Dieser Beitrag ist das Update eines im November 2022 veröffentlichten Artikels. Er wurde aktualisiert nach den Zahlen zum Gesamtjahr 2022 und enthält nun auch einen Ausblick auf 2023.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele interessante israelische Software Unternehmen es an die Nasdaq schaffen. Eine dieser Companies ist monday.com : Die Israelis liefern seit dem IPO im Juni 2021 nun schon über 6 Quartale hinweg eine beeindruckende Performance ab und verbrauchen trotz Hyper-Growth kaum etwas von ihren üppigen Cash-Beständen aus dem Börsengang.
Die monday.com Aktie hat sich seit der Erstveröffentlichung der vorliegenden Investment Story im November 2022 um über 30% verteuert. Der aktuelle Kurs von 145$ liegt jedoch noch immer unter dem IPO Preis von 155$ und über 60% unter den Ende 2021 erreichten Höchstständen.
https://aktien.guide/aktien/monday-com-IL0011762130
Seit einigen Monaten halte ich (privat) eine Einstiegsposition der Monday Aktie. Die gerade veröffentlichten Zahlen zum Gesamtjahr 2022 führten zu einem zweistelligen Kurssprung. Für mich eine Gelegenheit, Euch die spannende SaaS Aktie nochmals vorzustellen:
Was macht monday.com ?
Bekannt geworden ist monday.com als cloud basiertes Tool zum Projektmanagement.
Ein Vorteil der monday Lösung gegenüber der Konkurrenz ist die große Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit, mit der auch Nicht-Entwickler mit Hilfe sogenannter “Building Blocks” Workflows abbilden und Geschäftsprozesse optimieren sowie viele weitere SaaS-Tools wie Outlook, Gmail, Zoom, Slack oder Dropbox integrieren können.
Man darf sich die monday Software als Laie wie einen „Lego Baukasten für Unternehmenssoftware” vorstellen. Zumindest ist das so in etwa das Leistungsversprechen. Dass die Realität bei umfangreichen Anforderungen eines größeren Unternehmens etwas anders aussieht, das dürfte zumindest den Entwicklern unter Euch klar sein.
Tatsächlich werden die monday Services, die ursprünglich vor allem auf kleine und mittlere Unternehmenskunden abzielten, zunehmend auch von größeren Unternehmen genutzt. So zahlen schon ca. 1.500 Kunden mehr als 50.000$ p.a. für ihre monday Subskription, das sind 85% mehr solcher „Enterprise“-Kunden als nur ein Jahr zuvor.
Mittlerweile ist monday.com auf dem allerbesten Wege, sich vom One-Trick-Pony (Projektmanagement-Software) zur agilen Workflow-Plattform für eine Vielzahl von Anwendungen weiterzuentwickeln. Seit einigen Quartalen erst vermarktet monday die eigene Work OS Plattform mit verschiedenen vorgefertigten Anwendungen nicht nur für Projektmanagement, sondern auch für CRM, Marketing, Development und Work(flow) Management.
Eine wachsende Schar von Entwicklern nutzt die monday API, um weitere Anwendungen und Building Blocks für die über 186.000 zahlenden monday Kunden bereitzustellen. Alleine 2022 sind (netto) über 34.000 Kunden hinzugekommen! Das ist eine beeindruckende Kundenbasis für ein so junges Unternehmen.
Es sieht ganz danach aus, dass hier rund um den monday Apps Marketplace ein interessantes Ökosystem für externe Entwickler heranreift.
Markt und Wettbewerb von monday.com
monday.com wird gerne mit Asana oder Smartsheet verglichen. Der Wettbewerb ist hart und noch ist nicht absehbar, welcher Anbieter langfristig eine führende Stellung im boomenden Markt für agile Work Management Software Services einnehmen kann.
Der TAM von monday.com ist laut IR-Präsentation $56 Mrd. groß
monday.com ist erst seit 2014 am Markt und damit etliche Jahre jünger als Asana und Smartsheet, die 2008 bzw. 2005 gegründet wurden. Auch daher liegt monday.com beim Umsatz von $519 Mio. (2022) noch etwas hinter diesen Wettbewerbern, wächst aber wesentlich schneller und dürfte zumindest Asana in absehbarer Zeit beim Umsatz überflügeln.
Durch sein Headquarter in Tel Aviv hat monday in der Entwicklung erhebliche Kostenvorteile gegenüber den Wettbewerbern aus den USA. Im Resultat verbrennt Asana noch immer jede Menge Geld, während monday.com den Cashflow Breakeven bereits erreicht hat.
monday hat große Ambitionen und will sich z.B. mit seinem CRM auch als Alternative zu etablierten Application Service Anbietern wie HubSpot positionieren. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten: Nach Aussage eines HubSpot-Partners betreibt monday bzgl. seiner Fähigkeiten rund um CRM- und Marketing Automation doch etwas “Overselling”. Etliche monday – Kunden würden letzten Endes dann doch zu HubSpot wechseln, da das monday CRM (noch) nicht die hohen Kundenerwartungen befriedigen kann. Folgerichtig liegt der Schwerpunkt der Investitionen bei monday 2023 in der Softwareentwicklung.
