Fr. Sep 20th, 2024

Wieviel Vermögen brauchst du, um 1.000 € passives Einkommen monatlich zu generieren? Laut der 4-Prozent-Regel brauchst du dafür 300.000 €.

Die 4-Prozent-Regel sagt vereinfacht, dass du das 25fache deines Jahresbedarfs an passiven Einkommen als Vermögen brauchst, ohne dass dein Vermögen zu Lebzeiten aufgebraucht wird.

Stell dir vor, du hast kurz vor dem Ruhestand 300.000 € zur Verfügung und möchtest dir im Ruhestand eine regelmäßige monatliche Rente auszahlen lassen. Welche Möglichkeiten hast du?

  • Du kannst das Geld sicher anlegen und dir jeden Monat einen Betrag auszahlen lassen. Je nach Höhe des monatlichen Betrags wird das Geld irgendwann aufgebraucht sein.
  • Du kannst eine Sofortrente abschließen. Dafür zahlst du das Geld in einen Vertrag ein und der Vertragspartner garantiert dir eine lebenslange monatliche Rente.
  • Du kannst dir mit der 4-Prozent-Regel deine eigene lukrative und flexible „Rentenversicherung“ bauen und damit deine monatliche Auszahlung erhöhen und sogar flexibel steuern.

Die 4-Prozent-Regel im direkten Vergleich

Bevor wir uns anschauen, was genau hinter der 4-Prozent-Regel steckt, schauen wir uns zunächst einen Vergleich der drei Varianten an.

  Auszahlung Sofortrente 4-Prozent-Regel
Einzahlung 300.000 € 300.000 € 300.000 €
monatl. Rente 1.000 € 900 € 1.000 €
Laufzeit 25 Jahre lebenslang lebenslang
Flexibilität hoch gering hoch
Risiko Inflation Inflation, Anbieterinsolvenz Renditereihenfolgerisiko
Restkapital je nach Laufzeit,
nach 25 Jahren 0 €
0 € um die 300.000 €

Die 4-Prozent-Regel vereint eine im Vergleich hohe monatliche lebenslange Rente mit einer hohen Flexibilität bei der Auszahlungsrate. Die monatliche Rente wird jährlich an die Inflation angepasst und erhält damit die Kaufkraft. Das Kapital wird über die Laufzeit nicht aufgebraucht. Sie hat dafür das sogenannte Renditereihenfolgerisiko (Sequence-of-Return Risk), auf welches ich in diesem Beitrag noch eingehe.

Die Variante Auszahlung reicht 25 Jahre bei einer jährlichen Entnahme von 4% bis das Kapital aufgebraucht ist. Durch die Inflation wird die Kaufkraft zunehmend abnehmen.

Bei der Sofortrente ist ein Rentenfaktor von 30 (also 30 € monatliche Rente pro 10.000 €) eher bei den besseren Angeboten zu realisieren. Oft liegt der Rentenfaktor unter 30. Auch hier wird durch Inflation die Kaufkraft über die Zeit sinken. Der Rentenfaktor wird in Zukunft durch die längere Lebenserwartung voraussichtlich sinken.

So funktioniert die 4-Prozent-Regel

Die 4-Prozent-Regel basiert auf der sogenannten Trinity-Studie. Die Trinity-Studie hatte 1998 zum Ziel eine sichere Entnahmerate bei einem Portfolio mit einem schwankender Aktien-Anteil zu bestimmen. Das „Sicher“ beschreibt das Ziel für eine bestimmte Auszahlungsperiode (im Allgemeinen die Zeit im Ruhestand) eine konstante Entnahme (inflationsbereinigt) zu tätigen, ohne dass das Portfolio aufgebraucht wird.

Die Studie kam zu dem Schluss das eine jährliche Entnahmerate von 4% eine möglichst hohe Entnahme bei gleichzeitig geringem Risiko eines Aufbrauchens darstellt.

Die 4-Prozent-Regel bedeutet damit auch, dass du schnell berechnen kannst, wieviel Vermögen notwendig ist, um ein passives Einkommen zu generieren. Dafür bestimmst du deinen jährlichen Bedarf und multiplizierst diesen mit 25.

