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Grundsatz
Als Investor muss man mit Risiko umgehen, egal welche Strategie man verfolgt. Deshalb schadet es auch nicht, sich von Zeit zu Zeit mit dem Thema zu befassen und zu prüfen, ob die Investments in das eigene Risikoprofil passen. Die Risikotoleranz ist dabei selbstverständlich immer individuell zu betrachten, da die persönlichen Umstände wie Lebensphase, finanzielle Situation und Ziele sehr vielfältig sein können.
Ein wichtiger Punkt für die Abwägung des Risikos sollte immer das übergeordnete Ziel des Investors sein. Die Frage was genau man in welchem Zeitraum mit seinen Investments erreichen möchte, steht dabei im Zentrum und sollte vorher geklärt werden.
Grundsätzlich gibt es so gut wie keine Investments ohne jegliches Risiko. Man muss Risiken eingehen, Einschätzungen für die Zukunft treffen oder evtl. schnell auf Ereignisse reagieren. Wichtig ist dabei, dass die Risiken gesehen werden, kalkulierbar und beherrschbar sind. „Nichtstun“ aus Sorge vor dem Risiko ist unserer Meinung nach ein Fehler und stellt im Endeffekt ein viel größeres Risiko dar, weil die Inflation über einen längeren Zeitraum für ein garantiert hohen Vermögensverlust sorgt.
Risiko-Faktoren
- In vielen Bereichen ist die Zukunft ungewiss und dies trifft natürlich auch auf die Entwicklung an den Märkten oder bei einzelnen Unternehmen zu. Man muss teilweise Entscheidungen auf unsicherer/unvollständiger Informationslage treffen.
- Unwissenheit und fehlende Kenntnisse über Investments im Allgemeinen oder über die ausgewählten Unternehmen im speziellen sind sehr bedeutsame Risiko-Faktoren. Wenn die Informationslage oder die Kenntnisse unzureichend sind, steigt zwangsläufig das Risiko. Warren Buffett, Sir John Templeton und Joel Greenblatt haben es mit folgenden Worten einmal mehr auf den Punkt gebracht.
„Never invest in a business you cannot understand“
„Everybody’s got a different circle of competence. The important thing is not how big the circle is. The important thing is staying inside the circle.“ (Warren Buffett)
„So many people buy something with the tiniest amount of information. They don’t really understand what they’re buying.“ (Sir John Templeton)
„Choosing individual stocks without the idea of what you’re looking for is like running through a dynamite factory with a burning match. You may live, but you’re still an idiot.“ (Joel Greenblatt)
- Exzessive Nutzung von Krediten / Leverage. Allerdings ist Kredit nicht gleich Kredit und immer eine Einzelfallbetrachtung notwendig. Mit hohen Kreditsummen auf steigende/fallende Kurse zu setzen und von dem Erfolg abhängig zu sein, um den Kredit zurückzahlen zu können ist natürlich ein exorbitant hohes Risiko.
„My partner Charlie (Munger) says there is only three ways a smart person can go broke: liquor, ladies, and leverage. Now the truth is — the first two he just added because they started with L — it’s leverage.“ (Warren Buffett)
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- Die Lebensphase in der man sich befindet hat ebenfalls Bedeutung für die Abwägung, welches Risiko man bereit ist einzugehen. Grundsätzlich ist natürlich richtig, dass ein Ruheständler, der auf monatliche Erträge aus seinen Investments zur Bestreitung des Lebensunterhaltes angewiesen ist, ein anderes Risikoprofil hat, als bspw. ein 20-Jähriger, der eine Investmentkarriere startet.
Aber auch hier kann man zumindest hinterfragen, ob es zwangsläufig für junge Menschen zu Beginn sinnvoll ist ein hohes/höheres Risiko einzugehen. Wäre es nicht vielleicht eine gute Idee sich erst einen substantiellen, möglichst sicheren Cashflow mit soliden Werten aufzubauen, um dann nach bspw. 15-20 Jahren -sofern man das will- alleine mit diesem Cashflow außergewöhnliche Chancen an den Märkten zu suchen?
Chance/Risiko Verhältnis
Aus unserer Sicht ist das Chance/Risiko Verhältnis ein zentraler Punkt bei der Abwägung für oder gegen ein Investment. Je deutlicher die Chancen überwiegen, desto besser ist grundsätzlich die Ausgangslage. Wichtig ist aber auch mit welcher Wahrscheinlichkeit die Chancen eintreten. Dies nach Recherche und Analyse so realistisch wie möglich abzuschätzen ist die Aufgabe eines Investors.
