So. Nov 24th, 2024

Ich hab da mal eine Frage: „Ich wüsste gerne, was es für mich bedeutet, wenn ich vor allem in den USA anlege? Ich kaufe doch dann immer teurer ein bei dem aktuell steigenden Dollar, oder? Das heißt die USA-Werte steigen einfach nur aufgrund der Währung. Sobald die aber wieder auf „normale“ Niveaus sinkt, bin ich dem wieder ausgeliefert in meinem Depot. Wäre der Kauf von Aktien in Europa da nicht besser für mich?“

Niklas (29) aus Mannheim

 

„… und was macht der Dollar?“ hieß ein sehr kurzweiliges Buch, das Börsenlegende André Kostolany geschrieben hat. Die Frage ist im Moment wieder sehr aktuell. Schauen wir mal kurz nach, was der Dollar gerade macht:

 

Fällt wie ein Stein, könnte man dazu sagen – aber das was da fällt, das ist natürlich der Euro in seiner Relation zum Dollar. Der Euro wird billiger – der Dollar hingegen steigt im Preis. Wir stehen aktuell ziemlich genau bei 1,00 – bei der Parität zwischen den beiden Währungen.

Die Folge: Wenn du einen Urlaub in den USA machen willst, dann bezahlst du mehr für den Dollar als noch vor einem Jahr. Unangenehm.

Ganz anders ist die Lage, wenn du vor einem Jahr Aktien (oder ETF’s) aus dem Dollarraum gekauft hast. Du hast dadurch Gewinne im Depot, die nur auf diese Währungsveränderung zurückgehen. Immerhin 15,6%, sagt der Chart. Sehr angenehm.

 

Warum fällt der Euro im Preis?

 

Das ist nicht wirklich verwunderlich, denn in Euroland gibt es nach wie vor keine relevanten Zinsen – in den USA aber schon. Zudem ist Europa im Moment für Investoren angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine ein ziemlich unsicheres Pflaster.

In den letzten Tagen musste sich der Gasversorger UNIPER beim Staat melden und um Milliardenhilfen bitten, weil er faktisch insolvent ist. Niemand weiß, welche Firma es in der nächsten Woche erwischt. Alle Unternehmen die sehr viel Gas verbrauchen sind massiv gefährdet – und könnten bald ebenfalls um Staatshilfen bitten. Für den Aktienkurs ist das nicht gut – siehe UNIPER:

 

 

Mehr als zwei Drittel des Wertes des Unternehmens sind in kurzer Zeit verschwunden. Vom Hoch zum Tief gerechnet sind es derzeit sogar 80%. Und die Frage ist nun: Wen erwischt es als nächstes? Zudem ist eine Rezession derzeit in Europa viel wahrscheinlicher, als in den USA.

Anlegerinnen und Anleger transferieren aus all diesen Gründen ihr Geld aus dem Euroraum in den Dollarraum. Damit ergibt sich der erste Einwand gegen das Vorhaben von Niklas, jetzt vorrangig im Euroraum anzulegen. Die Investoren verlassen Europa ja aus einem guten Grund. Sie gehen davon aus, dass ihr Geld in den USA besser aufgehoben ist. Und möglicherweise haben sie mit ihrer Annahme auch Recht.

 

Wie geht es weiter mit dem Dollar?

 

Zurück zum Dollar. Der wurde ja in der Vergangenheit nicht stets und immer teurer, sondern manchmal auch billiger, was im Langfristchart gut zu sehen ist:

 

 

Seit 2008 aber ist das nicht mehr so. Seither geht es für den Euro bergab. Die Serie von immer tieferen Hochs und von immer tieferen Tiefs seit dem Jahr 2008 ist im Chart oben sehr gut zu erkennen.

In der Wirtschaftskrise von 2008 erwiesen sich die USA als der Wirtschaftraum, der schneller und effektiver auf die Krise reagieren konnte – Europa versank in zahlreiche Bankenkrisen, tiefgreifende Immobilienkrisen (vor allem in Spanien und Irland), in eine Währungskrise und in endlose Diskussionen.

Wer jetzt amerikanische Aktien kauft, der kauft sie teuer ein. Wenn der Dollar mal wieder schwächer wird, so die Vermutung von Niklas, dann werden diese Anlagen weniger wert.

Das kann so kommen. Muss aber nicht. Der Dollar kann noch auf Jahre hinaus stärker werden. Er tut dies jetzt schon seit 14 Jahren, seit dem Jahr 2008 – wenn auch in Verbindung mit sehr vielen hektischen Auf- und Abwärtsbewegungen in der Zwischenzeit. Der Dollar kann allerdings auch für die nächsten 30 Jahre stärker werden. Niemand kann das mit Sicherheit sagen.