Benötigst du beispielsweise 40.000 € Einkommen pro Jahr, dann ist ein Vermögen von 1.000.000 € notwendig, um das regelmäßige passive Einkommen zu generieren.

Hier ist stets zu beachten, dass Abgaben wie Steuern nicht von dieser Regel abgedeckt werden. In Deutschland ist aktuell auf den Ertragsanteil auch immer noch die 25% Abgeltungsteuer zzgl. Soli und evtl. Kirchensteuer zu berücksichtigen.

Die 4-Prozent-Regel ist in der sogenannten FIRE-Community sehr beliebt. FIRE steht für Financial Independence, Retire Early. Zu Deutsch also Finanzielle Unabhängigkeit, Frühzeitiger Ruhestand.

Du musst aber nicht zwingend das Ziel haben, möglichst früh finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen. Die 4-Prozent-Regel kann auch super für die selbstgemachte „Rentenversicherung“ genutzt werden.

So kannst du die 4-Prozent-Regel umsetzen

In der ursprünglichen Trinity-Studie wurde mit einem Portfolio von 50% Aktien und 50% Anleihen simuliert.

Damals hatten Anleihen noch einen substanziellen Beitrag zur Rendite geleistet. Der Grund ist der seit Jahrzehnten anhaltende Trend von sinkenden Zinsen und damit einhergehenden guten Renditen von Anleihen. Durch den Trend stiegen langlaufende Anleihen über die Jahre kontinuierlich und konnten damit einen guten Teil zur Gesamtrendite beitragen.

In meinen Beiträgen „Was tun bei Negativzinsen?“ und „Historische Renditen von Aktien, Immobilien, Anleihen, Bargeld und Gold seit 1985 im Vergleich“ gehe ich auf das Thema Zinsen und Anleihen ein.

Sofern die Zinsen nicht noch weiter in den negativen Bereich sinken, werden Anleihen in den nächsten Jahren nicht zur Rendite beitragen können.

Aus diesem Grund müssen wir die 4-Prozent-Regel mit einer Aktienquote von 100% umsetzen, da nur der Aktienanteil in diesen Zeiten in der Lage ist, langfristig diese 4% zu erwirtschaften.

Die einfachste Art das umzusetzen ist also sein Kapital in einen der Welt-ETFs (z.B. Vanguard FTSE All-World) zu stecken, jedes Jahr 4% zu entnehmen und zu hoffen, dass das Renditereihenfolgerisiko nicht eintritt.

Ich bin generell ein Freund von einfachen Lösungen und hier könnte der Artikel jetzt zu Ende sein, da alles zur 4-Prozent-Regel gesagt wurde. Wenn, ja wenn das verdammte Renditereihenfolgerisiko nicht wäre.

Die Spaßbremse: Das Renditereihenfolgerisiko

Das Leben ist nicht ohne Risiko und so flexibel, lukrativ und attraktiv die 4-Prozent-Regel auch ist, sie trägt ein Risiko mit sich.

Da die 4-Prozent-Regel eine höhere Rendite verspricht, müssen wir im Gegenzug bereit sein ein Risiko zu tragen. So ist seit jeher die Logik des Anlegens.

Was bedeutet das jetzt konkret. Stellen wir uns folgendes Szenario vor. Rune Ruhestand zahlt 1.000.000 € in einen Welt-ETF und möchte fortan Jahr für Jahr inflationsangepasst 40.000 € pro Jahr entnehmen.

Da der Welt-ETF im historischen Durchschnitt ca. 5% reale (inflationsbereinigte) Rendite gemacht hat, sollte das Portfolio über die Zeit sogar etwas wachsen.

Nun schwanken die Märkte bekanntlich und eine langfristige Rendite sagt nichts über die kurz- und mittelfristigen Schwankungen aus.

Stellen wir uns vor, Rune hat einen sehr schlechten Zeitpunkt für den Ruhestand gewählt. Die Märkte rauschen gerade ab und der Welt-ETF halbiert sich über die Zeit. Durch die ursprüngliche Festlegung auf 40.000 € würde bei einer Halbierung auf 500.000 € faktisch 8% aus dem Portfolio entnommen.

