The Winner. Ohne Frage heißt der Gewinner der Woche bei Big Tech AMAZON. Genauer: Er hieß Andy Jassy. Das ist der neue CEO von AMAZON. Er hat große Schuhe zu füllen und genau das hat die Aktie in den letzten 12 Monaten auch zurückgehalten.
Nach 7% Umsatzwachstum im laufenden Quartal kündigte AMAZON 13-17% im nächsten Quartal an. Wenn etwas für Wachstumsaktien schlecht ist, dann ist es ein abnehmendes Umsatzwachstum. Genau das haben wir bei AMAZON in den letzten Quartalen erlebt. Nun drehen die Zahlen beim Umsatzwachstum wieder nach oben.
Amazon im Wochenverlauf.
Noch ein zweiter Punkt spricht für AMAZON. Das Unternehmen ist nach den vorgelegten Zahlen derzeit der klare Sieger im Bereich Advertising: Es gab bei AMAZON 18% mehr Umsatz mit Anzeigen in Q2. Facebook hingegen berichtete seinen ersten Umsatzrückgang und sagte für das nächste Quartal einen weiteren Rückgang der Einnahmen aus Anzeigen voraus. ALPHABET, konnte 12% mehr Umsatz im Anzeigengeschäft vermelden.
AMAZON verdient sein Geld nicht mit Retail, sondern mit dem Cloudservice (AWS) einerseits und mit Advertising andererseits. Die guten Zahlen und der positive Ausblick führten zu einem deutlichen Sprung der Aktie. Sie legte im Wochenverlauf um rund 10% zu – und gab damit auch dem Gesamtmarkt einen positiven Impuls.
Um 4% legte der S&P 500 in der abgelaufenen Woche zu.
Next step. Nachdem der S&P 500 am Donnerstag die 4.000er Marke genommen hatte, stand der nächsten Schritt an. Bei 4.095 liegt die Marke, an der die Korrektur die -15 Prozent unterschritt. Auch diese Marke wurde am Freitag überschritten.
Vom Tief aus gerechnet ist der Markt jetzt schon wieder um 13,6% gestiegen. Wer auf günstigere Kurse gehofft hat, der hat jetzt nur noch eine kleine Chance. Der Markt hat alle Risiken (Inflation, Zinsen, Krieg, Ölpreis, Rezession) bewertet und ist zu einem Schluss gekommen: Sie rechtfertigen keinen Abschlag von knapp 25% vom Hoch.
Solche Einschätzungen des Marktes können sich ändern, wenn etwas grundsätzlich Neues hinzu kommt. Eine dramatische Eskalation des Krieges in der Ukraine zum Beispiel.
Better than expected. Das war die grundsätzliche Haltung des Marktes in der vergangenen Woche. Das reichte auch bei ETSY für einen Sprung um 10% nach oben. Außerdem gehen manche Anlegerinnen und Anleger ganz offensichtlich gerade auf Schnäppchenjagt. Ich kann sie verstehen. Meine Schnäppchenjagt war am Dienstag vor drei Wochen. Damals gab es ETSY noch für 84 Dollar. Aktuell steht sie bei 103 Dollar.
A weighing machine. FACEBOOK notiert vom PE her mittlerweile zu vormals unglaublichen 11. Und trotzdem kann die Aktie noch weiter fallen. Vielleicht hilft dir ein Blick auf einen PE-Chart von MICROSOFT, um das zu verstehen.
Die Zeit unter Steve Balmer als CEO von MICROSOFT war eine Zeit, in der das PE des Unternehmens immer weiter zu Boden sank. Mehrfach war MICROSOFT für das zehnfache des Gewinns zu haben. 2009 war das so und 2012 wiederum. Dieses niedrige PE war eine Misstrauenserklärung des Marktes an Steve Balmer und die Art, wie er das Unternehmen ausrichtete.
Erst als der Wechsel zum neuen CEO Satya Nadella verkündet wurde (2013), wechselte der PE-Chart seine Richtung. Auf den jahrelangen Niedergang des Aktienkurses folgte ein unglaublicher Aufstieg.
