Ein Jahresrückblick
Das Börsenjahr 2022 ist zu Ende. Es war ein ausgesprochen schwieriges Börsenjahr – der S&P 500 ging bei 3.839 Punkte und damit mit einem Minus von 19,44% aus dem Handel (-20,4% vom Hoch aus gerechnet). Ich hatte im Vorfeld mit einer Korrektur des Marktes in 2022 gerechnet. Mit einem so lang anhaltenden Abverkauf allerdings nicht.
Wir haben das schlechteste Börsenjahr seit 2008 hinter uns gebracht. Aber wie das so ist mit schlechten Jahren: Auf 2008 folgte 2009. Da ging es sehr deutlich nach oben – um 23%. Kann auch diesmal wieder so kommen. Muss aber nicht.
Ich selber habe ein Minus von 23,5% im Depot von grossmutters-sparstrumpf. Im wiki Global Champions sind es sogar 25,5%. Das ist heftig. Der MSCI World (in Euro inkl. Dividenden) steht bei einem Minus von ’nur‘ 13,24%. Der Index hat mich also das zweite Jahr in Folge geschlagen.
Das Jahr der Tech-Werte
Es war ein Jahr der Tech-Werte, allerdings im negativen Sinne. Erst fielen High-Tech Aktien. Dann folgten Big-Tech Werte. Das ist der erste Grund für die starke Underperformance in meinem Depot (und noch viel stärker im Tech-wiki, das auf ein Minus von 45% kommt). Alleine die starke Kurskorrektur bei AMAZON hat dem Gesamtdepot rund 5% Verlust beschert.
Der zweite: Es war ein Jahr der Ölaktien und der Rüstungsaktien. Beide habe ich nicht im Depot. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
The Good
Einer der ganz großen Gewinner der Entwicklung in diesem Jahr war in meinem Depot die Aktie von JOHN DEERE. Sie steht für das abgelaufene um 30% im Plus und hat sich im Depot von grossmutters-sparstrumpf vom Umfang her mit einem Anteil von 7,3% auf den dritten Platz vorgearbeitet. Damit ist JOHN DEERE sogar an AMAZON vorbeigezogen.
JOHN DEERE
Dieser Erfolg hat mit steigenden Preisen bei Agrarrohstoffen zu tun (einerseits) und mit einem sehr ausgeklügelten Vorgehen des Unternehmens im Bereich der Automatisierung der Feldbearbeitung. Das autonome Fahren (das Elon Musk uns Jahr für Jahr verspricht und das dann doch nicht kommt) ist für JOHN DEERE bereits Realität.
Ein zweiter großer Gewinner in 2022 war NOVO NORDISK. Die Aktie ist bekannt dafür, dass sie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein gutes Investment ist. Die Umsätze und die Gewinne gehen bei dem Pharmaunternehmen auch in einer Rezession (so wir und so die USA denn eine bekommen) nicht zurück.
NOVO NORDISK
In Jahren wie diesen bedauere ich meinen Teilverkauf von NOVO NORDISK (ich habe die Hälfte meiner Position im Jahr 2019 verkauft und in INTUITIVE SURGICAL angelegt) noch viel mehr. INTUITIVE ist eine gute Firma. Das ist nicht der Punkt. Der Zeitpunkt des Kaufs aber und die Reduzierung von NOVO hat meinem Depot nicht gut getan. Ich werte diesen Teilverkauf als einen der wirklich schmerzhaften Fehler der letzten Jahre. Ich war zu ungeduldig mit NOVO NORDISK und seiner Entwicklung. Mehr dazu findest du hier.
Ich persönlich schreibe Tech-Aktien nach diesem schwierigen Tech-Jahr nicht ab. Sie bleiben im Depot. Etliche Werte sind bereits nach oben gedreht (ETSY, NETFLIX, PINTEREST). Andere fallen noch (APPIAN, CROWDSTRIE, MATCH). Bei High-Tech überlege ich nach wie vor, ein weiteres Mal nachzukaufen. Da ich kaum noch Cash habe, müsste ich dazu allerdings ETF-Anteile verkaufen (S&P 500), die ich in der Korrektur gekauft habe. Schauen wir mal. Noch bin ich nicht entschlossen.
Besonders gut ist der Turnaround bei NETFLIX gelaufen. Ich habe die Aktie Anfang Juli aufgestockt. Seither steht sie um 60% im Plus:
NETFLIX
Gerade NETFLIX ist allerdings ein schönes Beispiel dafür, wie gnadenlos der Abverkauf für viele sogenannte Tech-Werte verlaufen ist. Auf Sicht von fünf Jahren stand die Aktie bei mir schon für 200% im Plus. Dann fiel sie und hat alle Gewinne der letzten fünf Jahre abgegeben. Nun stehen da immerhin wieder 60% Plus:
NETFLIX über 5 Jahre
Diese extreme Achterbahnfahrt ist (leider) ein Merkmal von vielen starken Wachstumsaktien. Das hat Folgen: Immer wieder verkaufen Anlegerinnen und Anleger im Abschwung – schockiert von der Heftigkeit, mit der es dann nach unten geht. Auch deshalb ist es so wichtig, das Geschäftsmodell von Unternehmen gut zu kennen. Dann fällt es leichter, mit solchen Abschwüngen umzugehen. Oder im Abschwung nachzukaufen.
