Dieser Beitrag ist das Update eines erstmals am 29.8.21 veröffentlichten Artikels. Er wurde aktualisiert nach den Zahlen zum 3. Quartal des bis Anfang Februar laufenden FY23.
Die Aktie von Pure Storage hat den Tech-Crash 2022 bisher recht gut überstanden. Obwohl die Pure Storage Aktie von ihren Höchstkursen Ende März 22 in nur 8 Wochen fast 40% verlor, steht unterm Strich seit Jahresbeginn aktuell nur noch ein einstelliges Minus.
https://aktien.guide/aktien/Pure-Storage-Inc-Class-A-US74624M1027
Der IPO der Pure Storage Aktie liegt nun über 7 Jahre zurück. Seitdem brauchten die Pure Aktionäre der ersten Stunde viel Geduld: die Aktie wurde im Oktober 2015 zu 17 USD ausgegeben. Obwohl das Unternehmen seinen Umsatz seitdem vom Geschäftsjahr 2015 ($175 Mio.) bis zum bereits im Januar zu Ende gehenden Geschäftsjahr 2023 (erwartet $2,75 Mrd.) um ca. 1.500% vervielfachen konnte, ist der Aktienkurs seitdem “nur” um 75% bis auf ca. 30 USD vorangekommen.
Was ist der Grund dafür?
Zunächst mal war das Unternehmen viel zu teuer an die Börse gekommen und musste erst in seine überhöhte Bewertung hineinwachsen. Pure Storage verbrannte bis 2018 zudem kräftig Geld und gab viele neue Aktien aus. Was zu ca. 40% Verwässerung in den vergangenen 5 Jahren führte. 2019/2020 kam eine zyklische Schwäche des Storage-Marktes und die Corona Pandemie hinzu, die das Wachstum regelrecht abwürgte.
Das Pure Management hielt trotz des temporär schwachen Wachstums im FY21 an seiner Investitionsstrategie fest. Das drückte unmittelbar auf die Profitabilität und belastete den Aktienkurs, aber die Technologieführerschaft wurde in dieser schwierigen Phase gefestigt und es ist gelungen, den etablierten Storage-Anbietern im FY22 und FY23 weitere Marktanteile abzunehmen. Das manifestiert sich jetzt Quartal für Quartal in den Zahlen:
Pure Storage mit guten Zahlen zum Q3 FY23
Im Gegensatz zu Mitbewerbern wie Dell konnte Pure Storage dem schwierigen Marktumfeld trotzen und hat nach einem herausragenden ersten Halbjahr auch im dritten Quartal des FY23 ordentliche Zahlen vorgelegt:
Der Pure Storage Umsatz wuchs im Q3 FY23 um 20% auf $676 Mio. Der Subskriptionsumsatz stieg um 30% auf $245 Mio. und erhöhte seinen Anteil am Gesamtumsatz damit auf 36%. Der annualisierte Subskriptionsumsatz (ARR = Annual Recurring Revenue) stieg damit erstmals auf über $1 Mrd.
Quelle: Pure Storage Q3 FY23 Earnings Presentation
Die ,RPO (Remaining Performance Obligations) betragen ca. $1,6 Mrd. Das sind 26% mehr als im Vorjahr und ein weiterer wichtiger Indikator für einen auch zukünftig steilen Wachstumspfad.
Vielleicht noch wichtiger ist die mittlerweile nachhaltig positive Entwicklung der Profitabilität:
Die operative Marge hat sich (Non-GAAP) auf 16% erhöht bei einer deutlichen Reduktion der Kostenquote für Sales+Marketing. Gleichzeitig investiert Pure Storage weiter erhebliche Summen in die Entwicklung, die Kostenquote von 25% (nach GAAP) entspricht eher einem innovativen Softwarehaus als einem Hardwareanbieter. Zum Vergleich: Dell gibt gerade mal 3% des Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus, NetApp liegt bei ca. 15%.
Quelle: Pure Storage Q3 FY23 Earnings Presentation
Der Free Cashflow hat sich im Q3 FY23 im Vergleich zum Vorjahresquartal etwas unterproportional gesteigert, die entsprechende Marge betrug 17% (non GAAP).
Allerdings würde ich mir wünschen, dass Pure dazu übergehen würde, die GAAP-Zahlen mehr in den Vordergrund ihrer Berichterstattung zu rücken. Zumal das Unternehmen es gar nicht nötig hat, da irgend etwas zu verstecken: Die verbuchte (nicht cash relevante) Vergütung aus Aktienoptionen (SBC – Share Based Compensation) betrug in den ersten 3 Quartalen zwar happige $245 Mio. oder 12% vom Umsatz. Die Verwässerung der Aktionäre hält sich dennoch in Grenzen, denn aufgrund des laufenden Aktienrückkaufprogramms stieg die Anzahl ausgegebener Aktien seit Jahresbeginn „nur“ um 6%.
