Überraschung! Erstmals seit es hier auf grossmutters-sparstrumpf eine Börsenampel gibt springt sie auf Orange. In der Coronakrise ist das nicht passiert. Damals fielen die Kurse so schnell, dass sie schon nach wenigen Tagen am ersten Nachkaufpunkt waren. Bei -15%.
Diesmal ist die Lage anders. Seit Wochen erreichen die Kurse an den großen Börsen immer neue Allzeithochs. Das gleiche passiert auch beim Bitcoin, bei TESLA und bei einigen anderen Werten aus dem EV-Bereich (electric vehicle). Im Depot von grossmutters-sparstrumpf (Global Champions) ist das nicht anders. Es hat in den letzten zwei Wochen an fünf Tagen ein neues Allzeithoch erreicht. In den vergangenen 12 Monaten ging es um knapp 30 Prozent nach oben.
Die Anlegerinnen und Anleger sind derzeit sehr risikofreudig. Und unendlich optimistisch. Der Fear & Greed Index der das misst, steht auf extremer Gier.
Ist das schon ein hinreichender Grund die Börsen Ampel auf Orange zu stellen?
Natürlich nicht. Steigende Kurse alleine sind in meinen Augen kein guter Grund, um vorsichtig zu werden. Auch im vergangenen Dezember und im Februar gab es eine sehr optimistische Stimmung. Das hat den Kursen nicht geschadet, wie der Blick auf den S&P 500 zeigt.
Ich kann mich gut erinnern, noch im Januar gewarnt zu haben, dass das damalige Kursniveau möglicherweise das niedrigste des Jahres 2021 sein könnte. So ist es gekommen. Seither hat der Index um fast 1.000 Punkte zugelegt.
Was ist jetzt anders?
Erstens geht Joe Biden in sein zweites Jahr als amerikanischer Präsident. Er muss im kommenden Jahr die mid term elections überstehen. Das führt am Markt oft zu Unsicherheit. Der Markt ist auch unter Präsident Donald Trump genau an diesem Punkt in eine Korrektur übergegangen. Hier kommt ein Blick auf die damalige Doppelkorrektur (2018).
Erst ab Januar 2019 ging es damals weiter mit steigenden Kursen.
Zweitens. Im Durchschnitt erleben wir alle 18 Monate eine Korrektur. Zwar gibt es auch mal zwei aufeinander folgende Jahre ohne eine solche Marktphase, das ist allerdings extrem selten. 2013 und 2014 haben wir genau das erlebt. Dann war Schluss. Der Markt fiel 2015 im Jahresverlauf um 12%.
Ich gehe von einer Korrektur im Jahr 2022 aus. Das bedeutet nicht, dass der Return für das Jahr negativ ausfallen muss. In der Grafik oben ist gut zu erkennen, dass die vielen market pullbacks des S&P 500 (mittlere Spalte) in den Jahren 2010-2016 nur selten zu einem negativen Return für das Gesamtjahr (rechte Spalte) geführt haben.
Im März 2022 hat der Markt für volle 24 Monate keine Korrektur gesehen. Das ist eine lange Zeit. Bullenmärkte brauchen sollte Korrekturbewegungen aber. Die ziehen neues Geld von Anlegerinnen und Anlegern an, die angesichts stark steigender Kurse vorsichtig geworden sind.
Drittens. Ich habe im Kern vor allem diese zwei Gründe dafür, dass ich von einer Korrektur in der ersten Jahreshälfte 2022 ausgehe. Es gibt allerdings noch einen dritten Grund – das Zusammentreffen von erstens und zweitens. Die Unsicherheit über die weitere amerikanische Politik nimmt zu und gleichzeitig hat der Markt (ab März) für zwei Jahre keine Korrektur durchgemacht.
Korrekturen gehören zum Geschäft
Die Korrektur um 16% in 2010 hat den Markt nicht davon abgehalten für das gesamte Jahr recht deutlich zu steigen. Es gab ein Plus von immerhin 13%. Das kann auch bei der nächsten Korrektur so sein. Das Jahr 2020 war hierfür eine besonders schönes Beispiel. Der market pullback in der Corona-Krise betrug -35%. Und trotzdem gab es bis zum Jahresende ein Plus: Rund 6%.
Was werde ich tun?
Ich werde vorläufig kein weiteres Geld mehr in den Markt legen. Sondern abwarten. Kommt die Korrektur, dann kaufe ich nach. So habe ich es auch in den letzten drei Korrekturen gemacht.
Vielleicht magst du dir mein Argument von den zu schnell steigenden Kursen ja mal in Form eines Charts anschauen. Hier kommt der S&P 500 in logarithmischer Skalierung. Den langfristigen Anstieg seit 2010 habe ich in Grün eingezeichnet. Schon dieser Anstieg ist sehr steil – er vollzieht sich mit rund 14 Prozent pro Jahr. In Rot habe ich den Anstieg der letzten 12 Monate eingezeichnet. Hier geht es mit 32 Prozent im Jahr nach oben.
