So. Sep 22nd, 2024

Sichere Anleihen sind die schwarzen Schafe im Portfolio. Tragen nichts zur Rendite bei und nehmen Platz weg für die Renditebringer. Welche wichtige Rolle die schwarzen Schafe spielen und warum man sie nicht weißwaschen sollte, erläutere ich in diesem Beitrag.

Schaut man auf ein anständiges Portfolio, dann besteht es auf oberster Ebene aus einem renditeorientierten Anteil und einem sicherheitsorientierten Anteil.

Der renditeorientierte Anteil kann ein Welt-ETF auf Aktien wie z.B. der Vanguard FTSE All-World sein. Der sicherheitsorientierte Teil kann z.B. aus Tagesgeld, Festgeld oder Anleihen bestehen. Mein 100k-Konzept beschreibt die beiden Anteile.

Die Rolle von Anleihen im Portfolio ist Gegenstand dieses Beitrags.

Was sind Anleihen?

Anleihen kann man sich vorstellen wie flexibles Festgeld. Beim Festgeld zahle ich einen Beitrag bei einer Bank ein und erhalte den Betrag nach einem festgelegten Zeitraum zurück. Als Gebühr für die Überlassung des Geldes bekomme ich jährliche Zinsen auf den eingezahlten Betrag.

Anleihen funktionieren grundsätzlich genauso, haben aber noch weitere Eigenschaften, die sie flexibler, zugleich aber auch komplizierter machen.

Anleihen schwanken

Anleihen können, anders als Festgeld, an der Börse gehandelt werden. Damit haben sie einen täglichen Kurs.

Stellen wir uns vor, du hast für 5 Jahre 1.000 € in Festgeld zu einem Zinssatz von 2% angelegt. Die 2% entsprechen dem aktuellen Marktzins für 5 Jahre. Dein Freund kauft eine Anleihe mit gleichem Risiko wie beim Festgeld für 1.000 € mit einer Laufzeit von 5 Jahren und ebenfalls 2% Zinsen.

Gehen wir ein Jahr weiter. Der Marktzins für Festgeld mit vierjährigen Laufzeiten liegt jetzt bei 3%. Würdest du deinem Freund die Anleihe für 1.000 € abkaufen? Ich hoffe nicht. Für die Anleihe von deinem Freund mit einer Restlaufzeit von 4 Jahren bekommst du 2%, für Festgeld mit einer vierjährigen Laufzeit bekommst du jetzt 3%.

Du würdest die Anleihe nur zu einem Kurs kaufen, der am Ende mindestens zum selben Ergebnis führt wie die Anlage über die Alternative Festgeld. Dieser Kurs entspricht dem täglichen Wert an der Börse.

Würde deine Anlage in Festgeld an der Börse gehandelt werden, hätten sie dieselben Schwankungen wie Anleihen.

In diesem Beispiel werden völlig unabhängig von den Preisen an den Börsen die Anleihe und das Festgeld am Ende das exakt selbe Ergebnis haben. Voraussetzung ist nur, dass beides bis zum Ende der Laufzeit gehalten wird.

Anleihen können auch von Unternehmen und Staaten herausgegeben werden.

Anders als Festgeld können Anleihen auch von Unternehmen (also auch Nicht-Banken) und Staaten herausgeben werden. Damit erhöht sich die Möglichkeit drastisch, allerdings erhöhen sich auch die Risiken.

Eine Anleihe von einem Unternehmen oder Staat mit schlechter Bonität hat ein höheres Ausfallrisiko. Dieses höhere Risiko wird mit einem höheren Zins vergütet. Die sogenannte Risikoprämie.

Aufgrund dieses Risikos eignen sich nur wenige Anleihen für den sicherheitsorientierten Anteil.

Anleihen unterliegen nicht der Einlagensicherung.

Angenommen du hast ein Festgeldkonto und von der selben Bank Anleihen. Für Beträge bis 100.000 € unterliegt dein Guthaben auf dem Festgeldkonto der Einlagensicherung. Bei Anleihen gilt das nicht. Geht die Bank pleite, kann bei der Anleihe ein Teil oder sogar alles verloren sein – auch bei Beträgen unter 100.000 €.

Daher wählen wir für unser Depot nur sichere Anleihen. Aber was sind sichere Anleihen?

Was sind sichere Anleihen?

Zunächst einmal wollen wir das Währungsrisiko ausschalten und begrenzen die möglichen Anleihen auf Euro-Anleihen.

Das zweite Kriterium ist die Kreditwürdigkeit (Bonität) des Herausgebers (Emittent). Das bedeutet die Pleitewahrscheinlichkeit sollte möglichst gering sein.

Hier ist der deutsche Staat der sicherste Herausgeber. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen pleitegeht ist auf jeden Fall deutlich höher, als dass der Staat pleitegeht.

Gerd Kommer beschreibt in seinen Blogbeiträgen, warum Staatstanleihen ein grundsätzlich geringeres Risiko haben als Unternehmensanleihen aus dem jeweiligen Heimatland:

Die sichersten Anleihen für den deutschen Anleger sind daher Staatsanleihen in Euro von Staaten mit einer hohen Bonität (wie z.B. Deutschland).

Ist es eine gute Idee den sicherheitsorientierten Teil auf Rendite zu trimmen?

Die sicheren Anleihen haben genau eine Aufgabe: Sie sollen die Schwankungen des Aktiendepots reduzieren. Natürlich hat das seinen Preis: Je mehr sichere Anleihen im Depot, um so geringer die erwartete Rendite.

