1.000 € im Monat für jeden, ohne Wenn und Aber! Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) klingt sehr attraktiv und könnte eine Lösung für unsere zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen sein. Bei den etablierten Parteien in der Politik wird es zwar zunehmend diskutiert, ist in der Breite aber noch nicht Teil der politischen Agenda.
Jens Kahlsdorf vom Alster Business Club bewirbt sich mit dem Kernthema Bedingungsloses Grundeinkommen für den Bundestag. Ich unterstützte ihn bei der Bewerbung und verbinde damit auch die Hoffnung, dass das Thema seinen Platz auf der politischen Agenda findet.
Hier aber allein auf die Politik zu warten, würde ich nicht empfehlen. Neben dem Diskurs um die Vor- und Nachteile des BGEs kann jeder bereits heute die Weichen stellen, um zukünftig ein persönliches BGE zu erhalten.
Kohle fürs Nixtun? Das Bedingungslose Grundeinkommen kurz erklärt
1.000 € Monat für Monat für jeden und ohne Bedingungen. Klingt wie ein Traum, oder? Eine vierköpfige Familie hätte garantiert monatlich 4.000 € zur Verfügung. Gekauft!
Jetzt gibt es leider ein paar unerfreuliche Themen, die diesen Traum unsanft in die Realität zurückholen und so Fragen aufwerfen wie: Wie soll das finanziert werden? Dann wird doch keiner mehr arbeiten gehen! Sollen die Reichen das etwa auch bekommen? Das ist doch ungerecht!
Ja, diese Fragen müssen ausgiebig diskutiert werden – und das werden sie auch. Ich nehme mir in diesem Blog die Freiheit meine Sicht der Dinge auf einige immer wieder geäußerte Fragen darzustellen.
Wie soll das finanziert werden?
Viele Befürworter des BGEs (u.a. Thomas Straubhaar in diesem Video) sehen das Problem nicht bei den aktuellen Einnahmen, sondern bei der bürokratischen und undurchsichtigen Verteilung der Sozialleistungen, die nicht so effektiv bei den Empfängern ankommen, wie es möglich wäre.
Ein zweites Argument ist die massive Vereinfachung unseres Steuersystems.
Ich bin kein Steuerberater, habe mich aber recht intensiv mit der Thematik Steuer befasst und habe dadurch Wissen aufgebaut, welches mich in die Lage versetzt legal Steuern zu sparen. Dieses Wissen ist aber so speziell und wahrlich hart erarbeitet, dass ein Großteil der Steuerzahler von diesen Vorteilen nicht profitieren kann, ohne auf einen Experten zurückzugreifen. Die, die es sich leisten können, beauftragen einen Experten und optimieren die steuerliche Situation. Der Rest zahlt brav seine Steuern, ohne von möglichen Optimierungen zu profitieren. Die Ungerechtigkeit wird damit bereits auf der Ebene unseres komplizierten Steuersystems manifestiert.
Ich glaube, dass ein schlankes und unbürokratisches System gepaart mit einfachsten Steuerregeln die bestehenden Mittel bereits fairer und effektiver verteilen kann.
Sollen die „Reichen“ das etwa auch bekommen?
Stell dir vor, du hast ein Einkommen von 5.000 € und zahlst rund 30% Steuern. Es bleibt dir also 3.500 € netto übrig. Jetzt stellt dir vor, du bekommst steuerfrei 1.000 € und verdienst 5.000 € dazu. Der Steuersatz für die 5.000 € liegt jetzt bei 50%. Wieviel Gesamt-Netto bleibt am Ende übrig? Genau, bei diesem Beispiel hat sich nichts am Nettobetrag geändert.
Der große Vorteil der zweiten Variante ist, dass ich das BGE bedingungslos (und damit unbürokratischer) auszahlen kann. Über das dann sehr einfache Steuersystem werden die „Reichen“ ihren Anteil über die Steuer abführen, ohne irgendwelche Steuerschlupflöcher nutzen zu können.
Aber dann geht doch keiner mehr arbeiten!
Als Führungskraft habe ich mich intensiv mit meinem Menschenbild auseinandergesetzt. Dabei bin ich unter anderem auf die X-Y-Theorie gestoßen. Die Theorie X sagt: Der Mensch ist unwillig. Die Theorie Y sagt: Der Mensch ist engagiert. Meine persönliche Beobachtung in den langen Jahren als Führungskraft ist, dass bei passenden Rahmenbedingungen der Großteil der Menschen engagiert ist.
Im Arbeitsleben ist das z.B. das Vertrauen dem Menschen die Freiheit zu geben, um sich überhaupt engagieren zu können. Beim BGE ist es die finanzielle Sicherheit, die viele Menschen dazu veranlassen wird aus ihrem Hamsterrad auszubrechen und ihre wahren Stärken in die Gesellschaft einzubringen.
