Als Selbstentscheider benötigt man keine Beratung. Hat man sich bereits für das passende Produkt entschieden, geht es darum, dieses möglichst kostengünstig zu erwerben. Bei Vanguard ETFs und Indexfonds gibt es mit Vanguard Invest Direkt jetzt die Möglichkeit das Produkt direkt beim Hersteller zu beziehen. Dabei bleibt sich Vanguard treu, wenn es um niedrige Kosten geht. Gleichzeitig wird – ganz im Sinne des Gründers John C. Bogle – das Spekulieren mit ETFs unattraktiv gemacht. Dieser Beitrag stellt den neuen Service vor.
Ich persönlich habe hauptsächlich Vanguard-Produkte in meinem Depot. Ich bevorzuge Vanguard als ETF-Anbieter, da die Eigentümerstruktur von Vanguard die Kosten der Produkte niedrig hält. In meinem Artikel „Wie der Vanguard-Effekt die Preise bei ETFs drückt“ habe ich die Details dazu erläutert.
Vanguard hat bereits einen Shop namens Vanguard Invest Anlageservice, um ihre Produkte direkt an Endkunden anzubieten. Hier gibt es eine digitale Beratung für Kunden, bei denen die konkrete Depotaufteilung noch nicht klar ist. In meinem Artikel „Mischt Vanguard mit seinem neuen Angebot den RoboAdvisor-Markt auf?“ stelle ich dieses Angebot vor.
Werksverkauf mit Vanguard Invest Direkt
Nun hat Vanguard mit Vanguard Invest Direkt ein Angebot für diejenigen geschaffen, die die Zusammensetzung ihres Depots selbst bestimmen wollen. Es handelt sich dabei quasi um einen Werksverkauf von Vanguard-Produkten. Wie bei anderen Werksverkäufen gibt es natürlich nur die Möglichkeit, Vanguard-Produkte zu kaufen.
Beide Angebote im Überblick:
Das Depot und die Sparpläne sind kostenlos. Käufe und Verkäufe kosten 7€. Schaut man sich die bekannten Neobroker an, erscheinen die 7€ nicht konkurrenzfähig. Anbieter wie Scalable Capital haben hier deutlich bessere Konditionen. Allerdings haben diese Anbieter auch ein anderes Geschäftsmodell als Vanguard.
Die Neobroker haben ein Interesse daran, dass die Anleger handeln. Je mehr gehandelt wird, desto mehr verdienen die Neobroker. In meinem Artikel „Scalable Capital Broker: Jetzt alle ETF-Sparpläne kostenlos! Das Für und Wider der 0 € Angebote“ habe ich mich mit dem Geschäftsmodell der Neobroker beschäftigt. Demnach leben die Neobroker davon, dass der Anleger spekuliert. Ein reiner Buy & Hold Anleger ist für die Neobroker nicht interessant.
Bei Vanguard ist es genau umgekehrt. Vanguard ist daran interessiert, dass der Anleger investiert und nicht spekuliert. Die 7€ sollen also mögliche ETF-Spekulanten vom Angebot fernhalten.
Doch wie verdient Vanguard eigentlich sein Geld bzw. kann seine Kosten decken? Auf Basis des Angebots Vanguard Invest Direkt würde ein reiner Buy & Hold Sparplan-Anleger nur Kosten produzieren. Vanguard profitiert davon, dass der Anleger die Vanguard-Produkte im Depot hält. Diese Vanguard-Produkte haben die für ETFs üblichen Gebühren von durchschnittlich 0,25% pro Jahr. Diese Gebühren finanzieren also das Angebot von Vanguard.
Im Gegensatz zu den Neobrokern ist der Handel mit ETFs für Vanguard nicht attraktiv und für den Anleger in den allermeisten Fällen auch nicht lukrativ. Daher werden im Interesse von Vanguard und der Anleger vergleichsweise hohe Gebühren für einmalige Käufe und Verkäufe erhoben.