 

Ist der Währungsraum wichtig für meine Anlageentscheidungen?

 

Ich selber frage mich bei Anlageentscheidungen immer: Welche Aktie ist die beste. Bei Pharmaaktien meide ich US-Werte, weil ich ihnen nicht über den Weg traue (viele haben sehr hohe Schulden) – und setze auf NOVO NORDISK. Das ist dann zum Glück mal ein Wert aus Europa (dänische Kronen – die schwanken kaum im Verhältnis zum Euro). Aber nur aus Währungsgründen hier in Europa zu kaufen (DEUTSCHE BANK statt MORGAN STANLEY), nein, das habe ich noch nie in Erwägung gezogen. Das wäre mir viel zu riskant.

Der zweite europäische Wert im Depot von grossmutters-sparstrumpf ist CTS EVENTIM. Außerdem ist LINDT im Depot, mein dritter Eurowert. Mit LINDT und NOVO habe ich in der aktuellen Korrektur die besten Erfahrungen gemacht. Im privaten Depot habe ich dann auch noch CANCOM.

Was spricht gegen europäische Aktien? Europa ist bei Aktien oft die Nummer zwei oder drei. Will ich die wirklich kaufen? Ein Beispiel: Ich bin kein Freund von Konsumgüter-Konglomeraten. Wenn du doch eines kaufen willst, dann bist du in Europa mit dem Konsumgütergiganten UNILEVER, einer der Lieblingsaktien der Dividendenanleger, schlecht gefahren. Hier kommt der Chart:

 

 

Der Umsatz bei UNILEVER stagniert. Der Gewinn auch. Zu dem was du da oben siehst, der Kursentwicklung, kommen noch die Dividenden hinzu, ich kenne das Argument. Aber das ist bei den Amerikanern ja auch so. Und wie haben die abgeschnitten?

Schauen wir mal. Jahrelang war PROCTER & GAMBLE ziemlich abgehängt. Die Aktie lief seitwärts. Und dann kamen sie doch wieder. Sie haben die Krise der Konsumgüter-Konglomerate viel besser gemeistert als UNILEVER. Der Umsatz steigt, der Gewinn auch. Das ist jetzt nur der Chart in Dollar, der Heimatwährung von PROCTER:

 

 

Sie haben in dem Zeitraum von fünf Jahren um unglaubliche 70 Prozent besser abgeschnitten, als ihr europäischer Konkurrent. Der Chart für PROCTER in Euro ist natürlich noch viel besser. Durch die Veränderungen der Wechselkurse.

 

 

Dieses Phänomen, dass amerikanische Unternehmen besser laufen bzw. dass amerikanische Aktien besser laufen als europäische, sieht man wieder und wieder. Auch bei ganz anderen Produkten, wie etwa Erdöl, wo du dir BP ins Depot legen konntest und über fünf Jahre mit fast zehn Prozent Minus leben musstest (ohne Dividende):

 

 

EXXONMOBIL hingegen steht über diesen Zeitraum bei 7,4 Prozent im Plus, das sind immerhin 17 Prozent mehr als bei BP (wiederum ohne Dividende).

 

 

Auch das oben ist nur der Wert in Dollar, den ich genommen habe, da nur er die Stärke des Business anzeigt. Für die zusätzlichen Gewinne europäischer Anlegerinnen und Anleger durch Wechselkursveränderungen kann das Management von EXXON ja nichts.

 

Mein Fazit

 

Ich kaufe gerne die besten Aktien. Und die finde ich eher selten hier in Europa. Das ist das Problem bei der Frage, ob wir derzeit Aktien aus dem Dollar- oder aus dem Euroraum kaufen sollten. Sollen wir uns (aus lauter Angst vor Wechselkursveränderungen (von denen es in den kommenden Jahrzehnten ziemlich viele geben kann – aber nicht muss) mit schlechten Unternehmen vollpumpen? Oder lieber doch auf NVIDIA, MASTERCARD, APPLE und CHIPOTLE MEXICAN GRILL setzen?

Um diese Frage geht es dann im zweiten Teil meiner Antwort auf die Frage: Soll ich bei steigendem Dollar besser Aktien aus dem Euroraum kaufen? Und am Ende habe ich doch noch einige europäische Unternehmen gefunden, die sich für einen Kauf eignen könnten.

Stay tuned!

 

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Der Beitrag Soll ich bei steigendem Dollar besser Aktien aus dem Euroraum kaufen? erschien zuerst auf Grossmutters Sparstrumpf.