So. Jan 19th, 2025
Elastic Aktienanalyse

Die Aktionäre des B2B Softwareanbieters Elastic hatten unterm Strich – zumindest langfristig betrachtet- bisher wenig Freude mit ihrem Investment. Der Wall Street IPO des ursprünglich aus den Niederlanden stammenden Unternehmens ist nun fast 5 Jahre her. Seitdem hat sich zwar der Elastic Umsatz von $160 Mio. im FY2018 bis auf $1.069 Mio. im FY2023 vervielfacht, aber der Elastic Aktienkurs ist seit dem ersten Handelstag im Oktober 2018 (Schlusskurs war 70$) unterm Strich fast unverändert geblieben.

Elastic Aktienkursentwicklung

https://aktien.guide/aktien/Elastic-NV-NL0013056914

Auch in meinem High-Tech Stock Picking wikifolio gehört die Elastic Aktie zu den weniger erfolgreichen Investments. Ich bin dort schon seit einigen Jahren investiert. Leider liegt die Elastic Position auch nach der deutlichen Kurserholung seit Jahresbeginn noch immer ca. 15% im Minus.

Es ist anlässlich der Vorlage der Zahlen des bereits im April beendeten Geschäftsjahres FY23 mal wieder an der Zeit, die Elastic Position im Portfolio mit dieser Elastic Aktienanalyse mal wieder kritisch zu hinterfragen.

Elastic Aktienanalyse der Quartalszahlen nach dem Q4 FY23

Die Elastic Umsätze für das 4. Quartal betrugen $280 Mio., was einem Anstieg von 17% gegenüber dem Vorjahr entspricht (19% nach Wechselkurseffekten). Der Umsatz der Elastic Cloud belief sich auf $112 Mio., das ist ein Plus von 28% im Jahresvergleich (30% in konstanter Währung).

Elastic Umsatzentwicklung

Quelle: Elastic Investor Präsentation

Damit hat sich insbesondere das Wachstum der Cloudumsätze, die bei Elastic mittlerweile immerhin 40% vom Gesamtumsatz ausmachen, im Jahresverlauf deutlich verlangsamt. Denn im ersten Halbjahr waren die Cloud-Umsätze noch um über 50% gewachsen.

Hier sieht man – wie bei den meisten anderen SaaS Herstellern auch – den aktuellen Trend der „Cloud Spend Optimization“. D.h. die Unternehmenskunden versuchen angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage, die in den Vorjahren ausufernden Kosten für die diversen Cloud-Services zu reduzieren.

Das gelingt den Elastic Kunden, indem sie nicht so häufig gebrauchte Daten auslagern, so dass sie zwar weniger schnell im Zugriff der Elastic Suche sind, aber gemäß des verbrauchsbasierten Elastic Kostenmodells auch deutlich niedrigere Kosten verursachen. Aus der Sicht von Elastic bedeutet dieses kostenbewusste Nutzungsverhalten der Kunden aktuell einen erheblichen Gegenwind für die Umsätze.

Die gute Nachricht ist, dass die mittlerweile über 20.000 Kunden umfassende Subskriptionsbasis von Elastic auch weiterhin zügig wächst. Die Anzahl der aktuell 4.100 Elastic Kunden, die mehr als $10.000 jährlich für ihre Suskription zahlen, wächst stetig um ca. 100 pro Quartal.

Elastic Entwicklung Kundenbasis

Elastic Anzahl Kunden mit ACV > 100.000$

Und auch die Großkundenbasis wächst weiter: Die Anzahl der Kunden mit einem Annual Contract Value (ACV) über $100,000 betrug am Ende des FY23 über 1,160, das waren 200 mehr als vor Jahresfrist.

Mit etwas Sorge betrachte ich den Trend bei den ganz großen Enterprise Kunden mit über $1 Mio. ACV. Deren Zahl stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr nur noch um 15 auf 140, nachdem sie in den 3 Jahren zuvor stets schneller gewachsen war. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Mehrwert, den große Organisationen aus der Elastic Software ziehen (im Vergleich zur als Open Source verfügbaren Version), doch nicht so unendlich groß ist wie das Elastic Management uns Investoren das gerne darstellt.

Fakt ist jedenfalls: Im direkten Vergleich zu anderen Software-Companies wie CrowdStrike, Datadog oder auch MongoDB, die alle mit dem Gegenwind durch „Cloud Spend Optimization“ kämpfen, konnte Elastic das hohe Umsatzwachstum der Vorjahre deutlich schlechter aufrechterhalten. Nach 42% in den beiden Vorjahren wuchs Elastic im FY23 nur noch 24% und der negative Trend setzt sich leider wohl auch in den kommenden Quartalen so fort.

Fortschritte bei der Profitabilität

Umso wichtiger ist es, dass das Unternehmen dem Kapitalmarkt jetzt beweist, dass es nach dem zumindest vorläufigen Ende der High-Growth-Phase jetzt zügig in einen profitablen Modus umschalten kann.

In diesem Zusammenhang das Wichtigste für mich: Der Cashburn konnte bei Elastic auch dank einer Reihe von Entlassungen im Jahresverlauf des FY23 bereits gestoppt werden. Im FY23 erzielte man schlussendlich einen positiven Free Cashflow von $44 Mio. nach $12 Mio. im Vorjahr.

Auch die operative Marge von 4% war (Non GAAP) im FY23 erstmals positiv. Ab dem laufenden FY24 soll dann eine zweistellige Marge aus dem operativen Geschäft und auch beim Cashflow erwirtschaftet werden.