Die Produktpalette von Vanguard Invest Direkt
Vanguard bietet im Februar 2023 insgesamt 87 ETFs und Indexfonds an. Darunter befinden sich auch die in diesem Blog vorgestellten ETFs:
- Aktien weltweit: Der Vanguard FTSE All-World ETF: Dir gehört die Welt
- Gemischte Fonds mit Aktien und Anleihen: Der All-Inclusive ETF? Mit Vanguard LifeStrategy Geldanlage weiter automatisieren
- Nachhaltig investieren: Nachhaltig anlegen in die grüne Welt-AG mit „Vanguard ESG Global All Cap ETF“
Bei Vanguard werden Anlageprodukte nach den Anlageklassen Aktien, Anleihen und Mischfonds und den Regionen Welt, Asien-Pazifik, Schwellenländer, Nordamerika, Europa, USA, Japan und UK angeboten.
Damit kann das Risiko (Anlageklasse) und ggf. der regionale Fokus des Depots gesteuert werden.
Themen-ETFs wie z.B. Erneuerbare Energien etc. werden von Vanguard bewusst nicht angeboten, da sie für eine langfristige Anlagestrategie weniger geeignet sind. Siehe dazu den Vanguard-Artikel „Wie viele ETFs braucht man wirklich?„.
Weitere Fakten für Selbstentscheider
Bei Vanguard Invest Direkt gibt es kein Verrechnungskonto. Die Beträge werden direkt vom Referenzkonto abgebucht bzw. gutgeschrieben. Es gibt auch keine zwischengeschaltete Depotbank. Der Handel erfolgt standardmäßig über die Börsenplattform Xetra. Der Kaufprozess ist so einfach wie möglich gestaltet.
Das Angebot bietet noch keine Gemeinschaftsdepots, Kinderdepots oder Unterdepots. Auch Entnahmepläne sind noch nicht vorgesehen.
Ein Übertrag von Vanguard in ein anderes Depot ist möglich. Umgekehrt leider nicht. Das heißt, bestehende Depots können noch nicht in das Vanguard-Depot übertragen werden.
Laut Vanguard soll das Angebot weiter ausgebaut werden, so dass die oben genannten Einschränkungen in Zukunft entfallen könnten.
Fazit
Für mich als Vanguard Fan ist Vanguard Invest Direkt sehr attraktiv. Als langfristiger Buy & Hold Anleger kann ich von den dauerhaft kostenlosen Sparplänen profitieren. Bei Vanguard muss ich mir auch keine Sorgen machen, dass ich als Buy & Hold Anleger irgendwann uninteressant werde. Das ist bei anderen Anbietern durchaus denkbar, weil ich dort nicht so recht ins Geschäftsmodell passe.
Ich werde das Angebot in Zukunft für einen Teil meines Sparplans nutzen. Die fehlende Übertragung des bestehenden Depots und die fehlende Möglichkeit eines Gemeinschaftsdepots hindern mich jedoch derzeit noch daran, das Angebot für mein gesamtes Depot zu nutzen.
Insgesamt ist das Angebot für Buy & Hold Anleger interessant, die in der Vanguard Produktpalette alles finden, was sie brauchen. Dies ist bei mir der Fall.
Weitere Informationen
Schritt für Schritt Anleitung von der Eröffnung bis zum Kauf bei Aktiengram: Vanguard startet Direkt-Depots in Deutschland
Finanztipp: Alles in einer Hand: ETFs bei Vanguard kaufen und lagern
Diskussion zum neuen Angebot im Wertpapierforum: Vanguard Invest Direkt
Mein Name ist Andree de Boer. Seit mehr als 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Finanzen. In meinem Blog berichte ich über meine Erfahrungen.
Dabei ist mir über die Zeit aufgefallen, dass der Schlüssel zum Erfolg bei Geld und Finanzen nicht primär in irgendwelchen Finanzprodukten liegt.
Vielmehr sind es die eigene Einstellung und das Verhalten, die den Erfolg maßgeblich beeinflussen.
Deshalb konzentriere ich mich zunehmend auf das Thema Finanzcoaching, um Menschen in die Lage zu versetzen, produktunabhängig gute Finanzentscheidungen zu treffen.
Dazu habe ich eine professionelle Ausbildung zum FCM Finanzcoach absolviert.
Meine Dienstleistungen biete ich völlig produktunabhängig auf Honorarbasis an.
In meinem Blog berichte ich auch über eigene Erfahrungen mit konkreten Finanzprodukten. Dies stellt jedoch ausdrücklich keine individuelle Empfehlung dar.
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