Nicht zufällig sind z.B. viele herausragende Investoren (Warren Buffett, Peter Lynch etc.) auch gute Bridge- bzw. Poker Spieler (Texas Hold’em), da auch hier Aktionen aufgrund von Wahrscheinlichkeiten sowie anderen gesammelten Informationen wie z.B. Position am Tisch, Gegner, Stack-Größe, eigenem Image, Turnierphase etc. getätigt werden müssen und Eigenschaften wie Geduld und Disziplin einen weiteren Vorteil verschaffen.
Aus dem Bereich der Income Investoren lässt sich dies u.a. am Beispiel der Dividendenentwicklung gut darstellen. Wie wahrscheinlich sind z.B. künftige, regelmäßige Dividendenerhöhungen oder eine Dividendenkürzung. Ausgangspunkt ist die Dividendenhistorie, die einen Aufschluss über die Dividendenphilosophie des Unternehmens gibt. Natürlich ist die Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft, aber es ist eben sehr unwahrscheinlich, dass Unternehmen wie bspw. Johnson&Johnson, PepsiCo, Procter&Gamble, 3M oder Realty Income die ihre Dividenden seit mehreren Jahrzehnten kontinuierlich angehoben haben, diese Praxis ohne Not ändern. Ausnahmen bestätigen die Regel, da es eben nur wahrscheinlich, aber nicht sicher ist. Die Dividendenhistorie ist dabei selbstverständlich nur eine von mehreren wichtigen Kennzahlen für Income Investoren. Für die Einschätzung der künftigen (Dividenden-) Entwicklung halten wir auch den Blick auf das Geschäftsmodell für sehr wichtig. Wie krisenanfällig ist das Geschäftsmodell, welche Möglichkeit grundlegender Disruptoren bestehen, gibt es einen signifikanten Wettbewerbsvorteil bzw. Burggraben?
Fazit
Als Investor muss man Risiken eingehen, aber wenn man sie aufgrund von Kenntnissen und Fähigkeiten kalkulieren kann, lässt sich meist ein positives Chance/Risiko Verhältnis finden, welches zum eigenen Risikoprofil passt.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der das Risiko wesentlich begrenzt ist Diversifikation. Dies trifft unserer Meinung nach ganz besonders auf die Dividendenstrategie zu. Sinnvolle Diversifikation ist einer der Schlüssel beim Aufbau eines stabilen, erfolgreichen Income Portfolios. Der Cashflow sollte von mehreren „Schultern“ getragen werden, damit ein im Laufe der Zeit unvermeidlicher Ausfall an der ein oder anderen Stelle keine größeren Probleme bereitet. Das heißt natürlich nicht, dass man in einer Art „Sammelleidenschaft“ wahllos hunderte von Aktien in sein Portfolio aufnehmen sollte. Die Anzahl der Werte für ein Portfolio hängt dabei sicherlich von der Größe des Wertpapierdepots und den individuellen Vorlieben ab. Diversifikation über verschiedene Branchen, Länder und Währungen halten wir allerdings für wichtig. Darüber hinaus ist eine Balance im Portfolio aus Werten mit hoher Dividendenwachstumsrate (bspw. TXN, AVGO), Dividenden blue chip Garanten (bspw. JNJ, PEP), Dividenden blue chips mit Rendite zwischen 4-5% (bspw. Realty Income, Allianz) und HighYield Werten (bspw. ARCC, OHI) aus unserer Sicht sinnvoll.
Grundsätzlich sollte man sich allerdings auch der Tatsache bewusst sein, dass man nicht immer richtig liegen wird, egal wie sorgfältig man gearbeitet hat. Fehleinschätzungen werden vorkommen, aber für langfristigen, nachhaltigen Erfolg reicht es völlig aus in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle eine gute, solide Wahl getroffen zu haben.
-Dividend Growth Investing ist ein Marathon, kein Sprint-
Vielen Dank für den Besuch bei Dividende-um-Dividende!
Hinweis
Die vorgenannten Ausführungen stellen ausdrücklich keine! Kauf/Verkaufsempfehlung dar. Sie spiegeln lediglich unsere Meinung wider und sollen zur Anregung eigener Recherche dienen.
-keine Anlageberatung –
Investments sind immer auch individuell zu betrachten und nicht jedes Investment passt zum Risikoprofil jeder Person.
Ich / wir sind in Johnson&Johnson, PespciCo, Allianz, Realty Income, Texas Instruments, Broadcom, Ares Capital und Omega Healthcare Investors investiert.
Der Beitrag wurde mit der größtmöglichen Sorgfalt erstellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Zahlen/Daten kann allerdings nicht übernommen werden.