Dieser Beitrag ist das Update eines erstmals 2021 veröffentlichten Artikels. Er wurde aktualisiert nach den Zahlen zum 4. Quartal des bis Anfang Februar laufenden FY23.
Nun hat es nach Bekanntgabe der jüngsten Quartalszahlen für das Q4 FY23 also auch die Aktie von Pure Storage erwischt: Diese hat den Tech-Crash 2022 sehr gut überstanden, verlor aber nach Vorlage einer enttäuschenden Guidance für das FY24 zweistellig an Wert.
https://aktien.guide/aktien/Pure-Storage-Inc-Class-A-US74624M1027
Pure Storage mit guten Zahlen zum FY23
Im Gegensatz zu Mitbewerbern wie Dell konnte Pure Storage dem schwierigen Marktumfeld trotzen und hat nach einem herausragenden ersten Halbjahr auch für das Schlussquartal des FY23 ordentliche Zahlen vorgelegt:
Der Pure Storage Umsatz wuchs im Q4 FY23 um 14% auf $810 Mio. Für das Gesamtjahr FY23 betrug das Umsatzwachstum aufgrund des herausragenden 1. Halbjahrs 26% auf $2,75 Mrd.
Der Subskriptionsumsatz stieg im FY23 um 30% auf $961 Mio. und erhöhte seinen Anteil am Gesamtumsatz damit auf 35%. Der annualisierte Subskriptionsumsatz (ARR = Annual Recurring Revenue) stieg damit auf ca. $1,1 Mrd.
Quelle: Pure Storage Q4 FY23 Earnings Presentation
Vielleicht noch bemerkenswerter ist die sehr positive Entwicklung der Profitabilität:
Die operative Marge hat sich (Non-GAAP) im Q4 auf knapp 20% erhöht bei einer deutlichen Reduktion der Kostenquote für Sales+Marketing. Gleichzeitig investiert Pure Storage weiter erhebliche Summen in die Entwicklung, die Kostenquote von 25% (nach GAAP) entspricht eher einem innovativen Softwarehaus als einem Hardwareanbieter. Zum Vergleich: Dell gibt gerade mal 3% des Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus, NetApp liegt bei ca. 15%.
Quelle: Pure Storage Q4 FY23 Earnings Presentation
Die Free Cashflow Entwicklung war in den vergangenen beiden Jahren herausragend. Für das Q4 wurde eine Marge von über 21% berichtet, im Gesamtjahr FY23 erwirtschaftete Pure Storage $609 Mio. an Free Cashflow, das entspricht einer Marge von 22%.
Quelle: Pure Storage Q4 FY23 Earnings Presentation
Allerdings würde ich mir wünschen, dass Pure dazu übergehen würde, die GAAP-Zahlen mehr in den Vordergrund ihrer Berichterstattung zu rücken. Zumal das Unternehmen es gar nicht nötig hat, da irgend etwas zu verstecken: Denn im FY23 wurde erstmals auch nach GAAP ein positives Nettoergebnis von $73 Mio. ausgewiesen nach einem Verlust von $143 Mio. im Vorjahr.
Die verbuchte (nicht cash relevante) Vergütung aus Aktienoptionen (SBC – Share Based Compensation) betrug in den ersten 3 Quartalen happige $328 Mio. oder fast 12% vom Umsatz. Die Verwässerung der Aktionäre ist nicht ganz so drastisch, denn aufgrund des laufenden Aktienrückkaufprogramms stieg die Anzahl ausgegebener Aktien seit Jahresbeginn „nur“ um 7%. Dennoch ist diese Kennzahl zu hoch und ich bin gespannt wie sich die Verwässerung durch SBC ab dem FY24 weiterentwickelt, nachdem die Profitabilität jetzt wohl nachhaltig erreicht ist.
Schwache Pure Storage Guidance für das FY24
Die Pure Storage Aktie tauchte trotz der ordentlichen Zahlen für das FY23 nach Bekanntgabe der Zahlen ab, weil das Management mit seiner Guidance für das FY24 enttäuschte und die Erwartungen der Analysten deutlich reduzieren musste.
Für das FY24 wird derzeit nur ein einstelliges Umsatzwachstum von ca. 7% avisiert nach 26% und 29% in den beiden letzten Jahren. Für das laufende Q1 im FY24 ist aufgrund schwieriger Vergleichswerte und Einmaleffekte sogar mit einem Umsatzrückgang zu rechnen.
Die operative Marge soll (non-GAAP) unverändert bei ca. 15% landen. Wir dürfen daher davon ausgehen, dass auch nach GAAP die Profitabilität im herausfordernden FY24 erreicht wird.
