Fr. Sep 20th, 2024

Bitcoin-Verbot? Geht doch gar nicht, ist doch dezentral organisiert. Geht nicht? Geht doch! Wie wahrscheinlich ein Bitcoin-Verbot ist und wie dieser dann auch umgesetzt werden kann, ist Thema dieses Beitrags.

Bitcoin ist in aller Munde. Und wenn auch der bisher in Finanzdingen uninteressierte Bekannte offen vom leichten Geld schwärmt und ernsthaft überlegt in Bitcoin zu investieren, dann frag ich mich natürlich schon: Bin ich der einzige Idiot in der Umgebung, der jetzt nicht Millionen mit Bitcoin macht?

Bisher war dies allerdings auch ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich eine mögliche Blase aufbaut. Ob Bitcoin aktuell eine Blase ist, will ich nicht prognostizieren. Brauche ich auch nicht, denn je mehr in Bitcoin investieren, umso wahrscheinlicher wird irgendwann die Greater Fool Theorie zuschlagen.

Denn eins ist sicher, der innere Wert von Bitcoin wird nicht ausreichen, um die gesamte Weltbevölkerung reich zu machen. Irgendjemand wird irgendwann dafür zahlen.

Was ist der innere Wert von Bitcoin?

Nun, wir haben zunächst einen funktionalen Wert. Bitcoin basiert auf die Blockchain-Technologie. Es handelt sich um eine sogenannte Distributed-Ledger-Technologie. Kern der Technologie ist es, Transaktionen nahezu fälschungssicher dezentral zu verwalten.

Die Technologie ist brillant und wird einen großen Nutzen haben. Aber auch Papier hatte und hat einen großen Nutzen, trotzdem hat die Reichsmark keinen Wert mehr…

Bei Bitcoin gehen wir in allen Belangen eine Wette ein. Als Zahlungsmittel ist Bitcoin ungeeignet, da es zu sehr schwankt und deflationäre Eigenschaften hat (siehe Infobox). Es beschränkt sich daher, ähnlich wie bei Gold, eher auf die Funktion der Wertaufbewahrung. Wird sich Bitcoin als digitales Gold durchsetzen? Möglich ist das, allerdings sprechen auch ein paar Dinge dagegen.

Infobox Bitcoin als Zahlungsmittel

Bitcoin ist in seiner jetzigen Art denkbar ungeeignet als Zahlungsmittel. Da es mit 21 Mio Bitcoin ein begrenztes Volumen hat, wirkt es deflationär. Das bedeutet Bitcoin wird durch seine Begrenztheit tendenziell in Zukunft immer wertvoller und schafft damit weniger Anreize heute zu konsumieren (das neue Auto wird tendenziell morgen günstiger sein). Konsum ist aber die Voraussetzung für Wachstum in unserem aktuellen Wirtschaftssystem.

Als Alternative gibt es sogenannte Stable Coins. Das sind digitale Kryptowährungen, die ähnliche Eigenschaften haben wie unser jetziges Geld. Die Haupteigenschaft und z.B. eigentlich Aufgabe der EZB ist dabei die Preise möglichst stabil zu halten. Dies gelingt der EZB über die Steuerung der Geldmenge (das Angebot). Die Flexibilität der Geldmenge ist bei Bitcoin nicht gegeben und der Wert wird einzig durch die Nachfrage beeinflusst. Damit ist der Bitcoin ungeeignet als Zahlungsmittel in unserem jetzigen System.

Das schürfen von Bitcoin wird immer aufwendiger. Heute lohnt es sich noch neue Bitcoins zu schürfen. Über die Zeit kann aber immer weniger geschürft werden und etwa 2040 wird der letzte der 21 Mio Bitcoin geschürft sein. Die Schürfbelohnung in Form von neuen Bitcoins wird damit zunehmend wegfallen.

Welches Interesse werden aber die Schürfer dann haben, sehr viel Energie in die Berechnung neuer Blocks zu stecken? Denn die Berechnung wird weiterhin notwendig sein, um Transaktionen zu dokumentieren.

Die zweite Einnahmequelle der Schürfer sind die Transaktionsgebühren. Schon heute kann man mit höheren Gebühren eine Transaktion beschleunigen. Zukünftig wird sich der voraussichtlich enorme Energiebedarf mit Transaktionsgebühren finanzieren müssen.

Der innere Wert von Bitcoin ergibt sich aus dem potenziellen funktionalen Wert einer digitalen Wertaufbewahrung, den Kosten für das Schürfen neuer Coins und das Berechnen von Transaktionen. Wobei die Schürfkosten eine Leistung sind, die bezahlt werden muss. Einen Wert an sich stellt es zunächst nicht dar.

Anders gesagt: Der Unterhalt ist doch recht teuer. Stellt sich der funktionale Wert nicht ein, dann lohnt es sich nicht mehr Energie für die Berechnung der Blocks zu investieren. Das System wird zwangsläufig kollabieren. Es würde heute auch niemand auf die Idee kommen Aufwand zu investieren, um Reichsmark zu drucken.

Der äußere Wert von Bitcoin

Bisher wird nur über ein Verbot diskutiert, aber noch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Warum das so ist, zeigt der äußere Wert vom Bitcoin. Die Marktkapitalisierung vom Bitcoin liegt bei ca. 1 Billion Dollar. Das ist deutlich unter 1% des Wertes vom Fiatgeld (Euro, Dollar, etc.), etwas über 1% der Marktkapitalisierung aller Aktien und nicht einmal 0,5% des weltweiten Immobilienwerts. (Basis dieser Angaben: https://www.visualcapitalist.com/all-of-the-worlds-money-and-markets-in-one-visualization-2020/ hochgerechnet auf den aktuellen Bitcoin-Kurs).

