Mo. Nov 25th, 2024

 Es ist wieder passiert! Wie schon in 2016 war der Index im vergangenen Jahr besser als mein eigenes Depot. Mein Konzept der Global Champions hat sich gleichwohl gut geschlagen. Das Depot ist um 18,8% gestiegen. Der MSCI World konnte allerdings um 32,6% zulegen (gemessen am iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc)). Das ist deutlich.

 

(Quelle: justETF; in der Grafik sind die Jahreszahlen leider falsch; ganz links müsste es mit 2021 beginnen und rechts mit 2018 enden)

 

Es war ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr für den Aktienmarkt. Der S&P 500 hat um 27,3 Prozent zugelegt. Hinzu kommen für uns im Euroraum noch die Kursgewinne des Dollars (und dann auch noch die Dividenden). Deshalb steht ein ETF auf den S&P 500 in Euro sogar um rund 40% im Plus. Das ist krass. Wer bitte hat das zu Jahresanfang erwartet? Ich jedenfalls nicht. Obwohl ich ja (bekanntlich) zu den Optimisten unter den Anlegern gehöre.

 

Die Gewinner

 

Meine besten Aktien unter den größeren Positionen im Depot heißen: NOVO NORDISK, INUTTIVE SURGICAL, SHERWIN-WILLIAMS und LINDT. Schon das alleine sagt einiges über das vergangene Jahr aus.

 

 

Einer der großen Gewinner des Jahres war (einmal mehr) APPLE (Chart oben). Wie sehr APPLE zu der guten Performance von grossmutters-sparstrumpf in den letzten Jahren beigetragen hat, ist am Chart über drei Jahre gut zu sehen:

 

 

Man mag es kaum glauben, aber da stehen tatsächlich knapp 360 Prozent für diesen kurzen Zeitraum. APPLE konnte mit allen Bereichen Punkten: Mit dem iPhone, dem Mac, dem iPad, der Apple Watch, dem neu entwickelten Chip M1 und mit dem Bereich Service. Der Umsatz ist im Geschäftsjahr 2021 um mehr als 30 Prozent gestiegen. Der Gewinn sogar um über 70 Prozent. Der Umsatz hat damit einen neuen Rekord erreicht. Der Gewinn natürlich auch.

 

 

Größter Gewinner im Depot im Jahr 2021 ist bei den großen Positionen allerdings NOVO NORDISK (Chart oben) mit 68 Prozent. Das Pharmaunternehmen ist seit der Aufnahme ins Depot eher unterdurchschnittlich gelaufen. Das ändert sich nun. Manchmal lohnt es sind eben doch, an guten Aktien festzuhalten – auch wenn sie eine Weile nicht das tun, was man sich von ihnen erhofft.

 

 

SHERWIN-WILLIAMS ist ein Farbenhersteller und hat in 2021 vom Boom auf dem amerikanischen Häusermarkt profitiert. Das Ergebnis hier: 54% Plus.

 

 

Das ich das noch erleben darf! LINDT war in all den Jahren die ich die Aktie halte noch nie unter den Top-Performern. In diesem Jahr ist das anders. LINDT hat um 53 Prozent zugelegt. Im Chart oben siehst du allerdings die Aktie selber und ihre Performance – ich habe den Partizipationsschein im Depot (die „kleine Lindt“), der deutlich billiger ist als die Aktie selber (die „große Lindt“). Die kleine Lindt ist noch stärker gestiegen. Einen Chart in Euro kann ich derzeit aufgrund von Auseinandersetzungen zwischen der Schweiz und der EU leider nicht bekommen.

 

 

Der Agrarspezialist JOHN DEERE trägt ebenfalls zur guten Performance des Depots bei. Die Aktie ist um 38 Prozent gestiegen. Alle Charts in diesem Text sind (ausnahmsweise) in Euro und nicht in der Heimatwährung der jeweiligen Aktien, da es heute um die Performance des Depots geht.

Wer sich einen Eindruck von der Innovationskraft von JOHN DEERE machen will, der kann sich das folgende Video anschauen. Die Firma hat es zur Elektronikmesse CES in Las Vegas veröffentlicht und zeigt darin, dass ihre Trecker jetzt voll autonom arbeiten können. Der Farmer nutzt nur noch seien App – der Trecker erledigt die Arbeit selbständig.