Den Break-Even hat Pure Storage nun auch nach GAAP erreicht. Für die ersten Quartale wird ein kleiner operativer GAAP Gewinn von $19 Mio. ausgewiesen.
Pure Storage Guidance für das FY23
Im laufenden Schlussquartal soll das Wachstum sich – auch aufgrund der extrem starken Vergleichszahlen des Vorjahresquartals – auf nur noch 14% verlangsamen. Für das bis Ende Januar laufende FY23 wird unverändert ein Umsatzwachstum von 26% auf $2,75 Mrd. prognostiziert.
Das operative Einkommen im FY23 soll gleichzeitig um über 80% auf $430 Mio. (non-GAAP) ansteigen, die Marge steigt damit von 11% im Vorjahr auf über 15%. Damit dürfte auch nach GAAP in diesem Jahr erstmals ein Nettogewinn erzielt werden.
Das Pure Management gibt sich zuversichtlich, auch in einer für das Kalenderjahr 2023 zu erwartenden Rezession weiterhin zweistellig wachsen zu können.
Wann kaufen die Hyperscaler?
Zum Umsatz im 3. Quartal FY23 hat auch der Großauftrag beigetragen, den Pure bereits im FY22 von Meta Platforms erhalten hat. Die statten ihren im Aufbau befindlichen AI Research SuperCluster (RSC), einen der schnellsten Supercomputer der Welt, mit Pure Storage FlashArray Komponenten im Volumen von 175 Petabytes aus.
Dieser erste Auftrag eines sogenannten „Hyperscalers“ ist ein wichtiger Meilenstein für Pure. Denn die ganz großen Cloud Computing Provider wie Google, Microsoft Azure, AWS, u.a. verwenden aus Kostengründen bisher eigentlich keinen Flash-Speicher, sondern billigere Festplatten-Speichersysteme.
Doch moderner Flash-Speicher von Pure wird (pro Speichereinheit) immer preisgünstiger. Nach Angaben des Pure Managements ist jetzt der Punkt erreicht, an dem auch andere Hyperscaler ernsthaft über den breiteren Einsatz von Flash-Storage als Alternative zu Harddisk-basierten Lösungen nachdenken.
Die FlashArray//C Produkte von Pure zur kosteneffiziente Massenspeicherung von Daten sparen 90% des Platzes, Stroms und Kühlung einer Festplattenalternative. Die Energieeffizienz wird ein immer wichtigeres Argument für den Einsatz der Pure Storage Technologien.
Charlie Giancarlo – Pure Storage CEO im Analystencall zum Q3 FY23:
We believe strongly that the days of the hard disk in the data center are over.
Die innovative Storage-Technologie von Pure wird immer mehr zum Mainstream: insgesamt gibt es nun über 11.000 aktive Kunden, das Tempo der Gewinnung von Neukunden ist im Gegensatz von zu vielen anderen Tech-Unternehmen zuletzt nicht zurückgegangen.
Quelle: Pure Storage Q3 FY23 Earnings Presentation
Vernünftige Bewertung der Pure Storage Aktie
Der Enterprise Value (EV – hier einfach erklärt!) von Pure Storage beträgt bei einem Aktienkurs von 29$ gut $8 Mrd. Das bedeutet ein EV/Sales von ca. 3 auf Basis der Umsätze des laufenden FY23. Für die letzten 4 Quartale errechnet sich ein historisch günstiges EV/FCF-Verhältnis von weniger als 15.
Quelle: Pure Storage Fundamental Charts von aktien.guide
Das ist sehr fair für den Storage Technologieführer, der (nach einer rezessionsbedingten Abkühlung) auch in den kommenden Jahren um ca. 20% p.a. wachsen sollte. Die hohen Bruttomargen von knapp 70% deuten daraufhin, dass Pure Storage viel mehr ist als nur ein Hardwarehersteller und den Gewinn in den kommenden Jahren zügig steigern kann. Insbesondere das schnell wachsende wiederkehrende Subskriptionsgeschäft hätte ein höheres Multiple – ähnlich wie bei einer Software-Company – verdient.
Pure Storage ist auch nach dem Kursrutsch der vergangenen Monate eine Kernposition in meinem High-Tech Stock Picking wikifolio. Dort freue ich mich mit allen Anlegern aktuell über 160% Buchgewinn, der in absehbarer Zeit nicht realisiert werden soll. Denn ich bin sehr optimistisch, dass es in den nächsten Jahren für langfristig orientierte Aktionäre noch mehr Grund zur Freude an der Pure Storage Aktie geben wird.
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Disclaimer
Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Pure Storage. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die ,rechtlichen Hinweise.