Trotz der noch vorhandenen funktionalen Defizite scheinen die Kunden mit der monday Software überwiegend sehr zufrieden zu sein: Darauf deutet zumindest die hohe Net Retention Rate von über 130% (bei den Kunden mit mehr als 10 Usern) hin.
Net Retention Rates bei monday.com
Die Geschäftszahlen von monday.com für 2022
Der Umsatz von monday ist 2022 um 68% auf knapp $519 Mio. angestiegen. Im Q4 2022 betrug das Wachstum noch 57%. Das ist eine deutliche Abkühlung der prozentualen Wachstumsrate, denn im Gesamtjahr 2021 war das Unternehmen noch um über 90% gewachsen.
Dennoch sind diese rein organisch erzielten Wachstumsraten erstaunlich hoch angesichts eines inzwischen erreichten Umsatzes von über $500 Mio. p.a.
Umsatzentwicklung bei monday.com
Die Bruttomarge von monday begeistert schon seit dem Börsengang mit stabilen 87-88% (GAAP).
Das Unternehmen hat auch die operativen Kosten sehr gut im Griff: Trotz des Hyper-Growth wurden die üppigen Cashbestände aus dem IPO 2022 nicht nennenswert angetastet. Das schuldenfreie Unternehmen sitzt Ende 2022 auf $885 Mio. Cash. Im Q4 2022 wurde bereits eine (adjusted) Free Cashflow Marge von 20% erreicht.
Mir gefällt, dass monday im Gegensatz zu vielen vergleichbaren IPO Werten aus den USA bereits über ein echtes globales Geschäft verfügt. Etwa 50% des Umsatzes werden außerhalb der USA erzielt, die Software ist in 14 Sprachen verfügbar. Damit können regionale Schwankungen besser ausgeglichen werden und die hohen Aufwendungen für den Aufbau einer internationalen Organisation sind bei monday zumindest teilweise bereits in der aktuellen Kostenstruktur enthalten.
Es ist auffällig, dass die Geschäftsentwicklung bei monday wesentlich weniger durch die aktuell schwierige wirtschaftliche Lage beeinträchtigt wird als bei den meisten Konkurrenten. Die Kosten für die Gewinnung neuer Kunden via Performance Marketing sinken bei monday derzeit sogar, da der Wettbewerb aktuell weniger ins digitale Marketing investiert und nAds für die relevanten Suchbegriffe daher billiger zu haben sind.
Die Guidance für 2023 von monday.com
Das monday Management hat eine initiale Guidance für 2023 abgegeben, die maximal 34% Umsatzwachstum auf $693 Mio. vorsieht. Das ist deutlich mehr als die Analysten bis dato erwartet hatten.
Ich gehe nach den optimistischen Aussagen zum Geschäftsverlauf im jüngsten Analystencall sogar davon aus, dass 2023 das organische Wachstum nochmals mehr als 40% betragen wird und erwarte einen Umsatz von mindestens $725Mio.
2023 soll die operative Marge bei monday gemäß Guidance von -9% (non-GAAP) auf -5% verbessert werden. Ich gehe nach vorsichtigen Aussagen zur geplanten Investitionstätigkeit davon aus, dass die Profitabilität sich (wie 2022) wesentlich deutlicher verbessern wird als bisher avisiert.
Die Bewertung der monday.com Aktie
Auf Basis meiner Umsatzerwartung errechnet sich für 2023 beim aktuellen monday Aktienkurs von 145$ ein EV/Sales-Verhältnis von ca. 8.
Das ist fair für ein SaaS-Unternehmen mit sehr hoher Bruttomarge und positivem Cashflow, falls die Guidance mit den avisierten 34% Growth Realität wird.
Ich persönlich gehe jedoch davon aus, dass monday.com schneller wachsen wird und schon 2024 die Umsatzmilliarde knacken kann. Sollte ich damit richtig liegen – und sich die Profitabilität so positiv wie zuletzt weiterentwickeln – so ist die SaaS Aktie von monday.com auch nach dem Kursanstieg der letzten Monate noch sehr attraktiv bewertet.
Ich habe meine (private) Position nach den Geschäftszahlen für 2022 ausgebaut. Leider kann ich die monday.com Aktie (noch) nicht ins wikifolio aufnehmen, da sie (noch) an keiner deutschen Börse gehandelt werden kann.
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