Marktkapitalisierung von Bitcoin im Vergleich zu Aktien, Geld und Immobilien
Wert von Aktien, Geld und Immobilien im Vergleich zu Bitcoin. Ein Kästchen entspricht dem aktuellen Gesamtwert von Bitcoin.
Quelle: Eigene Berechnung auf Basis der aktuellen Marktkapitalisierung von Bitcoin und Visualcapitalist

Noch ist der Bitcoin zu unbedeutend und zu wenig mit der Realwirtschaft verflochten als das er als akute Bedrohung angesehen wird.

Dies kann sich ändern und Transaktionen wie von Tesla dürften diese Gefahr allmählich steigern.

Je mehr Bedeutung Bitcoin für die Realwirtschaft hat, umso mehr Interesse werden die Staaten haben den Bitcoin zu regulieren. Da Bitcoin gerne als digitales Gold betitelt wird, kann man aus der Historie des Goldverbots vielleicht erahnen, wie so etwas aussehen könnte.

So könnte ein Bitcoin-Verbot durchgesetzt werden

Ja, Bitcoin ist eine dezentrale Technologie. Daher können die staatlichen Instanzen nicht einfach den Stecker ziehen, um Bitcoin zu verbieten. Den Bitcoin direkt zu verbieten, wird schwer bis unmöglich sein. Das wird aber auch keiner versuchen wollen.

Irgendwo müssen Bitcoin aber gehandelt und in die gesetzlichen Zahlungsmittel getauscht werden. Hier hat der Staat durchaus Möglichkeiten, um diesen Handel zu verbieten oder zumindest so zu erschweren, dass Bitcoin deutlich an Attraktivität und damit Wert verliert.

Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass Bitcoin einfach die gesetzlichen Zahlungsmittel ersetzt und damit ein Umtauschen gar nicht mehr notwendig sein sollte.

Wer glaubt, dass der Staat einfach zuschaut, wie ihm die wichtigste Einnahmequelle Steuern durch eine Etablierung des Bitcoins als alternatives Zahlungsmittel langsam wegbricht, der hat unseren aktuellen Finanzminister Olaf noch nicht in seiner Bestform gesehen.

Wenn Bitcoin die Realwirtschaft der Staaten gefährdet, werden die Staaten Gegenmaßnahmen einleiten. Wann das sein wird, kann man nicht absehen. Dass es aber bei einer immer größeren realwirtschaftlichen Bedeutung irgendwann passieren wird, das ist durchaus wahrscheinlich.

Ein Wort noch zu Bitcoin und Nachhaltigkeit

Bitcoin und das Land der Herkunft meines Nachnamens haben ein paar Gemeinsamkeiten. Der jährliche Stromverbrauch von Bitcoin entspricht etwa dem der gesamten Niederlande. Dass auch das aktuelle Bruttoinlandsprodukt der Niederlande etwa die aktuelle Marktkapitalisierung des Bitcoins entspricht, ist wahrscheinlich nur Zufall.

Der Niederländer erwirtschaftet also jährlich den aktuellen Wert aller Bitcoins. Ich behaupte mal, der gemeine Niederländer ist grundsätzlich produktiv. Beim Fußball wären sie gerne auch produktiver als wir, allerdings gelingt ihnen das zum Glück nur selten.

Aber ich schweife ab. Der Energiebedarf für das Schürfen von Bitcoins ist immens und wird weiter steigen. Das Thema Nachhaltigkeit beim Thema Bitcoin sollte daher bei Überlegungen nicht außer Acht gelassen werden.

Fazit

Als langfristiger, prognosefreier Anleger ist Bitcoin für mich persönlich keine Option. Der Bitcoin ist keine Anlageklasse im Sinne der Robinson Strategie und hat für mich daher keinen echten inneren Wert.

Bitcoin ist daher eine Wette auf steigende Kurse. Die Wette kann die nächste Zeit aufgehen. Langfristig muss sich aber entweder der funktionale Wert der alternativen Wertaufbewahrung durchsetzen oder Bitcoin wird zwangsläufig kollabieren, da die Kosten für die Berechnung von neuen Blöcken früher oder später nicht mehr wirtschaftlich sein können.

Es könnte auch Bitcoin-Szenarien geben, an die heute noch keiner denkt. Sowohl positiv als auch negativ. Quantencomputer zum Beispiel wären eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit (und damit dem funktionalen Wert) des Bitcoins. Sie wären in der Lage die Verschlüsselung im Nu zu knacken. Vielleicht ermöglichen neue Techniken wie Quantencomputer aber auch wieder neue Möglichkeiten.

Ob Bitcoin irgendwann verboten wird steht in den Sternen. Unwahrscheinlich ist es allerdings nicht.

Wer weiß es schon? Wie gesagt: Es ist eine Wette. So was macht ein prognosefreier Anleger einfach nicht. 😊

Weitere Informationen zum Thema

Aktueller Artikel: Ray Dalio warnt: „Bitcoin könnte schon bald verboten werden“
Aktueller Artikel: Gemini-Chef: „Bitcoin wird niemals verboten werden“

Finanztip: Sollte man Kryptowährungen oder Bitcoins kaufen?
Stiftung Warentest: Die riskante Welt von Bitcoin & Co
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