Wie tief kann es gehen?
Das ist die wirklich spannende Frage. Ich gehe davon aus: Es geht (für eine Korrektur) sehr tief. Das bedeutet, dass es durchaus wie schon 2018 um bis zu 20 % nach unten gehen kann. Hierfür spricht, dass derzeit sehr viele unerfahrene Anlegerinnen und Anleger im Markt sind die mit der kommenden Korrektur ihre erste Korrektur durchmachen werden.
Börsenlegende André Kostolany sprach gerne von den zittrigen Händen in denen Aktien liegen. Sie wechseln in der Korrektur zum Teil den Besitzer. Während die zittrigen Hände verkaufen, kaufen die ruhigen Hände ein.
Mag der Markt auch schlicht reif sein für einen nachhaltigen Abschwung, ich habe noch keine Korrektur erlebt die von den Börsenmedien mit genau dieser Begründung versehen wurde. Sie werden sich etwas einfallen lassen. Die Inflation käme als Begründung infrage. Auch das absehbare Auslaufen der Anleihekäufe durch die amerikanische Notenbank Fed könnte als Begründung dienen und dann ist da ja auch noch die Immobilienkrise in China die sich verschärfen und zu Insolvenzen führen könnte.
Politische Krisen sind ebenfalls möglich: Chinesische Raketenstarts. Koreanische Atomtests. Indische Drohungen gegen Pakistan. Russische Manöver an der Grenze zur Ukraine oder zu Polen (zusammen mit Weissrussland). Alles ist möglich.
Die 5.000 Punkte im S&P 500 werden wir wohl noch sehen
Ob Inflationsangst oder politische Risiken oder die bald einsetzende Reduzierung der Anleihekäufe durch die amerikanische Notenbank – alle diese Punkte sind dem Markt derzeit vollständig einerlei. Er zieht von Hoch zu Hoch – im S&P 500 sind jetzt schon 5000 Punkte in Sichtweite. Ihm fehlten an seinem Hoch am 11. November nur noch rund 7% zu diesem Ziel. So viel schafft der Index in guten Zeiten in gerade mal eine Woche.
Der starke Anstieg der Aktienkurse, der uns nun schon durch das ganze Jahr begleitet kann also noch einige Wochen oder Monate so weitergehen. Gut möglich also, dass wir die 5000 im S&P 500 in diesem Jahr oder im Januar noch sehen werden. Dann ist das Ende der Party vermutlich bald erreicht. Weil der Markt sich die lange fällige Korrektur gönnt.
In der nächsten Korrektur werden unprofitable Wachstumswerte besonders leiden. Der Bitcoin kommt (vermutlich) mächtig unter die Räder, stärker noch als im Verlauf des Jahres 2021. Auch für TESLA könnte es dann schwierig werden. All die Anlegerinnen und Anleger die erst seit Corona dabei sind werden zittern. Vor Angst.
Besonders schwierig wird es in der Korrektur für all jene laufen, die in den letzten zwei Jahren Aktien oder Kryptowährungen auf Kredit gekauft haben, eine in den USA weit verbreitete Vorgehensweise.
Ich warte auf günstige Kurse. Ich kaufe bei -10 Prozent frühestens. Und ich kaufe bei -15 Prozent ein zweites Mal. Gut möglich, dass wir auch die -20% sehen werden. Ich kaufe auch dann noch einmal nach.
So ist der Plan.
Wann das alles passieren wird? Im Idealfall im Mai 2022. Dann bin ich liquide. Vermutlich passiert es aber schon früher. Genau kann es niemand sagen. So ist das nun mal mit Korrekturen. Sie kommen wann sie wollen. Und nicht wenn die Zeit reif ist.
Disclaimer
Kann es ganz anders kommen als von mir erwartet? Aber ja! Der Markt macht was er will und wann er es will. Nach der Korrektur wird der Bullenmarkt mit großer Wahrscheinlichkeit mit neuer Zuversicht weitergehen. Denn auch dann gilt noch immer, das TINA (there is no alternative) die beste Freundin von Anlegerinnen und Anlegern ist. Um mögliche Alternativen zu dem von mir beschriebenen Szenario kümmere ich mich in zwei Wochen. Hier. Auf grossmutters-sparstrumpf.
Wenn du keinen Beitrag mehr verpassen willst, dann bestell doch einfach den Newsletter! So wirst du jedes Mal informiert, wenn ein neuer Beitrag erscheint!
Der Beitrag Die Börsenampel steht auf Orange erschien zuerst auf Grossmutters Sparstrumpf.