Vor fast 4 Jahren äußerte ich hier in diesem Blog schon einmal meine Meinung zu Bitcoin. Damals hatte ich weniger als 1% meines Vermögens in Bitcoin investiert und meine Erwartungen Anfang 2021 wie folgt formuliert:
„Ich hoffe, dass Bitcoin ähnlich wie Gold nicht mit dem Aktienmarkt korreliert. Idealerweise kann Bitcoin zur Diversifikation beitragen und mein Portfolio etwas gegen einen künftigen Aktiencrash absichern.“
Dann kam 2022 der Crash der Tech-Aktien und ich musste leider feststellen, dass Bitcoin zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht zur Diversifikation geeignet war. Mit meinen Tech-Aktien kam auch der Bitcoin stark unter Druck und musste einen Drawdown von 70% verkraften.
Bitcoin Kursentwicklung
Glücklicherweise hatte ich damals ein recht gutes Timing beim Nachkauf und bis heute – nach dem Run auf neue Rekordkurse – ist der Anteil von Bitcoin (und Ether) an meinem Gesamtportfolio auf eine Größe von ca. 3% angewachsen – mit deutlich dreistelligen Buchgewinnen.
Für mich bedeutet das, dass ich mir nun ernsthaft überlegen muss, ob ich Teilgewinne mitnehme oder weiter halte. Ich bin kein Krypto-Experte und möchte mich mit diesem Beitrag auch nicht als solcher positionieren. Aber ich möchte meine Gedanken teilen, auch weil ich immer wieder gefragt werde, was ich von Kryptowährungen im Allgemeinen und Bitcoin im Besonderen halte.
Tatsächlich bin ich deutlich zuversichtlicher, was die zukünftige Wertentwicklung von Bitcoin angeht, als ich es vor 4 Jahren bei meinem ersten Beitrag war. Die Gründe für den Bitcoin Optimismus sind eigentlich ganz einfach:
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Das Bitcoin-Angebot ist stabil
Zur Erinnerung: Die Anzahl der Bitcoins ist auf 21 Millionen begrenzt. Es gibt also nur eine begrenzte Anzahl von Bitcoins, die jemals existieren werden. Bis heute wurden etwa 19,5 Millionen Bitcoins geschürft. Das heißt, schon jetzt sind rund 93 % aller Bitcoins im Umlauf.
Um die Ausgabe neuer Bitcoins zu verlangsamen, wird die Belohnung für die Miner nach jeweils 210.000 Blöcken halbiert. Das dauert etwa vier Jahre. Im April 2024 gab’s ein weiteres „Halving“. Das heißt, dass die Belohnung, die Miner für das Hinzufügen neuer Blöcke zur Blockchain bekommen, auf 3,125 Bitcoins halbiert wurde.
Die tatsächliche Anzahl der im Umlauf befindlichen Bitcoins ist vermutlich deutlich geringer als die bisher geschürfte Summe von knapp 20 Millionen. Denn im Laufe der Jahre sind viele Bitcoins verloren gegangen oder nicht mehr zugänglich, zum Beispiel durch vergessene Passwörter, zerstörte Festplatten oder andere Umstände.
Die Angebotsseite ist also quasi stabil, es werden kaum noch neue Bitcoins in Umlauf gebracht.
Was aber natürlich viel wichtiger ist, ist, was auf der Nachfrageseite passiert: Und da hat sich in den letzten vier Jahren viel verändert.
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Bitcoin hat sich als alternative Asset-Klasse etabliert
Die letzte Bitcoin-Hausse 2020/2021 wurde damals noch ausschließlich von Privatanlegern getrieben, die u. a. von Elon Musk mobilisiert wurden. Der hatte damals medienwirksam für Tesla in Bitcoin investiert und sogar angekündigt, Bitcoin als Zahlungsmittel für seine Fahrzeuge zu akzeptieren.
Zu dieser Zeit stellten der Erwerb und die sichere Verwahrung von Bitcoin für Privatanleger sowie insbesondere für institutionelle Anleger eine Herausforderung dar. Mit der Genehmigung von Bitcoin-ETFs in den USA Anfang 2024 hat sich dies grundlegend geändert.
Die Zulassung von Bitcoin-ETFs durch die SEC eröffnete regulierten Investoren aus der Finanzindustrie den Zugang zu Bitcoin. Diese haben nun einfachen Zugang und sorgen für zusätzliche Nachfrage neben den Privatinvestoren, die ebenso vom einfachen Bitcoin-Zugang durch ETFs (oder ETPs wie in Europa üblich) profitieren.
Laut aktuellen Berichten halten US-Spot-Bitcoin-ETFs, zehn Monate nach ihrem Start, bereits über 950.000 Bitcoins (BTC) in ihren Beständen. Der führende iShares Bitcoin ETF von BlackRock ist bereits größer als der Gold-ETF aus der iShares ETF-Familie.
Weltweit haben börsengehandelte Bitcoin-Produkte (ETPs) mehr als 1,2 Millionen Bitcoins in ihrem Bestand. (Stand Oktober 2024). Nur 10 Monate nach der ETF Zulassung wurden also bereits 6% aller verfügbaren Bitcoins in die ETF Bestände transferiert.
Man kann jetzt trefflich darüber spekulieren darüber spekulieren, ob und wie schnell die Nachfrage nach Bitcoin ETFs weiter anziehen wird und dementsprechend mehr oder weniger abenteuerliche Kursziele für Bitcoin ableiten. Ich werde mich an dieser Spekulation nicht beteiligen.