 

 

Wenn NOVO NORDISK, SHERWIN-WILLIAMS und JOHN DEERE drei der Top-Performer des Jahres sind, dann sagt das einiges über 2021 aus. Es sind alle eher konservative Investment, die von der aktuellen Pandemie wenig berührt werden.

Viele der Aktien, die in der Vergangenheit gute Performer waren, sind in 2021 eher seitwärts gelaufen oder haben nur geringfügig zugelegt. Das betrifft AMAZON, DISNEY und MASTERCARD. DISNEY wie MASTERCARD leiden aktuell noch unter den Folgen der Pandemie. AMAZON hat sich nach dem sehr starken Anstieg von 2020 eine Pause gegönnt. Das ist bei dem Unternehmen nicht ungewöhnlich. Alle drei Aktien sollten in 2022 wieder deutlich stärker werden. Unterhaltung, digitales Bezahlen und eCommerce bleiben in meinen Augen Megatrends.

Einige der Neuaufnahmen im Depot (wie NVIDIA und LAM RESEARCH) stehen mit sehr hohen Prozentzahlen im Plus. Bei NVIDIA sind es gleich 180 Prozent – bei LAM rund 100 Prozent. Die Chipwerte konnten in 2021 gut profitieren. Für viele andere Tech-Werte gilt dies allerdings nicht. Beide haben aber nur einen geringen Anteil am Depot. Gerade bei Chipaktien war ich in der Vergangenheit immer sehr vorsichtig. Das hat sich für mich nicht ausgezahlt.

 

 

Die Loser

 

Das vergangene Jahr hat einige große Verlierer hervorgebracht. Zu ihnen gehört auch PELOTON (Chart oben). Minus 74 Prozent sind auch für einen Wachstumswert eine extreme Zahl. In so einem Fall gibt es drei Möglichkeiten: Ich kann die Aktie verkaufen. Ich kann sie halten. Oder ich kaufe nach.

Ich habe bei starken Verlusten mit einer Aktie schon alle drei Varianten genutzt. Bei CHIPOTLE (heute eine meiner stärksten Aktien) habe ich nachgekauft, als sie bei mir im Depot mit rund 50% im Minus stand. Es hat sich gelohnt. Die sehr kleine Position in PELOTON habe ich Ende 2021 aufgestockt. Das gleiche habe ich mit ZOOM gemacht, auch einem der großen Verlierer des vergangenen Jahres. Vermutlich wird sich schon im Jahr 2022 zeigen, ob das eine gute Idee war.

 

 

Die Minus 45% die da für ZOOM stehen sind allerdings nur ein Teil der Wahrheit. Auf Sicht von knapp drei Jahren steht die Aktie derzeit immer noch sehr weit im Plus:

 

 

War es das schon?

 

Nein, ein Depot fehlt noch. Mein Tech-wiki, im letzten Jahr mit einem Zuwachs von 82% ein absoluter Überflieger, ist mit einem Minus von 5,9% aus dem Jahr gegangen. Es hat damit auf Sicht der letzten 2 ½ Jahre allerdings immer noch eine Performance von über 20% pro Jahr und steht damit knapp vor den Global Champions, die auf eine jährliche Rendite von 18,9 Prozent kommen.

Mit dem extrem guten Abschneiden in 2020 und dem sehr schlechten in 2021 hat das wiki „Global Tech-Champions“ in meinen Augen einen wichtigen Test nicht bestanden. Es war von mir so konzipiert worden, dass es auch durch schwierige Phasen gut hindurch kommt. Dazu enthält es neben den High-Growth Aktien viele große Tech Player die einen sehr hohen Cash Flow haben.

In der Krise des Jahres 2020 hat sich das Konzept ausgesprochen gut geschlagen. In 2021 aber hat es enttäuscht. Mal schauen, ob ich an meinem Tech-wiki etwas ändere.

 

Den Index auf lange Sicht schlagen

 

 

Seit neun Jahren schlage ich jetzt den Index. Das Depot hat in dieser Zeit um rund 440% zugelegt (20,6% pro Jahr) – das ist rund das Doppelte des MSCI World, der auf rund 220 Prozent kommt. Das ist ein toller Erfolg, schon gar wenn man bedenkt, dass weder die Finanzprodukte von boerse.de, noch die des Stuttgarter Aktienclubs, noch die der Vermögensverwaltungen Flossbach von Storch oder ACATIS in der Lage sind, besser abzuscheiden als ein simpler ETF auf den MSCI World. Sie alle laufen dem Index weit hinterher.

