Sa. Nov 16th, 2024

Niedrigzinsen und Inflation nagen über die Zeit an risikoarmen Geldanlagen wie z.B. Tagesgeld. Der Impuls besser verzinsliche Anlageformen zu finden, ist daher absolut verständlich. Ein guter Finanzberater steht dabei vor der Herausforderung, sich aus diesem Impuls heraus nicht zu der vermeintlich einfachsten Möglichkeit verleiten zu lassen.

Stellen wir uns vor, der Kunde hat ein einfaches, aber wirksames Portfolio mit zwei ETFs. Ein Aktien-ETF ist für die Rendite zuständig. Ein Anleihen-ETF ist für die Reduzierung der Schwankungen im Portfolio zuständig.

Nach einem Jahr kommt es zu einem Gespräch. Der Kunde schaut auf sein Portfolio und stellt fest, dass der Anleihen-ETF Verluste gemacht hat. Jetzt besteht die Gefahr, dass der Kunde darauf besteht, den Anleihen-ETF zu verkaufen und durch ein anderes Produkt mit einer höheren Rendite zu ersetzen.

Naheliegend wäre jetzt einfach einen Anleihen-ETF, mit einer höher zu erwarteten Rendite ins Depot zu legen. Der Finanzberater hat seine Ruhe und der Kunde ist zufrieden – zumindest für jetzt. Doch dies ist die schlechteste aller Lösungen.

Dieser Beitrag erläutert was bessere Lösungen sind, um mit den Niedrigzinsen und der Inflation umgehen zu können.

Sei kein Fuchs, denn er ist nicht Lustig

Peter Lustig ist ehemaliger Banker. Er hat einiges an Geld zurückgelegt und nutzt sein Wissen, um in der Nachbarschaft Kredite zu vergeben.

Er unterteilt seine Nachbarschaft grob in drei Kategorien. Die Beamten auf Lebenszeit, die Angestellten und die Selbständigen.

Bei den Beamten weiß er, dass das Einkommen gesichert ist. Er gibt den Beamten daher die Bonitätsstufe A.

Bei den Angestellten gibt es ein gewisses Risiko, dass sie den Job verlieren. Sie bekommen die Bonitätsstufe B.

Bei den Selbständigen ist die Schwankung der Einnahmen sehr hoch. Das Risiko, dass ein Selbständiger seinen Kredit nicht zurückzahlen kann, ist hier deutlich höher als bei den Beamten und den Angestellten. Sie bekommen die Bonitätsstufe C.

Peter Lustig ist bereits seit einigen Jahren im Geschäft. Vor 10 Jahren bekam er für die Bonitätsstufe A noch 1% Zinsen. Die Bonitätsstufe B lag im Schnitt bei 3% Zinsen und die Bonitätsstufe C bei 6%.

Mittlerweile hat sicher der Preis des Geldes auf dem Markt verringert. Er kann daher für die Bonitätsstufe A nur noch -0,5% Zinsen, für B 1% und für C nur 3% verlangen. Gleichzeitig ist die Inflation angesprungen.

Peter Lustig hat das System verstanden. Er vergibt weiterhin auch Kredite an Beamte, obwohl er jetzt für den Kredit zahlen muss.

Sein Nachbar Fritz Fuchs hat auch etwas Liquidität auf der hohen Kante und stellt Peter Lustig sein Geld für die Vergabe von Krediten zur Verfügung. Peter Lustig verteilt das Geld nach einem festgelegten Schema auf Kredite für Beamten, Angestellte und Selbständige.

Fritz Fuchs hat nicht wirklich verstanden was Peter Lustig dort treibt. Da er aber regelmäßig Zinsen ausbezahlt bekommt, ist er zufrieden.

Jetzt sieht er aber nicht mehr ein, sein Geld für -0,5% an die Beamten zu verleihen. „Da zahle ich ja drauf“, sagt er zu Peter Lustig.

Er möchte daher ab jetzt nur noch an Angestellte und Selbständige verleihen. „Da gibt es wenigstens noch Zinsen“, so die Überlegung von Fritz Fuchs.

Peter Lustig versucht ihn davon abzubringen. Er spricht von Risikostreuung und dass in einer Krise die Verluste für Fritz Fuchs deutlich höher sein können.

Fritz Fuchs lässt sich davon nicht überzeugen und investiert fortan nicht mehr in Beamten-Kredite.

Es kommt, wie es kommen musste. Der Konjunkturzyklus schlägt wieder zu. Die Wirtschaft befindet sich im Abschwung. Die Arbeitslosigkeit erhöht sich und die Selbständigen haben weniger Einnahmen.

Fritz Fuchs muss in dieser Phase mehr Kreditausfälle ertragen als in guten Konjunkturphasen. Seine Investitionen verlieren gegenüber Peter Lustig deutlich. Peter hat zwar auch Kredite an Angestellte und Selbständige vergeben, allerdings auch an Beamte. Diese Kredite werden stabil bedient und schützen damit das Portfolio vor einem zu starken Einbruch.

Was der Fuchs nicht hat, ist Lustig

Jahrelang vertraute Fritz Fuchs auf die Fähigkeiten von Peter Lustig, doch jetzt in der Niedrigzinsphase trifft er plötzlich eine eigene Entscheidung. Grundsätzlich gut, dass er sich Gedanken macht. Leider kommt er in diesem Fall zu einem falschen Schluss.

Zwei Dinge werden ihm hier zum Verhängnis. Erstens die Verlustaversion und zweitens die mentale Buchführung.