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Bitcoin ist in der Politik angekommen
Von besonderer Bedeutung für die weitere Kursentwicklung dürfte sein, wie sich die neue US Regierung zum Thema Bitcoin positioniert. Trump hatte sich im Wahlkampf sehr kryptofreundlich gezeigt. Mittlerweile gibt es in den USA sogar eine ernsthafte politische Diskussion darüber, ob eine strategische Reserve an Bitcoins eingeführt werden soll, ähnlich wie es Goldreserven gibt.
Ich kann mir das ehrlich gesagt noch nicht vorstellen, denn wie soll man eine solche Reserve aufbauen, ohne den Kurs weiter drastisch nach oben zu treiben? Andererseits halte ich unter der Trump-Administration nichts für unmöglich.
Die deutschen Behörden haben übrigens im Sommer 2024 größere Bitcoin-Bestände, die durch Beschlagnahmungen in den Besitz des Bundeskriminalamtes (BKA) gelangt waren, für fast 3 Milliarden Euro verkauft. Aus heutiger Sicht natürlich viel zu günstig. Aber wer weiß – vielleicht findet ja die nach ihrem Austritt aus der AfD fraktionslose Bundestagsabgeordnete Joana Cotar doch noch Gehör, die im Bundestag eine entsprechende Bitcoin-Reserve für Deutschland fordert.
Sollten die USA tatsächlich einen solchen Schritt in Richtung Bitcoin-Reserve gehen, wird man in Europa wohl wieder einmal hinterherlaufen. Buy High – Sell Low?
Allerdings gibt es auch Bitcoin Risiken, die ich bei allem Optimismus nicht verschweigen möchte:
Bitcoin liegt wieder im Trend
Schaut man sich „Bitcoin“ bei Google Trends an, so stellt man fest, dass gerade in den letzten Wochen mit den Rekordkursen auch das Interesse der Privatanleger wieder deutlich zugenommen hat, Bitcoin ist wieder „trendy“.
Interesse an Bitcoin im zeitlichen Verlauf
Es wird spannend sein zu beobachten, wie der Bitcoin-Kurs reagiert, wenn dieser kurzfristige Trend zu Ende geht. Als langfristig engagierter Bitcoin-Investor kann man hoffen, dass der Kurs nicht mehr so stark von Spekulanten getrieben wird wie in der Vergangenheit.
So könnten beispielsweise die neuen Bitcoin-ETFs in einem Abschwung stabilisierend wirken, da davon auszugehen ist, dass viele ETF-Investoren im Gegensatz zu den Krypto-Spekulanten den Bitcoin als langfristigen Wertspeicher im Depot ansehen.
Hohe Volatilität wird bleiben
Ich gehe fest davon aus, dass es auch in Zukunft heftige Schwankungen bei Bitcoin mit Drawdowns von über 50 Prozent geben wird. Wer das nicht aushält, sollte die Finger von Bitcoin lassen.
Es ist psychologisch nicht einfach, solche Krypto-Winter wie in den vergangenen Jahren durchzustehen und genau dann antizyklisch nachzukaufen, wenn wieder einmal niemand über Bitcoin reden will. Gerade Value-Investoren tun sich damit extrem schwer, eben weil bei Bitcoin kein realer Wert wie bei einer Aktie dahinter steht und es schlicht nicht möglich ist, einen fairen Wert zu berechnen.
Und was ist mit anderen Kryptos?
Wie gesagt, ich bin kein Krypto-Experte und auch kein Krypto-Fan. Aber ich halte aus Diversifikationsgründen voller Überzeugung Bitcoin und daneben eine mittlerweile auch nennenswerte Position in Ether, die sich in den letzten Jahren noch besser entwickelt hat. Für die zweitgrößte Kryptowährung Ether gibt es übrigens seit Mitte 2024 auch ETFs und ETPs. Aber das spannende Thema rund um die Blockchain-Plattform Ethereum ist eine Geschichte für einen anderen Blogbeitrag.
Von allen anderen alternativen Coins halte ich mich fern. Und das würde ich den meisten von Euch auch dringend raten. Denn die Kryptoszene ist voll von Scharlatanen und Betrügern. Deshalb haben es Bitcoin und Ether auch so schwer, sich aus dieser Schmuddelecke heraus in die regulierte Finanzwelt zu bewegen. Aber die Entwicklung dorthin ist klar erkennbar.
Fazit
Ich schätze die Entwicklung des Bitcoin heute optimistischer ein als noch vor 4 Jahren. Damals habe ich auch mit der Möglichkeit eines Totalverlustes gerechnet, das sehe ich heute etwas anders. Der „Point of No Return“ ist m.E. mittlerweile überschritten, kein demokratischer Staat in der westlichen Welt kann es sich leisten, Bitcoin komplett zu verbieten.
Bitcoin gehört daher m.E. heute tatsächlich in ein wachstumsorientiertes Portfolio für risikobereite Anleger, die extreme Schwankungen im Depot aushalten können und diese als Chance begreifen. In meinem eigenen Portfolio hat Bitcoin mittlerweile eine ähnliche Gewichtung wie eine durchschnittliche Aktienposition und ich fühle mich sehr wohl damit. Daher werde ich weiter daran festhalten.
Auch in das Musterdepot der HGI Strategie zur digitalen Vermögensverwaltung habe ich Bitcoin zum Start Mitte 2024 mit einer Gewichtung von 3% aufgenommen. Das war lustigerweise genau zu dem Zeitpunkt, als das BKA seine Bitcoins verkaufte und damit den Kurs drückte. Die Investoren der ersten Stunde freuen sich mit mir bereits über ein Bitcoin-Plus von 50%. So kann es gerne weitergehen. 😉
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Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt Anteile von Bitcoin und Ether. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.