In der Grafik oben ist in meinem Depot ein Muster zu erkennen: Einem guten Jahr folgte anfangs immer ein eher schlechtes. Und dann kam 2020 – und das Muster wurde durchbrochen. Auf ein sehr gutes Jahr folgte noch ein sehr gutes Jahr. Und dann kam 2022. Noch ein gutes Jahr.

Nun hatten wir drei Ausnahmejahre in Folge. Das führt zu einem logischen Schluss: Das kann so nicht weiter gehen. Wir werden auch wieder Jahre mit einer glatten Null oder mit einem deutlichen Minus erleben.

 

 

Die letzten drei Jahre (Grafik oben) haben mein Depot um 137% steigen lassen. Das ist verrückt (viel). Natürlich freut mich das. Aber dieser stete Anstieg macht mir auch Sorge: Ein Teil dieser Gewinne geht auf eine erhöhte Bewertung der Unternehmen zurück – nicht aber auf höhere Gewinne. Ihre KGV’s sind expandiert.

Die Anlegerinnen und Anleger sind angesichts extrem niedriger Renditen bei Staatsanleihen bereit, Aktien auch bei Bewertungen von 32 zu kaufen (KGV von APPLE) oder gar von 37 (KGV von MICROSOFT). Wer will es ihnen verdenken. Das Problem dabei: So wie die Bewertungen gestiegen sind (KGV-Expansion) können sie auch wieder zurückgehen. Wenn die Zinsen steigen.

Wenn die Zinsen steigen. Ob das passiert ist derzeit nicht zu erkennen. Und natürlich gilt, wie immer bei Prognosen, dass sie besonders schwer zu machen sind, wenn sie die Zukunft betreffen. Wenn etwas in den vergangenen Jahren wieder und wieder angekündigt wurde, dann eine Zinswende.

 

Steigen die Zinsen?

 

Amerikanische Staatsanleihen notieren derzeit zu 1,6% (10-Jährige). Üblicherweise sind Anlegerinnen und Anleger zufrieden, wenn die Gewinne der Unternehmen 3% über der sicheren Rendite der 10-Jährigen liegen – das wären 4,5%. Das entspricht einem KGV von 22. Aktuell notiert der S&P 500 (forward) leicht darunter. Eine um einen halben Prozentpunkt höherer Rendite der 10-Jährigen – und das KGV des S&P 500 (forward) müsste auf 20 sinken. Das ist ein Korrekturpotential von 10 Prozent. Wenn die Zinsen steigen.

 

Problem Nummer zwei

 

Wir hatten mit 2021 zudem ein extrem ruhiges Börsenjahr. Die Abschläge im Jahresverlauf lagen im S&P 500 bei nur 5%. Das ist lächerlich niedrig. So etwas gab es in den vergangenen zehn Jahren nicht ein einziges Mal. Obwohl die Abschläge nach unten so niedrig ausfielen, haben die Anlegerinnen und Anleger mächtig gezittert. Manche von ihnen halten mittlerweile auch Abschläge von 5 Prozent schon für einen echten Crash.

Meine Vermutung: Die nächste Korrektur wird einige Anlegerinnen und Anleger kalt erwischen. Sie kennen nur die guten Zeiten. Und sie haben sich an die sehr niedrige Volatilität gewöhnt.

Ein so ruhiges Börsenjahr wie 2021 ist eine absolute Anomalie. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich das wiederholt.

 

Wie geht es weiter mit Big-Tech?

 

Auch die Rallye bei Big-Tech (APPLE, MICROSOFT, ALPHABET) wird sich in meinen Augen in der Form nicht fortsetzen. Die Bewertung der Unternehmen ist mittlerweile so überzogen, dass sie in 2022 bestenfalls ein Seitwärtslauf erwartet. Vielleicht sogar eine Korrektur.

Natürlich kann es auch nach oben gehen.  Dazu müssten die Gewinne aber auch sehr deutlich steigen. Das würde APPLE und MICROSOFT wieder in akzeptable Bewertungen bringen. Bei APPLE ist natürlich (wie immer) alles möglich: Die neue Datenbrille verkauft sich 100 Mio. Mal; ein Apple Car kommt schon in 2023 – und schon schießt die Aktie nach oben. Doch dieses Szenario ist in meinen Augen nicht sehr wahrscheinlich.

