Trotz all der fallenden Kurse in den letzten Monaten ist der Return für alle die seit fünf Jahren dabei sind immer noch sehr hoch. Ich habe mir diese Zahlen am vergangenen Wochenende mal angeschaut (seither gab es einige Veränderungen, da der Markt weiter gefallen ist). Und natürlich habe ich auch geschaut, wo ich gerade stehe. Immerhin werde ich (vermutlich) das zweite Jahr in Folge den Index nicht schlagen.
Der Index
Gemessen am MSCI World (in Euro und inkl. Dividenden) hat der Markt in fünf Jahren eine Performance von 63% geschafft. Das sind 10,3% pro Jahr.
Berkshire
Warren Buffett hat in den letzten fünf Jahren in Euro eine Performance von 78,9% eingefahren. Damit liegt er klar von dem MSCI World. Aber er schlägt den S&P 500 für diesen Zeitraum nicht.
Global Champions
Mein Konzept kommt derzeit für fünf Jahre auf 89,9% und damit auf 13,7% pro Jahr. Im persönlichen Depot müsste es (aufgrund der hohen Gebühren in einem wiki) etwas besser aussehen. Und genau so ist es auch. Dort stehen 93,5% – und damit 14,1% pro Jahr. Das ist, wie wir gleich sehen werden, in etwa so viel, wie amerikanische Aktien in diesem Zeitraum eingebracht haben.
Amerikanische Aktien
Wer in den letzten Jahren eine höhere Performance wollte als sie der MSCI World bietet, der brauchte nur einen ETF auf den S&P 500 zu kaufen. Der kommt auf 94,3% und damit auf 14,2% pro Jahr.
Im Chart oben ist der S&P 500 im Original (in Dollar) zu sehen. Da steht der Index nur für 48% im Plus. Das ist ein ziemlich eindrucksvoller Unterschied zu den gerade genannten 94,3%.
Der große Abstand der beiden Werte resultiert aus den enormen Veränderungen im Wert des Dollar in diesem Zeitraum. Und aus den Dividenden, die beim ETF mit einhalten sind.
Mit jedem simplen ETF auf den S&P 500 wäre in den vergangenen fünf Jahren also eine bessere Performance möglich gewesen als mit meinen Global Champions. Das gilt noch viel mehr für den Überflieger des amerikanischen Marktes – für die Nasdaq.
Nasdaq
An der Nasdaq waren in den letzten fünf Jahren (wiederum in Euro und inkl. Dividenden) stolze 141,4% zu holen – das sind 19,27% pro Jahr. In Dollar und ohne Dividenden waren es ’nur‘ rund 70%.
Information Technology
Das gleich gilt für den Information Technology Index (ETF) des MSCI World. Er liegt mit 146% noch leicht vor dem ETF auf die Nasdaq.
Mein Fazit
Erstens. Den Index über lange Zeiträume zu schlagen, das ist sehr schwer. Mein Abstand zum MSCI World schrumpf mit den Jahren. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, dann schichte ich in ETFs um. So habe ich es angekündigt. Ein Teil meiner Käufe in 2022 waren ETFs (Nasdaq; S&P 500).
Zweitens. Wir sind verwöhnt. Die letzten Jahre waren am Markt sehr, sehr gut. Und nicht nur das. Der stärker werdende Dollar hat unsere Gewinne hier im Euroraum (und damit auch die Gewinnerwartung der Anlegerinnen und Anleger) nach oben getrieben. Nicht nur ich erwarte, dass der Dollar noch eine ganze Weile stärker wird. Aber dieser Trend wird sich eines Tages wieder umkehren. Dann haben Investments in amerikanische Aktien für uns im Euroraum Gegenwind.
Drittens. Meine persönlich Performance für die letzten zehn Jahre liegt derzeit bei über 15% (vs. 11,4% für den MSCI World). Das wirft die Frage auf: Was ist für die nächsten zehn Jahre realistisch?
Wir werden uns vermutlich an deutlich niedrigere Zahlen gewöhnen, einerlei ob wir in Einzelaktien anlegen oder in ETFs.
Viertens. Ich werde verstärkt nach europäischen Aktien schauen. Dass ASML jetzt auf der Watchlist steht, hatte ich schon geschrieben.
Fünftens. Ich werde in nächster Zeit verstärkt über realistische Erwartungen an die Märkte schreiben. Es muss ja nicht gleich eine lost decade auf uns zukommen – aber zehn Jahre mit einer Performance von nur noch 5-7% (nominal) sind nach allem was ich davon verstehe derzeit die wahrscheinlichste Variante (wenn uns der Himmel nicht doch noch auf den Kopf fällt, wie es die Crash-Propheten erwarten). Nach Abzug der Inflation (also real) werden diese Zahlen noch deutlich niedriger ausfallen. Auch wenn es auf Sicht von zehn Jahren nur 3% Inflation sind, bleiben nur 2-4% an realer Performance übrig. Ihr könnt (je nach eurer Erwartung) die Inflation auch etwas höher ansetzen.
Sechstens. Ich bin selber nicht wirklich begeistert von meinen niedrigen Erwartungen. 2-4% sind nicht viel. Ich war in der Vergangenheit sehr viel höhere Zahlen gewohnt. Zieht man von der Performance eines ETFs auf den MSCI World in den letzten 10 Jahren (10,4%) die Inflation in diesem Zeitraum ab (das waren nur 1,4% pro Jahr), dann bleiben unglaublich hohe 9 Prozent übrig. Ein realer Return von 9 Prozent – das wird sich in dieser Form nicht wiederholen.
Statt „expect volatility“ werde ich in nächster Zeit wohl öfter schreiben „expect low returns“.
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±Der Beitrag Expect Low Returns erschien zuerst auf Grossmutters Sparstrumpf.