Für die Hannover Rück Aktie ist das neue Jahr ein Start nach Maß. Während die großen Leitindizes wie S&P 500, Dow Jones und Dax noch einige Prozentpunkte von den historischen Allzeithochs entfernt sind, hat die Hannover Rück vor wenigen Tagen ihr Allzeithoch aus dem Februar 2020 überboten.
Bereits Investierte freuten sich innerhalb der letzten sechs Monate über Kursgewinne von 30 Prozent. Nach der Kursrally stellt sich nun jedoch die Frage, ob die Hannover Rück Aktie noch Luft nach oben hat oder eine Korrektur überfällig ist. Wir werfen einen kritischen Blick auf den Rückversicherer, verraten dir, warum die Aktie so gut läuft und ob sie trotz der starken Performance weiterhin ein Kauf ist.
Das Geschäftsmodell eines Rückversicherers
Ein Rückversicherer versichert andere Versicherungen vor den Versicherungsrisiken gegenüber deren Kunden. Wie bei einer gewöhnlichen Versicherung bezahlt die „normale Versicherung“ der Rückversicherung eine Versicherungsprämie. Die Versicherungskunden eines Rückversicherers werden Erstversicherer genannt. Der Erstversicherer erhöht durch den Rückversicherer die Planbarkeit des Versicherungsgeschäfts. Der Rückversicherer wiederum transferiert sein Versicherungsrisiko mit spezifischen Finanzinstrumenten, zum Beispiel Swaps, Bonds, Optionen auf die Kapitalmärkte.
Das Geschäft zwischen Erstversicherer und Rückversicherer
So überträgt die Allianz als Erstversicherer die Versicherungsrisiken ihrer Versicherungen gegen Hochwasser auf einen Rückversicherer wie Hannover Rück. Im Gegenzug erhält die Hannover Rück eine Versicherungsprämie, die sich an der Schadenswahrscheinlichkeit und -höhe bemisst. Die Hannover Rück wiederum sichert sich gegen diese Risiken am Kapitalmarkt ab.
Was gibt es Neues bei Hannover Rück?
Welche Ereignisse der letzten Monate haben den Aktienkurs der Hannover Rück bewegt und werden für den Erfolg der nächsten Quartale entscheidend sein? In diesem Investor-Update haben wir die Entwicklungen des letzten Jahres und Monate analysiert.
Hohe Schadensbelastung im Jahr 2022
2022 war ein Jahr mit vielen Großschäden durch Naturkatastrophen wie Hurrikans, Waldbränden, Überschwemmungen und Erdbeben. Auch der Russland-Ukraine-Krieg belastete die Hannover Rück mit Schäden in Höhe von 330,8 Millionen Euro. Großschäden treiben in der Versicherungsbranche die Kosten in die Höhe, da die Versicherer die versicherten Schäden ausgleichen müssen. Wegen des Klimawandels wird die Anzahl der Naturkatastrophen weiter steigen, was zu einer immer höheren Belastung für die Versicherungsbranche führen wird. In manchen Fällen dürfte die Prämien so teuer werden, dass sie für die Versicherten nicht mehr tragbar sind. Die betrifft insbesondere Küstengebiete, die von Hurrikans oder Überschwemmungen bedroht sind und sehr trockene Gebiete mit häufigen Waldbränden oder Dürren.
Dabei nimmt nicht nur die Anzahl der Schadensfälle zu. So erklärte die Hannover Rück das Jahr 2021 zum „teuersten Naturgefahrenjahr“ in Deutschland. Um die Kosten von Großschäden abzusichern, schätzen Rückversicherer die Höhe der Großschäden und legen für diese sogenannte Katastrophenbudgets an. Doch nicht immer reichen diese Budgets aus. Bei der Hannover Rück hat die Großschadensbelastung von mehr als 1,6 Milliarden Euro in den ersten drei Quartalen 2022 bereits das komplette Katastrophenbudget 2022 überschritten.
Die Großschadensbelastung ist nach drei Quartalen bereits über das Ganzjahresbudget 2022
Für die hohen Großschäden verantwortlich waren vor allem der Sturm Ylenia/Zeynep in Europa im Februar 2022 sowie die Flutkatastrophe im März 2022 in Australien. Anhand der obigen Übersicht lässt sich gut nachvollziehen, dass in den letzten zehn Jahren die Großschadensbelastung immer weiter zunahm. Die Hannover Rück reagiert auf breiter Front mit einer Erhöhung der Versicherungsprämien, insbesondere bei der Rückversicherung von Naturkatastrophen aber auch bei Kfz-Versicherungen. Daneben entwickelt die Hannover Rück neue Versicherungsprodukte, die speziell auf die Bedürfnisse von Kunden in bestimmten Risikogebieten ausgerichtet sind oder sich allgemein auf risikoselektive Geschäftsfelder wie Naturkatastrophenversicherungen konzentrieren.
Kurzum, Großschäden und die durch den Klimawandel gestiegenen Risiken mögen in einzelnen Jahren die Profitabilität belasten und damit kurzfristig Anlass für fallende Kurse sein. Mittel- und langfristig sind die zunehmenden Umweltkatastrophen allerdings Treiber für eine Zunahme von Rückversicherungen gegen neue Risiken.
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