Der Abstieg von FACEBOOK in den vergangenen 12 Monaten (-60%) kam nicht ohne Vorwarnung. Mark Zuckerberg hat in den letzten Jahren einen unglaublich schlechten Job gemacht. Das sehe ja nicht nur ich so, sondern eine große Zahl von Marktteilnehmern.
FACEBOOK/META ist unter den Big-Tech Aktien die einzige Aktie, die 60% an Wert verloren hat. MICROSOFT zum Beispiel hat in der Korrektur nur um 30% verloren.
„In the long run the stock market is a weighing machine.“ (Benjamin Graham)
Der Markt hat CEO Mark Zuckerberg und das Unternehmen das er geprägt hat bewogen. Und für zu leicht befunden. Erst ein Wechsel an der Spitze, wird dem Niedergang von FACEBOOK ein Ende machen können. So lange dieser Wechsel nicht stattgefunden hat, ist die Aktie für mich nicht kaufenswert. Ich habe sie in 2021 komplett verkauft.
Die Zinsen für 10-Jährige amerikanische Staatsanleihen.
Fallende Zinsen. Kaum hat man sich an steigende Zinsen gewöhnt – da fallen sie schon wieder. Meine Vorliebe für Charts ist bekannt. Die (amerikansichen) Zinsen schaue ich mir am liebsten auf CNBC an – weil mir der Chart dort am besten gefällt.
Erst geht es im Jahresverlauf von 1,6% hinauf bis auf 3,48% Mitte Juni. Und dann geht es abwärts. Jetzt stehen wir bei nur noch 2,68% für die zehnjährigen Staatsanleihen.
In Deutschland ist die Entwicklung ähnlich – aber auf einem niedrigeren Niveau.
Erleichterung. Ein Umsatzwachstum von nur noch 13% gab es bei der Vorlage der Quartalszahlen von GOOGLE. Das ist wenig, verglichen mit den 62% die das Unternehmen vor einem Jahr melden konnte. Aber ein Grund für Sorgen um das Unternehmen ist das nun wirklich nicht.
Der Schock den SNAP letzte Woche in den Markt für Einnahmen aus Online-Werbung geschickt hat, erweist sich als übertrieben.
Bei all diesen Quartalszahlen schwingt die alles entscheidende Frage mit: Kommt eine richtige Rezession? Und damit verbunden: In welcher Verfassung ist der amerikanische Konsument bzw. die amerikanische Konsumentin? Technisch gesehen befinden sich die USA zwar bereits in einer Rezession – das Bruttosozialprodukt ist zwei Quartale in Folge gefallen. Angesichts hohen Konsumausgaben und eines sehr robusten Arbeitsmarktes wollen die meisten Wirtschaftsexperten von einer richtigen Rezession allerdings nicht sprechen.
Insofern sind die Zahlen von GOOGLE zwar nicht wirklich „better than expectet“ – aber sie passen zu einem zweiten Slogan, der die Quartalzahlen bislang prägt: Relieve – Erleichterung. Sie konsumieren noch, die Konsumentinnen und Konsumenten.
„The report relieved some fears that consumers were really slowing down“, sagte ein Analyst zu den Zahlen von MCDONALDS.
16,9% Plus für CHIPOTLE
Mein persönlicher Wochengewinner hieß CHIPOTLE MEXICAN GRILL. Die Aktie stieg im Wochenverlauf um knapp 17 Prozent. Die Zahlen waren gut (Umsatz. +17%) und der Ausblick auf Q3 auch.
Auch APPLE ist gestiegen in dieser Woche, wenn auch nur moderat. Nein, die Zahlen haben nicht enttäuscht – aber eine Sensation waren sie auch nicht (Umsatz: +2%). Und auch hier hießt das Urteil: Better than expected.
Mein Fazit
Der Markt geht zur Tagesordnung über. In den ersten sechs Monaten des Jahres sind die Gewinne der amerikanischen Unternehmen um 6,7% gestiegen. Gut möglich, dass wir noch in diesem Jahr das alte Hoch des S&P 500 (4.818 Punkte) wieder sehen werden.
Der Beitrag Der Gewinner der Woche heißt Amazon erschien zuerst auf Grossmutters Sparstrumpf.