Weniger als 6 Wochen nach meinem letzten Beitrag über die Warner Bros. Discovery Aktie vom 8. November ist heute schon wieder ein Update fällig.
Denn seitdem ist der Kurs der Warner Bros. Discovery Aktie (WBD) um weitere 25% nach oben geschnellt. Damit ist die Aktie in den letzten 2 Monaten um 70% regelrecht explodiert.
Was war passiert?
Zunächst hatte WBD für das Q3 2024 erstmals seit der Fusion von Warner Media mit Discovery einen (kleinen) Nettogewinn ausgewiesen. Und dann kamen innerhalb weniger Tage zwei Meldungen aus dem Unternehmen, die endgültig die Weichen für eine höhere Bewertung durch den Kapitalmarkt stellten.
Erweiterung der Partnerschaft mit Comcast
Der in Deutschland wenig diskutierte amerikanische Medien- und Kommunikationsriese Comcast ist seit vielen Jahren ein wichtiger Partner, aber auch Konkurrent von Warner Bros. Discovery. Erst vor wenigen Wochen kündigte Comcast die Ausgliederung der meisten seiner Kabelnetze in eine eigene Aktiengesellschaft an.
Zu Comcast gehören neben den Xfinity Kabelnetzen und Fernsehsendern wie NBC die Filmstudios Universal und Dreamworks sowie der Streamingdienst Peacock – und auch das europäische Sendernetz Sky, welches seit vielen Jahren ein strategischer Partner von Warner in Europa ist.
Alle Sky-Kunden in Großbritannien, Deutschland und anderen europäischen Ländern sehen die Filme der Warner Studios und die erfolgreichen Serien von HBO seit vielen Jahren im Rahmen ihres Sky-Abonnements. Neben den Sportrechten sind die WBD-Inhalte das wohl wichtigste Argument für ein Sky-Abonnement überhaupt.
Zuletzt war das Verhältnis zwischen Comcast und WBD extrem angespannt. Denn WBD wird nach Auslaufen eines bestehenden Lizenzvertrages auch in den bisher gemeinsam bearbeiteten europäischen Märkten mit seinem globalen Streamingdienst Max an den Start gehen und damit ab 2026 direkte Konkurrenz zu Sky machen. Wie belastet das Verhältnis zuletzt war, zeigt sich daran, dass WBD im Streit um die Ausstrahlungsrechte der zukünftigen Harry-Potter-Serie von Comcast sogar verklagt wurde.
Nun der Befreiungsschlag: WBD und Comcast haben eine Reihe langfristiger Verträge geschlossen, die den Kunden von Xfinity in USA und Sky in Großbritannien auch in Zukunft den Zugang zu WBD-Inhalten garantieren. Die Vereinbarung umfasst auch die weitere Ausstrahlung linearer Kabelprogramme der WBD-Gruppe wie TNT, TBS, CNN, Discovery, Food Network und HGTV. Darüber hinaus hat sich Comcast die Rechte gesichert, die werbefinanzierten Versionen von Max und Discovery+ in seine eigenen Streaming-Angebote aufzunehmen.
Besonders hervorzuheben ist die Ausweitung der Zusammenarbeit zwischen Sky UK und WBD. Mit der Einführung von Max in Großbritanien Anfang 2026 wird Sky-Kunden eine neue, nicht-exklusive, werbefinanzierte Max-App zur Verfügung stehen. Die App wird in das Sky-Angebot integriert. Damit verfügt Max von Anfang an über eine große Nutzerbasis von Abonnenten in UK, die im Bundle für Sky inklusive Max zahlen und zusätzlich über Werbung monetarisiert werden. Mit dieser Vereinbarung ist auch der Rechtsstreit zwischen Comcast und WBD um die Rechte an der kommenden „Harry Potter“-Reihe beendet.
Ob es für den Start von Max in Deutschland eine ähnliche Vereinbarung mit Sky geben wird, ist mir nicht bekannt.
Der Deal mit Comcast ist für WBD von großer Bedeutung, da er dem Unternehmen nach dem Verlust der NBA-Rechte u.a. an NBCUniversal von Comcast, Stabilität verleiht. Die genauen Bedingungen sind nicht bekannt, aber das Management zeigte sich auf einer Investorenkonferenz letzte Woche sehr zufrieden. Es wurde betont, dass Comcast im Rahmen der Vereinbarung mehr Geld als bisher an Sky zahlen wird, um weiterhin WBD-Inhalte in seinem Portfolio anbieten zu können. Darüber hinaus werden die Gebühren für Comcast für das gesamte Portfolio pro Abonnent jährlich steigen.