Mein generell positives Menschenbild gibt mir daher die Überzeugung, dass die wenigsten den ganzen Tag faulenzen werden. Das ist meiner Erfahrung nach auch gar nicht in der Natur des Menschen.
Der Diskurs ist noch lange nicht zu Ende
Es sind noch viele Fragen zu klären! Ich denke aber das BGE ist eine große Chance für unsere zukünftigen Herausforderungen. Auch wenn die Politik sich bisher nicht dazu durchringen kann das Thema auf die politische Agenda zu setzen, so werden wir früher oder später etwas an unserem Sozialsystem tun müssen. Das BGE – wie auch immer dann konkret ausgestaltet – scheint mir vielversprechend zu sein.
Was du heute schon persönlich machen kannst, erläutere ich im nächsten Abschnitt.
Dein eigenes BGE
1.000 € pro Monat, sein Leben lang. Wie kann ich das selbst hinbekommen? Nun, man kann es zumindest recht einfach ausrechnen.
Nach der 4%-Regel braucht man 300.000 € in einen Welt-ETF, um mit hoher Wahrscheinlichkeit sein Leben lang inflationsbereinigt monatlich 1.000 € entnehmen zu können.
Infobox: Die 4%-Regel
Die 4%-Regel sagt, dass man 4% eines breit gestreuten Aktienportfolios entnehmen kann. Dabei besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Portfolio nicht aufgebraucht wird. Die Blogger Frugalisten und Finanzen? Erklärt! haben sich in ihren Beiträgen ausführlich mit verschiedenen Entnahmestrategien und den Risiken auseinandergesetzt. |
Mit der heutigen steuerlichen Regelung (25% Abgeltungssteuer) sind 400.000 € nötig, um monatlich netto 1.000 € überwiesen zu bekommen.
Bei einer vierköpfigen Familie benötige ich je nach steuerlicher Situation zwischen 1,2 Mio und 1,6 Mio €, um ein Monatseinkommen von 4.000 € zu realisieren.
Gut, ich nehme an die wenigsten werden solche Summen auf ihr Konto und noch weniger in ein Welt-ETF gesteckt haben.
Wir wollen aber in die Zukunft schauen.
Stellen wir uns vor, bei einem Neugeborenen investieren wir das Kindergeld von monatlich 219 € in einen Welt-ETF. Der Nachwuchs spart diesen Beitrag nach Ende des Kindergelds selbst monatlich an. Mit einer angenommenen realen Rendite von 5% wird nach 44 Jahren das Depot bei 400.000 € liegen. Der Nachwuchs hat also mit 44 sein eigenes bedingungsloses Grundeinkommen realisiert.
Wenn Oma und Opa schon heute einen Startbetrag von 10.000 € dazugeben, hat der Nachwuchs bereits mit etwa 40 Jahren sein bedingungsloses Grundeinkommen realisiert.
Wer heute im Erwerbsleben schon 1.000 € zurücklegen kann, wird nach ca. 20 Jahren ein bedingungsloses Grundeinkommen beziehen können.
Was du tun musst, um dein bedingungsloses Grundeinkommen zu beziehen, kannst du ganz individuell mit dem Sparrechner ausrechnen. Annahmen: 5% Realrendite und Endkapital 400.000 €. Alle anderen Parameter können individuell gesetzt werden.
Fazit
Das bedingungslose Grundeinkommen spaltet die Gemüter. Gerade die Coronakrise zeigt, dass ein Verteilen von schnellen Hilfen an bürokratischen Prozessen scheitert. Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte vielen in diesen Zeiten zumindest die Existenzsorgen nehmen.
Auf der anderen Seite steht die Frage wie das finanziert werden soll und wie sich ein BGE dann auf die Preise und Löhne auswirken würde.
Alles offene Fragen. Du könntest aber bereits heute die Hebel umlegen, um sukzessive dein ganz persönliches BGE aufzubauen. Die Investition in einen weltweiten ETF (siehe auch meinen Beitrag 1 Welt-ETF reicht) lässt dich das aufwandsarm realisieren.
Beitragsbild von Oldiefan auf Pixabay
Informationen zum Thema
Wikipedia: Bedingungsloses Grundeinkommen
Netzwerk Grundeinkommen: https://www.grundeinkommen.de/
Mein Grundeinkommen: https://www.mein-grundeinkommen.de/
Grundeinkommen selber machen: https://bge.community/
Hartz IV sanktionsfrei: https://sanktionsfrei.de/
Ich verfolge das Ziel finanzielles Wohlbefinden zu ermöglichen. Finanzielles Wohlbefinden heißt die finanziellen Angelegenheiten geklärt zu wissen und die losen finanziellen Enden aufzulösen. Mit meinen Artikeln möchte ich dazu beitragen Finanzwissen zu teilen und jedem die Möglichkeit zu geben seine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen.
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