Fr. Nov 15th, 2024

Ich schätze, dass 95% der Privatanleger nicht das für sie passende Anlageprodukt haben. Denn das konkrete Produkt ist in Wahrheit weniger relevant als der persönliche Anlagebedarf.

Warum das so ist, erläutere ich am Beispiel eines Freizeitparks.

Was haben Geldanlagen und Freizeitparks gemeinsam

Schon seit meiner Kindheit bin ich von Freizeitparks fasziniert. Vor allem Achterbahnen ziehen mich magisch an.

Als Kind sind meine Oma und Opa häufig mit meinem Cousin und mir in den Heidepark gefahren. Dort sind wir endlos mit Big Loop gefahren, während Oma und Opa durch den Heidepark spaziert sind.

Mit meinen Kindern favorisiere ich den Hansa Park. Günstig am Meer gelegen bietet sich auch ein längerer Aufenthalt mit Strandurlaub an.

Als Achterbahnfan habe ich meine Kinder auch ermutigt Achterbahnen auszuprobieren. (Bei meiner Frau war die Ermutigung weniger von Erfolg gekrönt. Ich hätte vielleicht nicht gleich mit Colossos aus dem Heide Park anfangen sollen.)

Mein Sohn hat schon früh für seine Verhältnisse Risikobereitschaft gezeigt. Mit skeptischem Blick, aber festem Willen, bezwang er die Kinderachterbahn Rasender Roland (heute Royal Scotsman).

Als er 1 Jahr später wieder vor der Wahl stand, ob er fährt, schlug die Risikowahrnehmung zu. Er konnte sein Umfeld bewusster wahrnehmen und entschied sich zunächst dagegen.

Seine ältere Schwester, die bereits die Loopingbahn Nessie zu ihrem Lieblingsobjekt auserkoren hat, sorgte dann indirekt dafür, dass der Rasende Roland doch eine Chance bei ihm bekam.

Mit viel Respekt stellten wir uns an. Mein Sohn klammerte sich enger als sonst an mich, ihm war die Sache nicht ganz geheuer. Als die Fahrt schließlich vorbei war, hat sich seine Risikowahrnehmung wieder eingenordet und es folgte eine Serie des beliebten „Nochmal!“.

Natürlich machen wir uns als Eltern bei unseren Kindern immer wieder die Gedanken, ob ein Fahrgeschäft passend für das jeweilige Kind ist.

Man kennt seine Kinder und weiß im Allgemeinen wie sie auf bestimmte Dinge reagieren. Meine Tochter z.B. fährt gerne Nessie. Doch der dunkle Tunnel am Ende der Fahrt ist nicht ihr Lieblingsabschnitt.

Hier kommt die Risikotragfähigkeit ins Spiel. Eine Fahrt mit der Achterbahn „Fluch(t) von Novgorod“ würde ich unter diesen Umständen bisher nur eingeschränkt empfehlen.

Möglicherweise wäre der Tag gelaufen und das Thema Achterbahn für die nächste Zeit ad acta gelegt

Meine Frau kann ein Lied davon singen. Nach der Fahrt mit „Fluch(t) von Novgorod“ war sie auf jeden Fall bedient und hatte aufgrund von leichten Beinschwächen Schwierigkeiten aus dem Labyrinth zu entkommen. Ich schwöre: Sie hat das freiwillig gemacht!

Zuallerletzt ist es auch wichtig den Risikobedarf der Kinder zu kennen. Auch wenn Mama es sehr gerne macht, wir können nicht den ganzen Tag mit dem Hansa-Park-Express fahren. Das würde die Kinder (und mich) auf Dauer langweilen.

Ein bisschen Thrill braucht es, um einen schönen Tag im Freizeitpark zu verbringen.

Ähnlich wie im Freizeitpark sind auch bei der Auswahl der Geldanlage die vier Risikofaktoren Risikobereitschaft, Risikowahrnehmung, Risikotragfähigkeit und Risikobedarf entscheidend.

Passen Anlageprodukte wie der ARERO für alle?

Stell dir vor, du gehst mit deinen Verwandten oder Bekannten in den Freizeitpark. In den seltensten Fällen werdet ihr alle gemeinsam dieselben Fahrgeschäfte fahren. Jeder hat seine persönlichen Favoriten, je nach den individuellen Risikofaktoren.