DISNEY
The Ugly
Ich habe mich in 2022 von der Aktie von DISNEY (Chart oben) getrennt. Sie hat in 2022 (in Dollar) ein Acht-Jahres-Tief erreicht. DISNEY steht bei mir schon eine Weile auf der negativen Wachtlist. Die Aktie war also ein Kandidat für einen Verkauf oder einen Teilverkauf.
DISNEY macht enorme Verluste mit dem Streaming-Geschäft. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich NETFLIX einfach mehr zutraue in diesem Bereich. NETFLIX ist der Platzhirsch. DISNEY konnte in den letzten zwei Jahren mit sehr günstigen Tarifen eine hohen Zahl an Abonnenten für seine Services anlocken. Das hat aber einen Preis: Sie machen Verluste in dem Segment. Vermutlich noch auf Jahre hinaus.
Das ist aber nicht das einzige Problem des Unternehmens. DISNEY hat kein gutes Management-Team. Kurz vor Jahresende kam der alte CEO Bob Iger zurück. Sein Vorgänger musste nach vielen Kommunikationsdesastern (und schlechten Zahlen) den Platz räumen. Iger, mittlerweile 71 Jahre alt, will nur für zwei Jahre amtieren. Er muss also ab sofort für einen geeigneten Nachfolger sorgen. Das ist schon einmal schiefgegangen.
Mir ist der Abschied von der DISNEY-Aktie schwer gefallen. Sie war für fast sieben Jahre im Depot.
DOCUSIGN
The Bad
DISNEY war wirklich schlecht für das Depot von grossmutters-sparstrumpf. Das liegt auch daran, dass ich sehr lange an der Aktie festgehalten habe. Und es liegt daran, dass es ursprünglich eine sehr große Position war. Beides ist bei den nun folgenden Aktien nicht der Fall.
Die großen Verlierer von 2022 waren die High-Tech Werte. Aktien wie DOCUSIGN (Chart oben). Der Wert ist seit Mitte 2021 in einem Abwärtstrend.
Ebenfalls in einem sehr starken Abwärtstrend ist PELOTON (Chart unten). Das Unternehmen muss noch immer beweisen, dass es in der Lage ist, einen Turnaround zu schaffen. Gelingt das nicht, dann dürfte PELOTON den Weg von FITBIT gehen. Sie werden aufgekauft. Von einem der großen Spieler. Für die ist PELOTON aufgrund seiner loyalen Fangemeinde interessant und aufgrund der Abonnenten die die Sportkurse von PELOTON nutzen wollen.
PELOTON
Nachkauf
2022 war das Jahr, in dem ich sehr viel Cash zum Nachkaufen hatte. Das war neu für mich. Im Mai wurde meine Lebensversicherung ausgezahlt. Ich habe im Mai und im Juli den größten Teil des Geldes in den Markt getan. Dabei habe ich zunächst alle bestehenden Position gleichermaßen nachgekauft, im Juli aber auch verstärkt High-Tech Aktien. Das war (aus heutiger Sicht) bei einigen Werten verfrüht. Bei anderen (NETFLIX, ETSY, PINTEREST) ist das sehr gut ausgegangen.
Für meinen Nachkauf hatte ich mir schon seit Jahren günstige Kurse im Mai 2022 gewünscht. Ich habe sie bekommen. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob meine Strategie aufgeht. An Tiefpunkten zu kaufen bedeutet dann zu kaufen, wenn die Börsenmedien voller Pessimismus sind. Es bedeutet aber auch dann zu kaufen, wenn der Börsenzyklus der Stock Market Emotions die Aera of Maximum Financial Opportunity erreicht hat (Chart unten).
Noch etwas ist neu in 2022. Zusätzlich zu der Facebook-Börsengruppe Kleine Finanzzeitung gibt es jetzt auch die Webseiten der Kleinen Finanzzeitung, mit Texten und Videos von Gerd Kommer, dem Finanzwesir Albert Warnecke, Saidi von Finanztipp, Prof. Erwin Heri und mit der Netzcheckerin Judith Henke.
Um die Seiten finanzieren zu können, haben wir einen (gemeinnützigen) Verein gegründet. Wir freuen uns über weitere Mitglieder! Vor einigen Tagen kam die vorläufige Bestätigung des Finanzamts für die Gemeinnützigkeit. Neue Mitglieder im Verein sind natürlich herzlich willkommen (post@grossmutters-sparstrumpf.de).
Den Index schlagen
Auf Sicht von sieben Jahren steht der MSCI World (in Euro und inkl. Dividenden jetzt bei 9,5%. Das wiki Global Champions hat (nach Gebühren) 11,4% eingebracht. In den vergangenen Jahren war der Abstand zum MSCI World deutlich größer.
Nach den zwei Ausnahmejahren 2019 und 2020, in denen ich sehr weit vor dem MSCI World lag, haben die Jahre 2021 und 2022 nun zu einer Normalisierung geführt. Zwei Prozentpunkte pro Jahr vor dem Index zu liegen ist allerdings nach wie vor ein respektables Ergebnis.
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Der Beitrag Two Years In A Row erschien zuerst auf Grossmutters Sparstrumpf.