Lange haben Kreditnehmer mit der Bonität A einen positiven Beitrag zum Gesamtergebnis beigesteuert. Dies ist plötzlich nicht mehr der Fall. Stattdessen verliert Fritz mit dieser Gruppe Geld. Das kann er nur schwer ertragen und möchte das daher ändern. Er gewichtet die Verluste der Gruppe A höher als die Gewinne in Gruppe B und C. Ein typischer Fall der Verlustaversion.

Gleichzeitig berücksichtigt er in seiner Entscheidung nur die Gruppe A, statt eine Entscheidung auf Grundlage aller Gruppen zu treffen. Dies nennt sich in der Psychologie die mentale Buchführung und führt zu Entscheidungen, die nicht den Gesamtkontext einbeziehen.

Peter Lustig schaut dagegen nicht auf die einzelnen Gruppen, sondern auf das Chancen-/Risiko-Verhältnis aller Gruppen. Er kommt dabei zu einem anderen Schluss als Fritz und wird damit langfristig besser fahren.

Lustig ist der eigentliche Fuchs

Doch Peter Lustig hat eine Idee. Ihm ist bewusst, dass bei Fritz die Verlustaversion und die mentalen Buchführung zuschlägt.

Er strukturiert für Fritz daher die Gruppen anders. Er unterscheidet jetzt in zwei Gruppen. Die erste Gruppe ist „risikoarm“ und die zweite Gruppe ist „chancenorientiert“.

In die Gruppe risikoarm werden kurzerhand die Beamten (A) und Angestellten (B) eingeordnet. In die Gruppe chancenorientiert kommen die Selbständigen (C).

Für Fritz ergibt sich jetzt das folgende Bild. Die Gruppe risikoarm macht jetzt immerhin 0,25% Rendite, während die Gruppe chancenorientiert 3% macht. Mit dieser Aufteilung gibt es nun optisch keine Verluste mehr.

Um die mentale Buchführung ganz zu eliminieren kann Peter auch die Gesamtrendite von 1,16% für das Gesamtportfolio ausweisen.

Was bedeutet das für dein Portfolio

Wer heute in sein Portfolio schaut, sieht ungern auf den risikoarmen Anteil. Tagesgeld, Festgeld oder kurzfristige Anleihen erwirtschaften keine Rendite mehr.

Jetzt gilt es, dem Impuls zu widerstehen das Risiko des risikoarmen Anteils zu erhöhen. Denn Tagesgeld ist nicht gleich Tagesgeld und Anleihe ist nicht gleich Anleihe.

Tagesgeldkonten in Bulgarien oder Unternehmensanleihen mit höheren Zinsen erhöhen auch gleichzeitig die Risikostruktur deines Portfolios. Schlimmer noch: Der vermeintlich risikoarme Anteil des Portfolios wird verwässert mit Geldanlagen, die eigentlich den chancenorientierten Anteil zuzusprechen sind.

In Krisenphasen wird der risikoarme Anteil dann seinen Job nicht tun können: Das Portfolio vor einem zu hohen Verlust zu schützen.

Ich bin auch deswegen ein großer Freund der 1-ETF Lösung. Sie enthält sowohl den chancenorientierten Anteil als auch den risikoarmen Anteil. Mein minimal funktionsfähiges Portfolio schützt daher wunderbar vor dem Impuls den risikoarmen Anteil zu verwässern.

Wem die Renditen des risikoarmen Anteils in seinem Portfolio schmerzen, sollte versuchen die mentale Buchführung zu verhindern und sich auf die Performance des Gesamtportfolios konzentrieren.

Sollte die Gesamtperformance als nicht ausreichend empfunden werden – etwa, weil zusätzlich die Inflation an dem Vermögen nagt, hilft nur sich bewusst für mehr Risiko zu entscheiden. Das bedeutet der chancenorientierte Anteil wird erhöht und der risikoarme Anteil verringert. Das Portfolio hat damit eine andere Risikostruktur.

Wer also Hochzinsanleihen in sein Portfolio stecken möchte, der muss diese Anleihen dem chancenorientierten Anteil zuschreiben. Mit der Konsequenz, dass das Portfolio in Krisenzeiten deutlich mehr leiden wird, als ein Portfolio was schlecht verzinste aber sichere Staatsanleihen enthält.

Kein Finanzberater dieser Welt kann den Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko aushebeln. Die guten Berater können aber das Portfolio so aufstellen, dass der Anleger sich mit dem Portfolio wohl fühlt. Und dieses Gefühl ist die Grundlage für ein langfristig aufgestelltes Portfolio.

Fazit

In der Niedrigzinsphase ist die Verführung groß aus dem risikoarmen Anteil des Portfolios mit einem Booster etwas mehr herauszuholen. Doch in Wahrheit erhöht sich damit das Risiko des Gesamtportfolios.

Wer sowieso bereit ist, das Gesamtrisiko zu erhöhen, der kann gleich den chancenorientierten Anteil aufstocken, anstatt mit höheren verzinsten Anleihen oder Produkten die Portfoliostruktur zu verwässern.

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Mein Name ist Andree de Boer. Ich investiere seit Jahren passiv und prognosefrei mit der 1-ETF-Strategie erfolgreich in die Weltwirtschaft. Ich habe Erfahrung mit Immobilien, Immobilienfinanzierung und hole selbst aus der Riester-Rente eine überdurchschnittliche Rendite heraus.

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