Dotcom-Bubble vor 20 Jahren.
Schnäppchenjagd in der Praxis
In einem früheren Beitrag habe ich bereits meine ,3 wichtigsten Tools beim Stockpicking vorgestellt. Neben Seeking Alpha und YCharts ist das der aktien.guide, der sich mittlerweile zu meinem wohl wichtigsten Hilfsmittel bei der Schnäppchenjagd weiterentwickelt hat.
Im aktien.guide habe ich ,meine ca. 40 Unternehmen umfassende Watchlist (einsehbar für ,Premium User) hinterlegt:
Eines meiner Lieblingsfeatures im aktien.guide ist die Übersicht über die Bewertung der Aktien in der Watchlist. Dort kann man auf einen Blick erkennen, wie billig oder teuer die verschiedenen Aktien im historischen Vergleich der letzten 3 Jahre aktuell sind. Und zwar nicht nur gemessen am Aktienkurs, sondern wahlweise auch gemessen am historischen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder gemessen am für mich so wichtigen Verhältnis vom Enterprise Value zum Umsatz (EV/Sales).
Falls Du Dich bisher noch nicht mit der Bewertung von schnell wachsenden Unternehmen gemäß EV/Sales auseinandergesetzt hast, dann empfehle ich Dir zum Einstieg ins Thema zunächst den ,Download des kostenlosen e-Books zu den Grundlagen der High-Growth-Strategie.
Durch den Klick auf das Chart-Icon neben dem aktuellen EV/Sales Wert zu einer Aktie kannst Du Dir im Detail ansehen, wie sich das EV/Sales-Verhältnis im Zeitablauf entwickelt hat.
Und tatsächlich lässt sich feststellen, dass etliche Tech-Aktien aktuell nach dem Kurssturz – zumindest gemessen an ihrer historischen EV/Sales – Bewertung der letzten Jahre wieder günstig zu haben sind.
Bei den meisten Wachstumsaktien sind die EV/Sales Bewertungen sogar noch deutlicher zurückgekommen als die Aktienkurse selbst . Das liegt daran, dass die Umsätze dieser Unternehmen zügig wachsen und damit das EV/Sales-Verhältnis tendenziell im Zeitablauf sinkt, solange das Wachstum intakt ist.
Nachkäufe fürs eigene Portfolio tätigen?
Die gleiche praktische Bewertungsansicht wie für die Watchlist findet sich auch für die Aktien in Deinem aktien.guide Musterdepot:
Mein eigenes Musterdepot im aktien.guide ist übrigens eine 1:1 Abbildung des ,High-Tech Stock Picking wikifolios.
Mit dieser Bewertungsansicht aus dem aktien.guide kann ich aktuell auf einen Blick erkennen, dass Alteryx, Fastly und Qualys diejenigen Aktien sind, die im historischen 3-Jahres-Vergleich derzeit am günstigsten zu haben sind.
Es ist daher kein Zufall, dass ich ausgerechnet diese Aktien in den vergangenen Wochen im wikifolio aufgestockt habe.
Was ist denn nun ein günstiges EV/Sales Verhältnis?
Immer wieder werde ich gefragt welches EV/Sales Verhältnis denn nun für eine Growth-Aktie wirklich günstig sei. Diese Frage lässt sich leider nicht so einfach mit einer bestimmten Zahl beantworten, sorry…
Es kommt in erster Linie auf den Markt und die Position des Unternehmens auf diesem Zielmarkt an sowie auf die (potentielle) Profitabilität des Geschäftsmodell und den Umsatzmix. In einem früheren Beitrag zur einfachen ,Bewertung von Technologieaktien bin ich auf diese Fragen etwas näher eingegangen.
Die wichtigste Kennzahl zur Beurteilung der Profitabilität ist für mich der ,Rule-of-40-Score. Dieser misst wie effizient ein Unternehmen wächst. Der Score wird berechnet als Summe von Umsatzwachstum und Free Cashflow Marge und sollte für ein gutes Software-Unternehmen möglichst deutlich über 40% liegen.
Tendenziell werden Unternehmen mit einem höheren Rule-of-40-Score auch mit einem höheren EV/Sales-Verhältnis an der Börse bewertet. Soll heissen: Je schneller das Unternehmen wächst und je profitabler es gleichzeitig ist, desto mehr ist jeder Euro Umsatz an der Börse wert.
Klingt logisch oder?
Idealerweise steigt der Rule-of-40-Score im Zeitablauf an. D.h. die Free Cash Flow Marge steigt in diesem Fall mit der Skalierung des Unternehmens schneller als das prozentuale Umsatzwachstum (bei wachsendem Unternehmen) sinkt.
Auch die Entwicklung des Rule-of-40 Scores im Zeitablauf kann man in einem Chart im aktien.guide zu jeder einzelnen Aktie sehr einfach ablesen.
Die Grenzen des aktien.guide
Der aktien.guide ist für mich bei der Schnäppchenjagd ein wertvoller Helfer, der vor allem viel Zeit spart und dabei hilft, den einfachen Überblick zu behalten.
Allerdings hat ein solches Tool auch seine natürlichen Grenzen. Niemals kaufe ich eine Aktie nur aufgrund ihrer attraktiven Kennzahlen oder einer niedrigen Bewertung. Und es ist auch keineswegs so, dass ich eine Aktie deswegen automatisch verkaufe, nur weil ihre Kennzahlen sich verschlechtert haben.
Das mag für den einen oder anderen unter Euch enttäuschend sein und komplizierter als erhofft klingen. Sorry dafür. Aber es wäre unrealistisch zu glauben, dass die Kombination der wichtigsten Kennzahlen alleine ausreicht, um ein nachhaltig erfolgreiches Stock-Picking zu betreiben.
Du solltest vor allem auch das Geschäftsmodell “Deiner” Unternehmen verstehen und eine klare Vorstellung davon haben warum das Unternehmen Deiner Wahl in einigen Jahren deutlich wertvoller sein wird als heute, bevor Du Dich zu einem Investment entscheidest.
Fazit
Der aktien.guide ist gerade in Zeiten fallender Kurse ein fast perfekter erster Schritt in meinem Investment-Prozess, nicht mehr aber auch nicht weniger.
Wenn Du den aktien.guide bei Deiner eigenen Schnäppchenjagd mal ausprobieren willst, dann kannst Du Dich hier für einen kostenlosen User-Account registrieren, der Dir u.a. die Anlage einer eigenen Watchlist für die Analyse von einigen hundert der weltweit wichtigsten Aktien ermöglicht.
Wenn Du meine eigene Schnäppchenjagd in den kommenden Wochen und Monaten im Auge behalten willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen Newsletter abonnieren. Denn selbstverständlich werde ich es mit Euch teilen, wenn ich Beute gemacht habe. 🙂
Disclaimer: Bisher waren keine finanziellen Interessen von mir mit dem Erfolg des aktien.guide verknüpft. Das ändert sich nun mit der Gründung der aktien.guide AG. Ich werde zwar auch weiterhin keine Vergütung für meine Tätigkeiten dort erhalten, aber ich werde an der aktien.guide AG beteiligt sein und damit von der Entwicklung des neuen Unternehmens profitieren.