Dasselbe gilt für deine Geldanlage. Es gibt eine ganze Reihe von vorgefertigten Geldanlageprodukten, die allerdings nicht unbedingt zu deinen individuellen Risikofaktoren passen.

Schauen wir uns dafür als Beispiel das generell empfehlenswerte Geldanlageprodukt ARERO an.

Der ARERO ist mit 0,5% jährlichen Gebühren noch im vertretbaren Rahmen. Die Anlage ist breit gestreut und basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Also, alles gut, oder? Doch passt dieses Produkt für alle Anleger in jeder Lebenslage?

Schauen wir uns an was in der Geldanlage steckt. ARERO steht für Aktien, REnten und ROhstoffe. Die Aufteilung ist fest und beträgt 60% Aktien, 25% Renten (Staatsanleihen) und 15% Rohstoffe.

Die Aktien sind der chancenorientierte Anteil und die Rente der risikoarme Anteil.

Die Rohstoffe, tja da scheiden sich die Geister. Sie sind so zwischen Aktien und Renten angesiedelt. Leider haben sie über die letzten Jahre nicht so viel beigetragen und sind daher bei vielen Anlegern aktuell nicht so beliebt.

In der klassischen Aufteilung liegt der ARERO über dem groben Daumen bei ca. 70/30. Also 70% chancenorientierter Anteil und 30% risikoarmer Anteil.

Ein schneller Vergleich mit der Vanguard LifeStrategy 60 (Aufteilung 60/40) und Vanguard LifeStrategy 80 (Aufteilung 80/20) bestätigen den groben Daumen.

Mit dem ARERO legt sich der Anleger also auf eine Aufteilung 70/30 fest.

Das ist so auf der Ebene von „Fluch(t) von Novgorod“. Schon schöner Thrill, aber es könnte auch noch mehr geben. Auf der anderen Seite vielleicht nichts für meine Frau, denn da kann es möglicherweise in heißen Börsenphasen wackelige Beine geben…

Die richtige Geldanlage richtet sich nach den individuellen Risikofaktoren

Übertragen wir das Beispiel wieder auf unseren Freizeitpark.

Ein festes Anlageprodukt für alle ist etwa so als ob ich mit meiner Familie in den Six Flags Magic Mountain gehe. Ein ganzer Park voller Achterbahnen, den ich schonmal genießen durfte. Mir macht das Auf und Ab der Achterbahn oder an der Börse nicht so viel aus.

Für mich ein Traum, für meine Familie vielleicht weniger…

Jeder hat so seine individuellen Bedürfnisse. Ich favorisiere Fluch(t) von Novgorod, mein Sohn Rasender Roland, meine Tochter Nessie und meine Frau den Hansa Park Express.

Warum also bei der Geldanlage nur eine Version von der Stange erwerben, wenn es doch möglich und sinnvoll ist sie maßgeschneidert zu erhalten.

Die Auswahl der Geldanlage in der Praxis

Stellen wir uns die Zwillinge Sabine und Franz vor. Sabine ist Beamtin und Franz ist Selbständiger. Beide sind verheiratet und haben zwei Kinder.

Sabine hat durch ihren Beamtenstatus eine höhere Risikotragfähigkeit als Franz als Selbständiger. Sabine muss also potenziell weniger Puffer zurücklegen als Franz, da die zukünftigen Einnahmen sicherer sind.

Stellen wir uns vor, Sabine hat ihre Risikobereitschaft mit FinaMetrica ermittelt und kommt auf einen Wert von 40 von 100. Franz kommt auf einen Wert von 80.

Für Sabine wäre der ARERO (entspricht 70) nicht geeignet, da er gemessen an der Risikobereitschaft zu sehr schwankt. Für Franz hingegen ist er schon besser geeignet, es könnte aber auch noch ein Tick mehr Risiko sein.

Legen beide denselben Anlagebetrag an, dann ist der Risikobedarf bei Franz höher, da er keine Pension erhält und im konkreten Fall selbst für den Ruhestand vorsorgen muss. Franz könnte sich also entscheiden mehr Risiko zu einzugehen als der ARERO, um seine Vorsorge sicherzustellen.

Er könnte sich z.B. stattdessen für Vanguard Lifestrategy 80 mit 80% Aktienanteil entscheiden. Eventuell ist sein Risikobedarf aber auch noch höher und er entscheidet sich nach Abwägung zwischen persönlichem Risikobedarf und Risikobereitschaft für Vanguard FTSE All-World mit 100% Aktienanteil.

