„Vanguard vertritt die Interessen aller Anleger:innen. Wir stehen für Fairness und sind nur einem Ziel verpflichtet: dem Anlageerfolg unserer Kunden und Kundinnen.“
Dieser Satz könnte so oder so ähnlich von jedem Finanzdienstleister als Marketingbotschaft präsentiert werden. Als Verbraucher kennt man solche Versprechen und ist bei solchen Werbeaussagen mitunter vorsichtig.
Doch bei Vanguard gibt es eine Besonderheit. Die Eigentümerstruktur von Vanguard führt zu einem Anreiz, den andere Unternehmen in der Form nicht haben. Im Heimatland USA ist Vanguard als genossenschaftliche Vermögensverwaltung organisiert.
Eigentümerstruktur sorgt für Anreize bei der Kostensenkung
Unternehmen, Organisationen und Individuen verfolgen Interessen. Das ist legitim. Das geflügelte Wort „Cui bono“ („Wem zum Vorteil?“) hinterfragt wer der Nutznießer von bestimmten Handlungen ist.
Hierzulande sind Genossenschaften zum Beispiel in Form von Wohnungsbaugesellschaften verbreitet. Als Mitglied wird man automatisch Miteigentümer der Gesellschaft. Der Zweck der Gesellschaft ist vorrangig die Förderung der Mitglieder. Bei Wohnungsbaugesellschaften also die Versorgung mit Wohnraum zu fairen Preisen.
Grob gesagt ist das Ziel von Genossenschaften Kosten zu reduzieren, um ihre Mitglieder zu fördern. Kapitalgesellschaften wie zum Beispiel börsengehandelte Aktiengesellschaften haben hingegen das Ziel möglichst Gewinne für die Eigentümer zu erwirtschaften.
Um zu sehen was das bedeutet, schauen wir uns die beiden derzeit größten Vermögensverwalter der Welt an: Blackrock (unter anderem Anbieter der iShares-Produkte) und Vanguard.
Blackrock ist börsengehandelt. Es ist zu vermuten, dass das primäre Interesse der Eigentümer langfristig die Gewinne von Blackrock sind. Da jedes Unternehmen gut beraten ist auf seine Kunden (hier also die Anleger) zu achten, ist natürlich auch hier ein vitales Interesse vorhanden – im Zweifel aber sekundär.
Vanguard hingegen ist genossenschaftlich organisiert. Das primäre Interesse sind hier ebenfalls die Eigentümer. Allerdings sind die Eigentümer gleichzeitig auch die Anleger. Damit besteht kein Interessenskonflikt zwischen diesen beiden Gruppen.
Welchen Anreiz haben die Eigentümer bzw. Anleger von Vanguard? Gewinn machen, versteuern und dann wieder neu anlegen? Oder doch lieber Produktkosten senken, damit weniger Gewinn (Einnahmen aus den Produkten), weniger Steuern und damit nach Kosten insgesamt höhere Anlagerenditen.
Es liegt nahe, dass die Anleger und damit Eigentümer von Vanguard niedrigere Kosten, den potenziell höheren Gewinnen vorziehen.
Dieses Anreizsystem führt zu dem sogenannten „Vanguard Effekt“.
Vanguards Kostenstruktur hat Auswirkung auf andere ETF-Anbieter
Vanguard versucht also tendenziell eher die Produktkosten zu reduzieren, statt den Gewinn zu maximieren.
Vanguard ist aber ein Marktteilnehmer wie alle anderen Unternehmen. Die Kostenstruktur hat damit auch Auswirkungen auf die Konkurrenz. Die ist ihrerseits gezwungen die Kosten zu reduzieren, was dem Gesamtmarkt zugutekommt.
Die absoluten Kostenkönige der Anlagewelt sind ETFs. ETFs brauchen keine teuren Fondsmanager oder Analysten. Auch Vertriebs- und Bestandsprovision fallen bei ETFs nicht an, da sie direkt an der Börse erworben werden können.
ETFs können automatisiert einen Index abbilden. Auch das verursacht Kosten, allerdings deutlich geringere als bei klassischen Fonds.
Es ist daher sicherlich auch kein Zufall, dass der Gründer von Vanguard John C. Bogle den ersten Indexfonds der Welt erfand.
Später folgten dann die heute bekannteren ETFs, die im Grundsatz dasselbe sind mit dem Unterschied, dass sie direkt an Börse handelbar sind.
Es war damals revolutionär, dass ein Fonds einfach nur stumpf den Markt folgte und kein aktives Management benötigte.
Jahrzehnte später beweisen die Daten, dass die Gruppe der passiven Indexfonds und ETFs die Gruppe der aktiven Fonds deutlich überlegen sind.
Wie war das möglich? Das Geheimnis sind die niedrigen Kosten!
Vanguard hat als Pionier des passiven Investierens und als Kostenführer den Weg bereitet, dass Indexfonds und ETFs heute so beliebt sind.
Mittlerweile ist es fast egal von welchem Anbieter ETFs bezogen werden. Sie sind meist deutlich kostengünstiger als ihre aktive Konkurrenz. Auch dank Vanguard.
Warum der Gründer von Vanguard ein Kritiker von ETFs war
John C. Bogle, der Erfinder des ersten Indexfonds der Welt und damit Wegbereiter von ETFs war tatsächlich ein Kritiker von ETFs.
Die Kritik richtete sich dabei nicht an die ETFs selbst, sondern das menschliche Verhalten, welches sich aus der leichten Handelbarkeit an der Börse ergibt.
ETFs verführen durch ihre leichte Handelbarkeit zu Spekulationen. Das war nicht im Sinne der ursprünglichen Indexfonds. ETFs widersprachen daher der Philosophie von Bogle die Anteile zu kaufen und zu halten (Buy & Hold).
Vanguard trägt diesen Umstand in ihrer Studie „Mehrwert von Beratung“ Rechnung und identifiziert Verhaltens-Coaching als eine von 7 wertstiftenden Komponenten, die allein ca.1,5% von 3% Mehrrendite ausmachen kann.
Fazit
Vanguard ist der Wegbereiter der heute so beliebten ETFs und gibt den Takt bei der Kostenstruktur an. Dies ist unter dem Begriff „Vanguard Effekt“ bekannt.
Wer meinen Blog liest, wird meine Sympathie für Vanguard nicht entgangen sein. Die Gründe sind der visionäre Gründer, die Eigentümerstruktur und die Anlagephilosophie.
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