Den Investment Case rund um die Warner Bros. Discovery Aktie (WBD) hatte ich im Februar 2022 hier im Blog vorgestellt. Anfang April 2022 wurde der Spin-Off von Warner Media aus dem AT&T Konzern vollzogen. Warner Media fusionierte mit Discovery und das kombinierte Unternehmen ist ab sofort einer der führenden US Medienkonzerne mit einem erwarteten Umsatz von über $50 Mrd.
In meiner Analyse vom Februar hatte ich orakelt:
„Allerdings könnte die WBD Aktie im Zuge des Mergers anfangs unter Druck geraten, da zu erwarten ist, dass viele der eher dividendenorientierten AT&T Aktionäre ihre im Rahmen des Spin-Off zugeteilten WBD Aktien kurzfristig verkaufen wollen. Das könnte dann eine echte Kaufgelegenheit sein.“
Tatsächlich hat die WBD Aktie in den vergangenen zwei Monaten seit dem Merger überdurchschnittlich viel verloren. Ich habe die WBD Aktie nach dem 40% Kurssturz bis auf 15$ daraufhin nun in das High-Tech Stock Picking wikifolio aufgenommen.
https://aktien.guide/aktien/Warner-Bros-Discovery-US9344231041
Die Bewertung der WBD Aktie
Die Anzahl der ausgegebenen WBD Aktien ist mit der Fusion vereinbarungsgemäß drastisch angestiegen und beträgt aktuell ca. 2,4 Mrd. Die WBD Marktkapitalisierung beträgt bei einem Aktienkurs von ca. 15$ also ungefähr $36 Mrd.
Den Enterprise Value schätze ich aktuell (auf Basis der vor der Fusion erwarteten Zahlen zur Verschuldung) auf $85-90 Mrd. Bei einem Umsatz von $52 Mrd. in 2023 wäre das ein EV/Sales von 1,7 für die Aktie von Warner Bros. Discovery (gemäß meiner Pi-mal-Daumen Schätzung).
Genauere Zahlen zum Enterprise Value (EV) erfahren wir wohl erst nach Ende des Q2 in einigen Wochen. Denn leider wird auf allen gängigen Internetplattformen (auch beim aktien.guide) der EV von WBD noch falsch ausgewiesen. Der Grund dafür ist, dass diese Kennzahlen in den Datenbanken i.d.R. auf Basis der letzten vorliegenden Bilanz (also zum 30.03.22) berechnet werden. Da der Merger von Discovery mit Warner Media erst Anfang April vollzogen wurde, werden wir die korrekten Zahlen auf Basis der ersten konsolidierte Bilanz erst nach dem Q2 sehen.
Die Bewertung von Netflix und Disney
Auch andere führende Medienaktien haben in den letzten Monaten stark an Bewertung eingebüßt. Interessant ist, dass das EV/Sales Verhältnis sowohl von Netflix als auch von Disney nach dem Kurssturz ca. 3 beträgt.
Der historische Bewertungsaufschlag, den Netflix viele Jahre lang als reinrassiger Streaming-Player genoß, gehört zumindest derzeit der Vergangenheit an. Denn die Investoren schauen in Zeiten der Zinswende verständlicherweise mehr auf den Cashflow, der bei Netflix immer noch nicht nachhaltig positiv ist.
Die Bewertung von Netflix versus Disney Aktie
Im direkten Vergleich mit Disney und Netflix dürfte also nach Vorlage der Q2 Zahlen zumindest auf Basis des EV/Sales-Verhältnisses einiges an Aufholpotential für die WBD Aktie sichtbar werden (ca. 75% !?). Und dass obwohl auch die Wettbewerber teilweise historisch niedrig bewertet sind.
Ich freue mich schon auf einen fundierteren Vergleich der drei Streaming-Riesen nach der Vorlage der Bilanz zum 30.06.22 Und insgeheim hoffe ich darauf, dass die Unterbewertung von WBD dann nach und nach von der Investorengemeinde erkannt wird.
Allerdings wird in den kommenden Quartalen zunächst die hohe Verschuldung gegen die WBD Aktie sprechen. In Zeiten schnell steigender Zinsen dürfte dieser Malus doppelt schwer wiegen. Es wird einige Quartale dauern, bis offenbar wird, ob das vor der Fusion ausgegebene Ziel eines Free Cashflow von $8 Mrd. für WBD ab 2023 erreichbar ist. Das wäre dann ein EV/FCF Verhältnis von 11, was im direkten Vergleich z.B. mit Disney sehr günstig wäre.
Sollte sich abzeichnen, dass die hohe WBD Verschuldung (wie vom Management angekündigt) innerhalb von zwei Jahren deutlich zurückgeführt werden kann, so ist mit einer höheren Bewertung der WBD Aktie auch auf Basis des Cashflow Multiple zu rechnen.
Die Investition in WBD ist eine Vertrauensfrage
Ich gehe davon aus, dass die im Vorfeld der Fusion genannten Planzahlen realistisch sind. Denn ich vertraue dem WBD Management rund um David Zaslav und Gunnar Wiedenfels. Sie haben wiederholt deutlich gemacht, dass sie den Erfolg des neuen Medienriesen nicht alleine am Subscriber-Wachstum der DTC (Direct to Consumer) Produkte messen werden, sondern vor allem auch an der Entwicklung des Cashflows.
Und dass sie nicht gedenken, zu viel in Content zu investieren, so wie es bei der Konkurrenz im Rahmen der Streaming Wars in den letzten Jahren üblich war. Insgesamt wurde bei Warner Media und Discovery zuletzt ca. $23 Mrd. p.a. in Content investiert. Das ist sogar noch weit mehr als das Content Budget bei Netflix oder Disney vorsieht. Es gibt da also viel Potential, um auch von der Ausgabenseite her den Cashflow des WBD Konzerns anzuschieben und die angekündigten $3 Mrd. Synergien p.a. zu heben.
Gehört WBD in ein Tech-Portfolio?
Es bleibt die berechtigte Frage, ob man einen Medienriesen wie WBD in ein Tech-Portfolio wie das High-Tech Stock Picking wikifolio aufnehmen sollte. Ich habe mich aufgrund des langfristig sehr guten Chance/Risiko-Verhältnisses der WBD Aktie dafür entschieden.
Der zentrale Punkt des WBD Investment Cases liegt auf der Entwicklung des Streaming-Geschäftes. Netflix und andere Streaming Anbieter werden von den Investoren sicherlich zu den Tech-Aktien im weiteren Sinne gezählt. Und ich denke es ist für die Stabilität eines Tech Portfolios ein Vorteil, wenn dort nicht nur Hard- und Softwareaktien aus der IT-Branche einen Platz haben.
Letztlich zählt wohl doch vor allem, ob ein aktives Portfolio eine nachhaltige Outperformance erzielen kann und welches Risiko man dafür eingehen muss.
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Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt Aktien von Warner Bros. Discovery sowie Disney und aktien.guide. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die ,rechtlichen Hinweise.