Jetzt kommt es offenbar nicht selten vor, dass bei langen guten Börsenphase die Anleihen immer mehr als Klotz am Bein wahrgenommen werden. Während die Aktien von Jahr zu Jahr steigen, dümpeln die sicheren Anleihen vor sich hin. In Phasen wie diesen sogar mit Negativzins.

Hier kommt oft mal der Impuls den sicherheitsorientierten Teil zu trimmen. Zum Beispiel mit Anleihen, die höhere Zinsen bieten als sichere Anleihen.

Dumm nur, dass mit einer solchen Aktion der sicherheitsorientierte Anteil reduziert und der renditeorientierte Anteil erhöht wird.

Denn nur weil Anleihe draufsteht, ist nicht Sicherheit drin. Die Sicherheit kann recht zuverlässig am Zins abgelesen werden. Je sicherer die Anleihe, umso niedriger der Zins.

Andersherum formuliert: Je höher der Zins der Anleihe, umso niedriger die Sicherheit.

Du kannst im Extremfall sogenannte Junk-Bonds (also Anleihen mit hohem Ausfallrisiko) mit besonders hohen Zinsen in dein Portfolio nehmen. Sie zählen dann aber zu dem renditeorientierten Anteil und nicht mehr zu dem sicherheitsorientierten Anteil.

Die Stunde der sicheren Anleihen schlägt nämlich dann, wenn die Aktienkurse z.B. aufgrund einer Wirtschaftskrise gen Süden rauschen. Jetzt spielen die sicheren Anleihen ihre Stärken aus und bewahren dein Portfolio von zu hohen Rückschlägen.

Was glaubst du passiert in dieser Situation mit Unternehmen, die offensichtlich bereits in finanziellen Schwierigkeiten sind, da sie für ihre Anleihen eine hohe Risikoprämie zahlen müssen?

Richtig, das werden die ersten Unternehmen sein, die in der Wirtschaftskrise pleitegehen. Mit Sicherheit hat das dann nichts mehr zu tun.

Fazit: Sichere Anleihen sind deine Rettungsringe, wirf sie nicht über Bord

Bei einem Schiff haben Rettungsringe und Rettungsboote unter normalen Umständen keine Funktion und nehmen eher Platz weg. Bei schöner See stören sie, bei starkem Sturm ist man vielleicht ganz froh sie zu haben.

Ähnlich wie bei der Seefahrt wirst du mit Aktien mit großer Sicherheit irgendwann in einen Sturm geraten. Je nach Sicherheitsbedürfnis solltest du dich daher nicht bei ruhiger See von deinen Rettungsringen und Rettungsbooten trennen, nur weil sie in dieser Situation nichts nutzen.

Das Argument wegen der Negativzinsen risikoreichere Anleihen oder Produkte ins Portfolio zu nehmen, trägt nicht, da die Negativzinsen die reale Renditestruktur deines Portfolios so gut wie gar nicht verändert. In meinem Beitrag „Was tun bei Negativzinsen?“ habe ich den Zusammenhang von Nominalzins, Inflation und Realzins aufgezeigt.

Wie du herausbekommst wieviel Rettungsringe und Rettungsboote du in deinem Portfolio brauchst, habe ich in meinem Beitrag „Mit FinaMetrica ermittelst du deine Risikobereitschaft und dein optimales Portfolio“ beschrieben.

Mit den LifeStrategy-Fonds von Vanguard kannst du den renditeorientierten Anteil und den sicherheitsorientierten Anteil individuell mit nur einem Produkt abbilden.

Also, lass die schwarzen Schafe in deinem Portfolio. Sie sorgen dafür, dass dein Portfolio entsprechend deiner Risikobereitschaft stabil bleibt und du auch in stürmischen Zeiten ruhiger schlafen kannst.

Beitragsbild von Dimitri Wittmann auf Pixabay

Mein Name ist Andree de Boer. Ich investiere seit Jahren passiv und prognosefrei mit der 1-ETF-Strategie erfolgreich in die Weltwirtschaft. Ich habe Erfahrung mit Immobilien, Immobilienfinanzierung und hole selbst aus der Riester-Rente eine überdurchschnittliche Rendite heraus.

Ich verstehe unser Steuersystem und habe Erfahrungen mit der Optimierung von Abfindungen. Ich habe umfangreiches Wissen im Bereich staatliche Förderung. Ich zeige dir wie du mit der Rürup-Rente eine Vorsorge nach schwedischem Vorbild anlegen kannst.

Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder und habe mich daher ausgiebig mit Anlagemöglichkeiten für Kinder und dem Thema Taschengeld auseinandergesetzt.

Ich kenne die Vor- und Nachteile unseres Rentensystems. Ich entziffere deine Renteninformation und durchleuchte deinen Altersvorsorgevertrag. Ich habe ausgerechnet warum sich bei der Geldanlage ab 50 eine freiwillige Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung lohnen kann

Ich nutze den Vorteil eines Privatanlegers gegenüber institutionellen Anlegern und realisiere damit langfristig eine bessere Rendite als die Profis.

Auf meinem Blog berichte ich von meinen Erfahrungen und Recherchen zu allen Themen aus dem Bereich Privatfinanzen.

Auch wenn alle Konzepte eigenständig umgesetzt werden können, hat nicht jeder Zeit und/oder Lust sich um seine Finanzen zu kümmern. Für diese Menschen biete ich mein Finanzcoaching an.

Möchtest du einen ganzheitlichen Blick auf deine Finanzen, dann trete mit mir in Kontakt und wir finden heraus, wie ich dir helfen kann.

Du möchtes auf dem Laufenden bleiben? Dann melde dich für den Newsletter an.