Abtrennung des Legacy TV Geschäftes vom Studios/Streaming-Business
Zusätzlich zum Comcast-Deal hat WBD eine neue Unternehmensstruktur angekündigt, die ab sofort umgesetzt wird und bis Mitte 2025 in Kraft treten soll. Das Unternehmen wird in zwei separate operative Bereiche aufgeteilt:
Global Linear Networks: Dieser Bereich umfasst das traditionelle lineare TV-Geschäft mit den etablierten Nachrichtensendern, Sportkanälen und TV-Programmen. Der Fokus dieses schrumpfenden Legacy-Geschäfts liegt auf der Maximierung der Profitabilität und des Free Cashflows, um die Verschuldung des Gesamtkonzerns zügig weiter zu reduzieren.
Streaming & Studios: Dieser Bereich umfasst die globale Streaming-Plattform Max sowie die Film- und Unterhaltungsstudios von WBD. Auch HBO gehört dazu. Der Fokus in diesem Bereich liegt auf einer Kombination aus Wachstum und einer hohen Rendite auf das investierte Kapital.
Die neue Struktur schafft zunächst mal grundsätzlich die Voraussetzungen für eine mögliche Abspaltung des Legacy-Geschäfts nach dem Vorbild von Comcast. Das ist dann auch für WBD zumindest eine Option für die Zukunft.
Ebenso wichtig finde ich, dass WBD Streaming & Studios in Zukunft sehr gut mit anderen zukunftsträchtigen Medienunternehmen des digitalen Zeitalters (sprich Netflix) vergleichbar sein wird. Der Umsatz von WBD Streaming & Studios wird 2025 wohl rund 23 Milliarden Dollar betragen. Dieser dürfte zu etwa gleichen Teilen aus dem Streaming (dem Direct-to-Consumer-Segment) und dem Studiogeschäft stammen.
Zum Vergleich: Der Umsatz von Netflix soll 2025 auf knapp $44 Mrd. steigen. Damit dürfte Netflix vom Umsatz zunächst knapp doppelt so groß sein wie WBD Streaming & Studios.
Allerdings ist Netflix gemessen an der Marktkapitalisierung von $393 Mrd. derzeit mehr als 13x so teuer wie WBD ($28 Mrd.). Berücksichtigt man die Netto-Verschuldung, so ist der Netflix Enterprise Value (+$400 Mrd.) immerhin mehr als 6x höher als der EV von WBD (65 Mrd.)
Geht man davon aus, dass nach der Restrukturierung von WBD ein Großteil der Nettoverschuldung auf Global Linear Networks entfallen wird, entsteht mit WBD Streaming&Studios ein altlastenfreies Wachstumsunternehmen, das ein echter Herausforderer des Branchenprimus Netflix werden dürfte.
WarnerBros. Discovery versus Netflix
Denn es ist absehbar, dass der WBD Streaming-Dienst Max in den nächsten zwei Jahren schneller wachsen wird als Netflix, zumindest was die Zahl der Abonnenten angeht. Dafür dürfte allein schon der Eintritt in zahlreiche neue Märkte sorgen, in denen Netflix schon lange aktiv ist. Auch das Wachstumspotenzial durch die technische Unterbindung der Mehrfachnutzung von Login-Daten liegt noch vor WBD, während Netflix diesen Wachstumsschub bereits hinter sich hat.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Profitabilität der neuen WBD Streaming- und Studios Organisation im Vergleich zu Netflix entwickeln wird. Ich bin diesbezüglich recht optimistisch, denn das WBD Management um CEO David Zaslav und CFO Gunar Wiedenfels haben in der Vergangenheit schon mehrfach mit Bravour bewiesen, wie man ein Medienunternehmen auf Profitabilität trimmt.
Fazit zur Warner Bros. Discovery Aktie
Die jetzt angekündigte Restrukturierung bei WBD ist nur ein erster Schritt und ändert grundsätzlich nichts an den Zahlen und Herausforderungen des Unternehmens.
WBD ist nach wie vor von den hohen Cash-Flow-Margen der schrumpfenden Linear Networks abhängig, denn die Schulden verschwinden durch die Restrukturierung des Konzerns selbstverständlich nicht.
Aber wir können diesen Schritt als Vorbereitung für einen zweiten, größeren Schritt sehen. Ein Verkauf, eine Fusion oder ein Spin-Off von Linear Networks erscheint mir mittelfristig recht wahrscheinlich.
Es wird für die neue kleinere WBD dann darauf ankommen, eine gute Balance zwischen Wachstum und Profitabilität zu finden – vor allem im direkten Vergleich mit Netflix und den anderen Streaming-Anbietern.
Ich bleibe nach den jüngsten Meldungen sehr optimistisch, dass WBD einer der führenden Player in einer zukünftigen rein digitalen Medienlandschaft sein wird – und dass der Aktienkurs in einigen Jahren dann deutlich höher stehen wird als heute.