So findest du deine passende Geldanlage

Aber wie findest du die passende Geldanlage?

Zunächst solltest du deine individuelle Risikobereitschaft ermitteln. Als grobe Daumenregel kannst du dir überlegen wie viel dein Vermögen an den schwankenden Börsen einbrechen kann, ohne dass du in Versuchung kommst dich von den Aktien abzuwenden.

Den ermittelten Wert verdoppelst du und hast dann deinen Aktienanteil. Beispiel: Du kannst 30% Einbruch deines Portfolios ertragen. Damit wäre dein Aktienanteil 60% und der risikoarme Anteil (Tagesgeld, sichere Staatsanleihen) bei 40%.

Wissenschaftlich fundiert geht das mit FinaMetrica. Ich habe zwei Blogbeiträge dazu geschrieben. Für nur 79€ kannst du deine persönliche Risikobereitschaft ermitteln und als Basis für deine Anlageentscheidungen nutzen.

Ein besonderes Thema ist die Risikowahrnehmung. Denkst du beim Wort Aktie an die Telekom oder Wirecard, dann führt die Risikowahrnehmung eventuell dazu, dass du falsche Vorstellungen vom Aktienmarkt hast. In diesem Fall kann ein Finanzcoaching sinnvoll sein. Warum Finanzcoaching etwas anderes ist als Finanzberatung habe ich in meinem Blogartikel „Der Unterschied zwischen Finanzcoach und Finanzberater“ erläutert.

Mit Kenntnis der individuellen Risikobereitschaft sind grundsätzlich bereits die Voraussetzungen gegeben, um ein für dich passendes Portfolio zusammenzustellen. Allerdings ist damit deine individuelle Lebenssituation nicht berücksichtigt.

Hier kommen die Faktoren Risikotragfähigkeit und Risikobedarf ins Spiel.

Die Risikotragfähigkeit bestimmt wieviel du anlegen kannst, ohne existentielle Schwierigkeiten zu bekommen oder zu einem ungünstigen Zeitpunkt an dein Portfolio musst.

Der Risikobedarf bestimmt wie viel du anlegen musst, um deine finanziellen Ziele zu erreichen.

Ein persönlicher Finanzplan berücksichtigt alle Faktoren und stellt ein für dich auf deine individuelle Lebenssituation passendes Portfolio zusammen.

Ich biete die Erstellung eines persönlichen Finanzplans an.

Trete mit mir in Kontakt oder melde dich zu einem unverbindlichen Erstgespräch an.

Beitragsbild Hansapark

Mein Name ist Andree de Boer. Ich investiere seit Jahren passiv und prognosefrei mit der 1-ETF-Strategie erfolgreich in die Weltwirtschaft. Ich habe Erfahrung mit Immobilien, Immobilienfinanzierung und hole selbst aus der Riester-Rente eine überdurchschnittliche Rendite heraus.

Ich verstehe unser Steuersystem und habe Erfahrungen mit der Optimierung von Abfindungen. Ich habe umfangreiches Wissen im Bereich staatliche Förderung. Ich zeige dir wie du mit der Rürup-Rente eine Vorsorge nach schwedischem Vorbild anlegen kannst.

Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder und habe mich daher ausgiebig mit Anlagemöglichkeiten für Kinder und dem Thema Taschengeld auseinandergesetzt.

Ich kenne die Vor- und Nachteile unseres Rentensystems. Ich entziffere deine Renteninformation und durchleuchte deinen Altersvorsorgevertrag. Ich habe ausgerechnet warum sich bei der Geldanlage ab 50 eine freiwillige Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung lohnen kann

Ich nutze den Vorteil eines Privatanlegers gegenüber institutionellen Anlegern und realisiere damit langfristig eine bessere Rendite als die Profis.

Auf meinem Blog berichte ich von meinen Erfahrungen und Recherchen zu allen Themen aus dem Bereich Privatfinanzen.

Auch wenn alle Konzepte eigenständig umgesetzt werden können, hat nicht jeder Zeit und/oder Lust sich um seine Finanzen zu kümmern. Für diese Menschen biete ich mein Finanzcoaching an.

Möchtest du einen ganzheitlichen Blick auf deine Finanzen, dann trete mit mir in Kontakt und wir finden heraus, wie ich dir helfen kann.

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