 

 

Der Abstieg des Jahres

 

Verlierer des Jahres ist der chinesische Online-Händler ALIBABA. Der Wert befindet sich nicht in meinem Depot. Ich habe allerdings in der Börsengruppe „Kleine Finanzzeitung“ seit November 2020 immer wieder darauf hingewiesen, dass das Risiko bei einem Kauf der Aktie extrem hoch ist – einerlei, wie günstig bewertet sie erscheint.

ALIBABA hat mittlerweile 63% an Wert verloren. 540 Mrd. Dollar Börsenwert sind damit verschwunden. Ob es dabei bleibt? Schwer zu sagen. ALIBABA ist durch diesen Absturz einer der günstigsten Mega-Caps auf dem Markt – mit einem KGV von 16,7. Aber was heißt schon günstig, wenn die Gewinne des Unternehmens in den kommenden Jahren überhaupt nicht abzuschätzen sind. Im Kern ist nicht einmal abzuschätzen, ob es ALIBABA in der bisherigen Form in ein paar Jahren noch geben wird.

Oft wurde ich im letzten Jahr gefragt, wieso ich denn an Werten wie ZOOM festhalte – vor ALIBABA aber warne. Der Niedergang ALIBABA’s ist seit ich die Börse beobachte nahezu einmalig. Er erinnert an die Vernichtung von YUKOS durch den russischen Staat. Auch in dem Fall hatte der Gründer (Michail Chodorkowskij) den Staat heftig angegriffen, so wie Jack Ma es im Herbst 2020 in China getan hat. Wie die Auseinandersetzung zwischen Vladimir Putin und Michail Chodorkowskij ausgegangen ist, ist bekannt. Michail Chodorkowskij selber hat sie überlebt (obwohl auch das eine Zeitlang nicht sicher war). Sein Unternehmen aber wurde komplett ruiniert und zerschlagen.

Wie die Auseinandersetzung zwischen dem chinesischen Staat und Jack Ma als Gründer von ALIBABA ausgeht ist schwer zu sagen.

Für mich ist ALIBABA kein Kauf. Mit einem Investment in das Unternehmen liefere ich mein Geld dem aus, was der chinesische Staatspräsident Xi mit ALIBABA vor hat. Will er ALIBABA (und damit Jack Ma) nur demütigen? Will er das Unternehmen vernichten? Will er ein ihm genehmes Management, das der Partei treu ergeben ist? Keiner weiß es. Ich nicht – und vermutlich weiß es Xi Jinping selber auch noch nicht. Derzeit.

Der ein oder andere Kotau von Jack Ma vor dem großen Führer Xi könnte das Schicksal von ALIBABA positiv beeinflussen. Könnte. Sicher ist das nicht. Und vermutlich ist Jack Ma für so etwas auch nicht der richtige Mann.

 

Mein Fazit

Erstens. Der S&P 500 ist am Silvestertag mit 4.766 Punkten aus dem Handel gegangen. Er steht damit um nur 42 Punkte unter seinem letzten Hoch. In der ersten Handelswoche des neuen Jahres hat er ein neues Hoch erreicht. Dann bröckelten die Kurse leicht.

Zweitens. Es ist damit zu rechnen, dass das neue Jahr deutlich höhere Abschläge mit sich bringen wird, als das alte. Die Börsenampel von grossmutters-sparstrumpf steht auf orange. Ich rechne im Jahresverlauf mit einer Korrektur.

Drittens. Trotzdem wird das Jahr vermutlich wieder einmal positiv enden. Ich rechne mit einem Index-Stand von um die 5.000 Punkten zum Jahresende. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert in der Welt. Und damit ist bekanntlich immer zu rechnen.

Viertens. Die Zeit des billigen Geldes könnte zu Ende gehen. Könnte. Sicher ist das keinesfalls. Für die Aktienmärkte würde das eine Phase mit viel moderateren Gewinnen bedeuten. Um das langjährige Mittel bei den Kurssteigerungen (rund 9% im MSCI World) wiederherzustellen, müsste der Index nach den 13 sehr guten Jahren die er jetzt erlebt hat, 17 Jahre lang nur moderat steigen. Mit etwa 5 Prozent im Jahr. Erst dann hätte er seinen Mittelwert wieder erreicht.

Gut möglich, dass wir uns an diese Vorstellung gewöhnen müssen.

 

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Der Beitrag Meine Bilanz für 2021 erschien zuerst auf Grossmutters Sparstrumpf.