Mit dieser Guidance hat das Pure Storage Management die Investoren auf dem falschen Fuß erwischt. Auch ich war von einem weiter deutlich zweistelligen Wachstum selbst in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten ausgegangen.
Das Problem ist wohl, dass es zwar nach wie vor eine große Anzahl von Opportunities im Markt gibt, aber die Entscheidungen der Kunden für größere Investitionen wie die Modernisierung von Storage-Kapazitäten im Rechenzentrum derzeit oftmals verschoben werden. Das Pure Management versichert, dass die eigene Wettbewerbsposition unverändert gut ist und es lediglich makro-ökonomische Gründe für die schwache Guidance gibt.
Wann kaufen die Hyperscaler?
Zum Umsatz im FY23 hat auch ein Großauftrag beigetragen, den Pure bereits im FY22 von Meta Platforms erhalten hat. Die statten ihren im Aufbau befindlichen AI Research SuperCluster (RSC), einen der schnellsten Supercomputer der Welt, mit Pure Storage FlashArray Komponenten im Volumen von 175 Petabytes aus.
Dieser erste Auftrag eines sogenannten „Hyperscalers“ ist ein wichtiger Meilenstein für Pure. Denn die ganz großen Cloud Computing Provider wie Google, Microsoft Azure, AWS, u.a. verwenden aus Kostengründen bisher eigentlich keinen Flash-Speicher, sondern billigere Festplatten-Speichersysteme.
Doch moderner Flash-Speicher von Pure wird (pro Speichereinheit) immer preisgünstiger. Etwas untergegangen ist in diesem Zusammenhang der Launch eines neuen Produktes von Pure (FlashBlade/E), mit dem man Flash-Speicher nun für bisher unerreicht günstige 0,20$ pro GB inklusive 3 Jahre Service anbietet. Nach Angaben des Pure Managements ist damit der Punkt erreicht, an dem Cloud-Provider auch aus ökonomischen Gründen ernsthaft über den breiteren Einsatz von Flash-Storage als Alternative zu klassichen Harddisk-basierten Lösungen nachdenken.
Die FlashArray//E Produkte von Pure zur kosteneffiziente Massenspeicherung von Daten sparen 90% des Platzes, Stroms und Kühlung einer Festplattenalternative. Die Energieeffizienz wird damit ein immer wichtigeres Argument für den Einsatz der Pure Storage Technologien.
Charlie Giancarlo – Pure Storage CEO im Analystencall zum Q3 FY23:
We believe strongly that the days of the hard disk in the data center are over.
Leider traut sich auch das Pure Management keine Prognose darüber zu, wann Cloud-Provider damit beginnen werden, ihre Rechenzentren in größerem Umfang mit Flash-Storage auszustatten.
Großaufträge wie von Meta sind in der Guidance für das FY24 nicht vorgesehen. Positive Überraschungen sind daher sehr wohl möglich, es kann aber auch gut sein, dass es erst im nächsten Geschäftsjahr FY25 größere Erfolge zu vermelden gibt.
Die Visibilität der künftigen Umsätze ist für Pure Storage leider nicht so gut wie bei einem SaaS Unternehmen, daher wird die Aktie ja auch wesentlich günstiger bewertet:
Bewertung der Pure Storage Aktie
Der Enterprise Value (EV – hier einfach erklärt!) von Pure Storage beträgt bei einem Aktienkurs von 26$ ca. $7,5 Mrd. Das bedeutet ein EV/Sales von ca. 2,5 auf Basis der Umsätze des laufenden FY24.
Für das abgelaufene FY23 errechnet sich ein historisch günstiges EV/FCF-Verhältnis (hier einfach erklärt) von 13.
Quelle: Pure Storage Fundamental Charts von aktien.guide
Das ist sehr fair für den Storage Technologieführer, der (nach der rezessionsbedingten Abkühlung im FY24) in den kommenden Jahren wieder deutlich zweistellig wachsen sollte. Die hohen Bruttomargen von knapp 70% deuten daraufhin, dass Pure Storage viel mehr ist als nur ein Hardwarehersteller und den Gewinn in den kommenden Jahren zügig steigern kann. Insbesondere das schnell wachsende wiederkehrende Subskriptionsgeschäft hätte ein höheres Multiple – ähnlich wie bei einer Software-Company – verdient.
Pure Storage ist auch nach dem Kursrutsch eine Kernposition in meinem High-Tech Stock Picking wikifolio. Dort freue ich mich mit allen Anlegern über einen dreistelligen Buchgewinn, der in absehbarer Zeit nicht realisiert werden soll. Denn ich bin sehr optimistisch, dass es in den nächsten Jahren für langfristig orientierte Aktionäre noch mehr Grund zur Freude an der Pure Storage Aktie geben wird.
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Disclaimer
Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Pure Storage. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die ,rechtlichen Hinweise.