Das kann langfristig nicht gut gehen, da in frühen Phasen das Depot deutlich reduziert und damit dem Portfolio immer mehr Kapital als Substanz zum „Arbeiten“ entzogen wird. Je länger das Portfolio in frühen Phasen auf einem niedrigen Niveau verharrt, umso mehr Kapital fehlt für die langfristige Rendite.

Kommt es also kurz nach dem Ruhestand zu einer länger anhaltenden schlechten Marktphase, dann ist das Gift für die Langlebigkeit unseres Portfolios.

Wie geht man jetzt mit diesem Risiko um. Ein paar offensichtliche Möglichkeiten sind die Reduzierung der Entnahmerate sowie die Inkaufnahme von schwankenden Jahresbeträgen zur Schonung des Portfolios.

Die beiden Blogger Oliver (fugalisten.de) und Georg (finanzen-erklaert.de) haben sich sehr ausgiebig mit der 4-Prozent-Regel und der Entnahmestrategie auseinandergesetzt. Hier sollte bei Interesse für dieses Thema jeder eine passende Strategie finden, um das Renditereihenfolgerisiko zu minimieren oder faktisch ganz zu eliminieren.

Bis zum Ruhestand kann aber als grobe Daumenregel sehr gut mit der 4-Prozent-Regel bzw. dem Faktor 25 gerechnet werden, um das eigene Ziel für eine (zusätzliche) monatliche Rente zu bestimmen.

Fazit

Geld ins Welt-Depot einzahlen, zurücklehnen und unkompliziert monatliche Rente kassieren. Voraussetzung ist das 25fache des benötigten Jahresbetrags vor Steuern und nicht das Pech kurz nach dem Ruhestand in einen längerfristig schwachen Markt zu gelangen.

Ich werde im Ruhestand meinen Entnahmeplan auf Basis der 4-Prozent-Regel umsetzen. Welche Entnahmerate ich dann benötige und inwieweit ich mit dem Renditereihenfolgerisiko umgehe, werde ich dann sehen. Mit den Strategien der Blogger Oliver und Georg fühle ich mich aber sehr gut gerüstet.

Weitere Informationen zum Thema

Frugalisten.de Von den Zinsen leben – Entnahmestrategien unter der Lupe (1. Teil einer 8-teiligen Serie)
Finanz erklärt: Artikel zum Thema Entnahmestrategie

Der Finanzwesir rockt: Podcast zum Entnahmestrategie mit Oliver von frugalisten.de

Mein Name ist Andree de Boer. Ich investiere seit Jahren passiv und prognosefrei mit der 1-ETF-Strategie erfolgreich in die Weltwirtschaft. Ich habe Erfahrung mit Immobilien, Immobilienfinanzierung und hole selbst aus der Riester-Rente eine überdurchschnittliche Rendite heraus.

Ich verstehe unser Steuersystem und habe Erfahrungen mit der Optimierung von Abfindungen. Ich habe umfangreiches Wissen im Bereich staatliche Förderung. Ich zeige dir wie du mit der Rürup-Rente eine Vorsorge nach schwedischem Vorbild anlegen kannst.

Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder und habe mich daher ausgiebig mit Anlagemöglichkeiten für Kinder und dem Thema Taschengeld auseinandergesetzt.

Ich kenne die Vor- und Nachteile unseres Rentensystems. Ich entziffere deine Renteninformation und durchleuchte deinen Altersvorsorgevertrag. Ich habe ausgerechnet warum sich bei der Geldanlage ab 50 eine freiwillige Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung lohnen kann

Ich nutze den Vorteil eines Privatanlegers gegenüber institutionellen Anlegern und realisiere damit langfristig eine bessere Rendite als die Profis.

Auf meinem Blog berichte ich von meinen Erfahrungen und Recherchen zu allen Themen aus dem Bereich Privatfinanzen.

Auch wenn alle Konzepte eigenständig umgesetzt werden können, hat nicht jeder Zeit und/oder Lust sich um seine Finanzen zu kümmern. Für diese Menschen biete ich mein Finanzcoaching an.

Möchtest du einen ganzheitlichen Blick auf deine Finanzen, dann trete mit mir in Kontakt und wir finden heraus, wie ich dir helfen kann.