Unterm Strich stand im FY23 aufgrund der Verbuchung von (zu) hohen Aktienvergütungen i.H.v. 19% vom Umsatz ein weiterhin deutlicher Nettoverlust von $236 Mio., das sind immerhin 22% vom Umsatz.

Die Verwässerung für die Aktionäre war im FY23 mit 3,4% allerdings längst nicht so schlimm, wie die hohen Aktienvergütungen vermuten lassen. Die Altaktionäre profitierten hier wohl davon, dass längst nicht alle ausgegebenen und nach GAAP verbuchten Aktienoptionen auch wirklich zugeteilt wurden, z.B. weil zahlreiche Mitarbeiter das Unternehmen verlassen mussten.

Elastic Guidance für das FY24

Womit wir bei der initialen Guidance für das seit Mai laufende FY24 wären:

Die finanzielle Prognose für 1. Quartal des FY2024 (bis zum 31. Juli 2023) sieht einen Umsatz bis zu $286 Mio. vor, was „nur“ einem Wachstum von 14% im Jahresvergleich entspricht. Für das Geschäftsjahr 2024 (bis zum 30. April 2024) wird ein Gesamtumsatz bis zu $1,25 Mrd. erwartet, das entspricht einem Wachstum von 16%.

Elastic Guidance FY24

Quelle: Elastic Investor Präsentation

Das ist schon eine herbe Enttäuschung gerade nach den noch vor Jahresfrist geschürten Erwartungen, dass der Elastic Umsatz bis zum FY25 die Marke von $2 Mrd. überspringen sollte. Von der Erreichung solche ambitionierter Ziele ist man bei Elastic leider meilenweit entfernt. Es bleibt abzuwarten, ob sich das Wachstum nach Ende der „Cloud Spend Optimization“ Welle tatsächlich wieder deutlich beschleunigt.

Auch im FY24 dürfen die Elastic Aktionäre wohl noch keinen Nettogewinn erwarten.

AI als Hoffnungsträger

Der größte Hoffnungsträger für Elastic auf dem Weg raus aus der Talsohle und hinein in eine Phase des wiederbeschleunigten Wachstums ist – wie könnte es in diesen Zeiten anders sein – das Thema AI.

Im letzten Analystencall gab es kaum ein anderes Thema als die Frage nach der Bedeutung der Elastic Technologie bei der Umsetzung der GAI Projekte (Generative AI), die jetzt von vielen Unternehmen gestartet werden.

Um diese AI Usecases bestmöglich zu unterstützen, hat Elastic kürzlich die Elasticsearch Relevance Engine for AI (ESRE) vorgestellt. Und tatsächlich erscheint es plausibel, dass die marktführende Such-Technologie von Elastic einen großen Mehrwert liefern kann, wenn es darum geht, die Large Language Modelle aka GPT und Co. mit dem Wissen aus den proprietären Datenbeständen der Unternehmen anzureichern.

Denn dieses Fakten-Wissen braucht es, damit Generative AI basierte „Copiloten“ entstehen können, die zuverlässige Antworten liefern und nicht etwa halluzinieren, wie das die derzeitig verfügbaren Lösungen auf Basis der öffentlich verfügbaren LLMs (wie ChatGPT) oftmals tun.

Derzeit bietet das neue ESRE Produkt von Elastic aber nicht viel mehr als Phantasie für die mittel-und langfristige Zukunft. Kurzfristige Erfolge bei der Monetarisierung sind nicht zu erwarten, zumal Elastic aufgrund seines Usage-basierten Preismodells erst dann profitiert, sobald Projekte erfolgreich abgeschlossen werden und die entsprechenden AI Lösungen in Produktion gehen.

Die Bewertung der Elastic Aktie

Die aufkommende AI Phantasie hat sicherlich mit dafür gesorgt, dass die Elastic Aktie sich von den zum Jahreswechsel erreichten Tiefständen um immerhin über 40% erholt hat. Bei einem Elastic Aktienkurs von 73$ errechnet sich ein Enterprise Value von $6,7 Mrd. Das entspricht einem EV/Sales Verhältnis von 5,4 auf Basis des für das laufende FY24 erwarteten Umsatzes.

Für das laufende Geschäftsjahr wird man auch erstmals eine sinnvolle Bewertung der Elastic Aktie auf Basis des Cashflows vornehmen können. Ich erwarte einen Free Cashflow von ca. $150 Mio., das entspräche dann einem EV/FCF Verhältnis von 45.

Das ist wahrlich kein Schnäppchen für ein Unternehmen, das nur noch weniger als 20% pro Jahr wächst. Allerdings kann man auch nicht von ungerechtfertigten Hype-Kursen wie bei Nvidia sprechen, die nach einer deutlichen Korrektur verlangen würden.

Ich sehe Elastic daher derzeit als einigermaßen fair bepreist an. Die Elastic Aktie ist aktuell für mich nur noch eine Halteposition, mit der ich aufgrund der schwächelnden Kennzahlen nicht mehr uneingeschränkt glücklich bin.

Das könnte sich natürlich jederzeit wieder ändern, falls auch in den Elastic Zahlen offenbar wird, dass der flexible Elastic Software-Stack mit seinen Lösungen für Enterprise Search, Observability und Security mehr und mehr von den über 20.000 Kunden adaptiert wird, wie vom Management immer wieder dargestellt.

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Disclaimer

Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Elastic. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die ,rechtlichen Hinweise.