So. Nov 24th, 2024

Das Kernsegment von Adobe Systems (nachfolgend Adobe) wird durch leichtgewichtigere und günstigere Produkte wie beispielsweise Canva bedroht. Adobe hat nun die Übernahme des Wettbewerbers Figma für 20 Milliarden USD bekanntgegeben. Diese Summe war der Börse eindeutig zu viel und die Adobe Aktie stürzte am folgenden Handelstag um 17 Prozent ab. Seit dem Allzeithoch vom Dezember 2021 hat die Aktie sogar 55 Prozent verloren.

Wir analysieren für dich, was die Übernahme für Adobe sowie die Investoren bedeutet und ob die Adobe Aktie nach dem heftigen Kursrutsch nun ein Schnäppchen ist.

Deshalb ist die Adobe Aktie abgestürzt

Im Rahmen der Quartalszahlen kündigte Adobe die Übernahme von Figma in Höhe von 20 Milliarden USD an, wobei die Hälfte des Kaufpreises in Aktien bezahlt werden soll. Zusätzlich sollen der CEO und die Mitarbeiter von Figma über einen Zeitraum von vier Jahren weitere sechs Millionen Adobe Aktien erhalten. Der Börse ist die anvisierte Übernahme zu kostspielig, denn im Juni 2021 wurde Figma noch mit 10 Mrd. USD bewertet und trotz der Korrektur von Tech-Aktien und zunehmend schwierigen Finanzierung von Start-Ups ist das Management von Adobe bereit heute den doppelten Preis für das Unternehmen zu zahlen. Zusätzlich droht den Aktionären durch die Herausgabe von Adobe Aktien als Teil des Deals eine Verwässerung ihrer Anteile.

Adobe unter Wettbewerbsdruck

An der Börse herrscht schon seit geraumen die Sorge, dass sich Adobe zu sehr auf die professionellen Kunden konzentriert und die wachsende Kundschaft von Social-Media-Influencern und Kleinunternehmern innovativeren Start-Ups überlässt. Der Markt für einfache Lösungen zum Erstellen digitaler Inhalte wird für das Jahr 2023 auf 41 Milliarden USD geschätzt und das Überlassen dieser Kundschaft könnte ein Einfallstor erstarkender Konkurrenten in die Stammkundschaft von Adobe werden. Ein Unternehmen namens Canva mit einem geschätzten Marktwert von zwischenzeitlich 40 Milliarden USD wird als ernste Bedrohung wahrgenommen. Bereits im ersten Quartal gab Adobe eine aus Analystensicht enttäuschende Prognosen ab und untermauerte damit die Sorge vor wachsender Konkurrenz.

Doch einer starken Konkurrenz sieht sich Adobe nicht nur im klassischen Segment „Digital Media“ ausgesetzt, sondern auch im Segment „Digital Experience“, wo es um Kundenbindung und Marketing geht – kurz „Customer Experience“. Hier tritt Adobe gegen namhafte Unternehmen wie Microsoft, Salesforce oder Twilio an. Adobe schätzt das Marktpotential im Segment „Digital Experience“, auf 110 Milliarden USD, was deutlich über dem Marktpotential für Designsoftware im Segment „Digital Media“ mit geschätzten 63 Milliarden USD liegt.

Die teure Übernahme von Figma

Adobe hat auf diesen Trend bereits mit den vorherigen Übernahmen von Frame.io für 1,3 Milliarden USD und ContentCal für über 100 Millionen USD sowie einem günstigen Einstiegsprodukt namens Adobe Express reagiert. Frame.io hilft geteilten Teams beim gemeinsamen Erstellen von Videos und ContentCal hat sich auf das Posten von Social Media Inhalten spezialisiert. Auch im Segment „Digital Experience“ hat Adobe kräftig zugekauft und Unternehmen wie Magento, Workfront, Marketo und Omniture erworben. Die Übernahme von Figma ist mit einem Kaufpreis von 20 Milliarden USD allerdings eine deutliche größere Hausnummer. Figma bietet einen browserbasierten Designer, der die gleichzeitige Bearbeitung von Projekten in Teams erleichtert und sowohl von großen Unternehmen als auch von Influencern genutzt wird. Zu den Großkunden von Figma zählen Unternehmen wie Alphabet, Airbnb oder Kimberly-Clark. Die Übernahme durch Adobe soll im Jahr 2023 abgeschlossen werden, aber bedarf letztlich noch der Zustimmung der Aufsichtsbehörden.

Webseitenauftritt von Figma

Im Jahr 2022 soll Figma über seine Software-Angebot insgesamt 400 Millionen USD an wiederkehrendem Umsatz mit einer hohen Bruttomarge von 90 Prozent erzielen. Allein bei den Bestandskunden wächst der Umsatz um 50 Prozent im Jahr.

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